- Behandlung
SilverStar-Förderpreis 2014 verliehen
4 Minuten
Für ihr Engagement für eine bessere Lebensqualität von älteren Menschen mit Diabetes wurden auch in diesem Jahr wieder drei Projekte mit dem SilverStar-Förderpreis geehrt.
In Leipzig wurde zum vierten Mal der SilverStar Förderpreis der Berlin-Chemie AG an Projekte verliehen, die sich in vorbildlicher Weise für ältere Menschen mit Diabetes einsetzen. In diesem Jahr teilen sich gleichberechtigt drei Projekte die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung.
Die Siegerprojekte
Prämiert wurden die Projekte „Intelligente Schuhsohle zur Früherkennung entzündlicher Fußveränderungen“ der Magdeburger Universitätsklinik, „Der Diabetes-Assistent auf dem Handy“ der Charité Berlin sowie die „Initiative gegen Diabetes unter Afrikanern und Arabern in NRW unter besonderer Berücksichtigung älterer Menschen dieses Personenkreises“ des Deutsch-Afrikanischen Ärzte-Vereins e.V.
Mit dem SilverStar-Förderpreis werden jährlich Projekte oder Initiativen ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße für eine bessere Lebensqualität von älteren Menschen mit Diabetes einsetzen. Der Förderpreis ist Teil der Berlin-Chemie-Initiative „Unsere Zukunft wird älter. Zeit zu handeln.“ 2014 hatten sich insgesamt 23 Initiativen, Selbsthilfegruppen, Kliniken und Praxen um den SilverStar beworben.
Einlegesohle warnt vor Überlastung und Entzündung
„Nach zehn Jahren Zuckererkrankung hat die Hälfte der Patientinnen und Patienten schwere Schädigungen der Nervengefäße“, erläutert Prof. Peter R. Mertens von der Magdeburger Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie. Die Betroffenen würden nicht spüren, wenn sich an ihren Füßen Druckstellen bilden. Daraus resultierende Entzündungen begünstigten nicht selten die Entstehung eines Diabetischen Fußes, erklärt Mertens.
„Wir wissen, dass erhöhter Druck über längere Zeit eine Minderdurchblutung auslöst und die Hauttemperatur an dieser Stelle sinkt. Etwa fünf bis sieben Tage bevor ein Geschwür entsteht, steigt die Temperatur in dem Bereich um etwa vier bis fünf Grad an“, berichtet der Diabetologe.
Wichtigen Fortschritt gerade für ältere Diabetiker mit Neuropathie
Mit diesem Wissen wurde die präventive Schuhsohle entwickelt und mit Druck- und Temperatursensoren ausgestattet, die gemessene Daten an eine Smartphone-App übermittelt. Sowohl bei schlechter Durchblutung der Füße als auch bei einem Temperaturanstieg gibt die App ein Warnsignal, fordert so zur Bewegung auf und ermöglicht einen frühzeitigen Arztbesuch. “Die intelligente Sohle kann praxisnah gerade für ältere Diabetiker mit Neuropathie einen wichtigen Fortschritt darstellen”, betont Mertens. “Hierdurch könnten Krankenhausaufenthalte und Amputationen vermieden werden.“
Nachdem der Prototyp entwickelt und getestet wurde, möchten der Magdeburger und sein interdisziplinäres Team aus IT-Experten, Orthopädischen Schuhmachern und Ingenieuren die Schuhsohle nun bei Menschen mit schwerer Diabetischer Neuropathie über einen längeren Zeitraum unter Alltagsbedingungen einsetzen. Dabei soll auch die Smartphone-App weiterentwickelt werden.
Die Jury lobt die erfindungsreiche Idee und ihre Umsetzung. “Für Patientinnen und Patienten, aber natürlich auch für das betreuende medizinische Personal wäre die intelligente Schuhsohle eine große Unterstützung im Alltag”, ist sich Dr. Dr. Andrej Zeyfang, Laudator und Mitglied der Jury, sicher.
Diabetes-Assistent auf dem Handy hilft beim Selbstmonitoring
Bei älteren Diabetikerinnen und Diabetikern kann es im Alltag leicht passieren, dass sie vergessen, ihren Blutzucker zu messen, Medikamente einzunehmen oder ausreichend zu trinken. Die Folge: Die Diabetes-Therapie kann ihre volle Wirksamkeit nicht entfalten. Die Unzufriedenheit ist groß, wenn es den Betroffenen nicht gelingt, ihren Diabetes in den Griff zu bekommen.
Hier schafft die Smartphone-App My Therapy Abhilfe. Die App zur Therapiebegleitung chronischer Krankheiten wie Diabetes wurde von Marten Haesner und seinem Team von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin gemeinsam mit dem Münchner Unternehmen smartpatient auf die Bedürfnisse älterer Menschen optimiert.
„Die App hilft den Patientinnen und Patienten, einen Überblick über ihre Gesundheit zu bekommen, unterstützt sie bei der Erhebung gesundheitsbezogener Daten und erinnert sie an Aktivitäten“, erklärt Haesner. Als Therapieassistent überträgt My Therapy die Diabetes-Therapie jeden Tag in eine übersichtliche Aufgabenliste, die der Patient bzw. die Patientin nach und nach abarbeitet. Am Ende des Tages ist auf einen Blick zu sehen, wie konsequent die Therapie umsetzt wurde.
Auch Senioren können mit morderner Technik umgehen
Die Smartphone-App wird von den älteren Menschen sehr gut angenommen. „Die Vorurteile, dass Senioren keine Technik einsetzen können, sind haltlos“, ist sich Haesner sicher. „In unserer Arbeitsgruppe ‘Alter & Technik’ machen wir tagtäglich andere Erfahrungen.“ Die AG möchte nun untersuchen, welchen Einfluss My Therapy langfristig auf den Gesundheitszustand und damit auf die Lebensqualität der Nutzerinnen und Nutzer hat. Im Zuge dessen soll auch die Software weiterentwickelt werden.
Ausschlaggebend für die Auszeichnung mit dem SilverStar-Förderpreis war der innovative und zukunftsweisende Charakter des Projektes. „Die App bietet älteren Menschen mit Diabetes Möglichkeiten zum Selbstmonitoring, die in dieser Form und seinem Ansatz bislang einzigartig sind“, hebt Jurymitglied Torsten Flöttmann hervor.
Ältere Migranten mit Diabetes – Beispielhaftes Projekt für die “Hilfe zur Selbsthilfe”
Die meisten der rund 16.000 heute in NRW lebenden afrikanischen Seniorinnen und Senioren kamen in den frühen 1960er Jahren als Arbeitsmigranten nach Deutschland. Die öffentliche Gesundheitsaufklärung erreicht diese älteren Menschen aufgrund oft ungenügender Sprachkenntnisse jedoch nur selten.
Der Deutsch-Afrikanische Ärzte-Verein e.V. (DAAEV) hat es sich daher zum Ziel gesetzt, ältere Menschen mit afrikanischen oder arabischen Wurzeln gezielt anzusprechen, um sie über Diabetes zu informieren. Wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist dabei das Vertrauen, das afrikanischen Ärzten aufgrund ihrer Herkunft und ihres Wissens um die regionalen kulturellen Besonderheiten entgegengebracht wird.
Im Rahmen der Initiative gegen Diabetes unter Afrikanern und Arabern in NRW unter besonderer Berücksichtigung älterer Menschen dieses Personenkreises richten die Ärzte des DAAEV Informationsveranstaltungen in afrikanischen Gemeinden, Moscheen, Sportorganisationen und Verbänden aus. Eine eigens dafür entwickelte Diabetes-Broschüre in verschiedenen afrikanischen Sprachen, Arabisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch hilft, die Aufklärung zu unterstützen.
Verständnis für ältere afrikanische und arabische Patienten verbessern
Da die Kommunikation zwischen deutschen Ärzten und älteren afrikanischen Patienten häufig an der unterschiedlichen Auffassung von Krankheit und Gesundheit scheitert, erarbeitet der DAAEV derzeit ein Konzept zum Thema Kultur und Gesundheit. Fortbildungen und Informationsmaterial für deutsche Ärzte sollen dazu beitragen, das Verständnis für ältere afrikanische und arabische Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Der SilverStar-Förderpreis
Weitere Informationen zum SilverStar-Förderpreis finden Sie unter www.silverstar-preis.de.
Anliegen der Jury ist es, die Initiative stellvertretend für alle Projekte oder Personen zu ehren, die Aufklärungsarbeit bei Migranten leisten, welche ansonsten aus dem Raster der üblichen Gesundheitsaufklärung fallen, verdeutlicht der Juryvorsitzende Prof. Dr. Cornel Sieber aus Nürnberg. Damit solle aber auch der Signalcharakter, den die Initiative hat, hervorgehoben werden. „Wir möchten bei diesem Projekt insbesondere die ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ auszeichnen“, stellt Sieber heraus. „Es ist enorm, mit welchem hohen sozialen Engagement sich alle Beteiligten einbringen.“
mit Materialien der Berlin-Chemie AG
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aktuelles
Produktion des Dexcom G6 wird eingestellt: Was Nutzerinnen und Nutzer jetzt wissen müssen
2 Minuten
- Leben mit Diabetes
Diabetes-Anker-Podcast: Ein Tag für Menschen mit Typ-1-Diabetes – Ausblick auf den t1day 2026
2 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
loredana postete ein Update vor 1 Tag, 13 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
-
-
tefanie3010 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 6 Stunden
Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
Viele Grüße-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 12 Stunden
Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena
-
moira antwortete vor 1 Tag, 10 Stunden
Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute
-
tefanie3010 antwortete vor 17 Stunden, 56 Minuten
@lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.
-
tefanie3010 antwortete vor 17 Stunden, 54 Minuten
@moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.
-
