- Behandlung
Sind Sie ein Stress-Esser?
4 Minuten
Fast alle Menschen ernähren sich anders, wenn sie über längere Zeit mit Stress oder negativen Emotionen wie Ärger, Unsicherheit oder Angst konfrontiert sind. Kennen Sie das auch? Sicher!
Wie schon das Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ ausdrückt: Was wir essen und trinken, beeinflusst nicht nur unseren Körper, sondern auch die Psyche. Unsere Gefühle beeinflussen das Essverhalten auf vielfältige Weise – Liebeskummer schlägt auf den Magen, und Prüfungsstress weckt Heißhunger auf Knabbereien; umgekehrt verändert auch Essen die Gefühlslage. Das beste Beispiel ist Schokolade, die sich oft als Tröster in der Not erweist und Glücksgefühle auslösen kann.
Stress beeinflusst das Essverhalten
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Stress bei den allermeisten Menschen einen großen Einfluss auf das Essverhalten hat: Manche essen und trinken mehr, manche weniger – die allermeisten essen anders. Personen mit Übergewicht essen in Stressphasen zumeist mehr und greifen häufiger zu kalorienreichen Lebensmitteln wie Schokolade, Keksen oder Chips.
Und auch die Bewegungsvorsätze kommen nicht selten ins Trudeln, wenn der Stress zunimmt. Langfristig ist es daher wichtig, dass übergewichtige Menschen Situationen, die bei ihnen mit zu viel Essen verbunden sind, einmal kritisch hinterfragen – und nach alternativen Strategien suchen, um mit diesen Situationen besser umzugehen.
Warum essen Menschen bei Stress anders?
Wahrscheinlich sind ganz alte Programme des Menschen dafür verantwortlich, dass Menschen bei Stress anders essen. Denn Stress war früher und ist auch heute noch überlebenswichtig. Stress versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, und die Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol ermöglichten dem Menschen der Vorzeit bei einer Bedrohung – etwa durch ein Mammut –, schnell wegzulaufen oder zu kämpfen.
„Fliehe oder kämpfe“ war eine Art Überlebensprogramm für die Menschen der Frühzeit. Im Moment der akuten Gefahr hatten sie überhaupt keinen Appetit, versuchten in der darauffolgenden Ruhephase, sich die Energie mit rasch resorbierbaren, möglichst süßen Lebensmitteln schnell wieder zu holen, die sie bei einer möglichen Flucht oder einem Kampf verbraucht hatten.
Und heute? Der Stress ist im Laufe der Evolution völlig anders geworden, aber über zu wenig Stress können wir in unserer heutigen Zeit nicht klagen. Es ist viel weniger akuter als chronischer Stress, der uns heute zusetzt. Aber auch heute noch werden bei Stress vermehrt Stresshormone wie Kortisol freigesetzt, die vor allem bei chronischem Stress das Appetitempfinden verstärken, obwohl der Körper eigentlich überhaupt keine Nahrung benötigt.
Denn der Stress von heute verbraucht weit weniger Energie als eine Flucht oder ein Kampf zu Vorzeiten – jedoch reagiert unser Körper noch nach dem alten Muster. In stressigen Zeiten signalisiert unser Gehirn dem Körper, sich mit ausreichend Energie zu versorgen. Und das ist eigentlich genau das, was Sie bei dem Vorhaben, abzunehmen, nicht gebrauchen können …
Warum essen und trinken Menschen unter Stress oft mehr und ernähren sich weniger gesund?
- Essen ist für die meisten Menschen positiv besetzt. Besonders der Genuss süßer Lebensmittel löst positive Gefühle aus.
- Essen ist in der Regel schnell verfügbar und wird oft dazu benutzt, um eine negative Stimmung zu regulieren, sich „etwas Gutes“ zu tun.
- Oft essen wir nicht, weil wir hungrig sind, sondern „emotionalen Hunger“ haben.
- Bei Stress wirkt Essen als Stresspuffer.
- Unter Stress essen wir oft nicht geplant, sondern impulsiv.
- Bei Stress verlieren wir leichter die Kontrolle, was und wie viel wir essen.
- Essen unter Stress ist oft kalorienreicher und weniger gesund.
Die Lust auf Süßes
Oft steigt in stresshaften Situationen auch die Lust auf Süßes. Warum? Das hängt mit unserem Belohnungssystem zusammen, welches ebenfalls unser Essverhalten beeinflusst – und Süßes ist mit positiven Gefühlen assoziiert.
Auch das hat evolutionäre Wurzeln: Schon Neugeborene bevorzugen die Geschmacksqualitäten süß und umami (würzig), während Bitteres und Saures mit Vorsicht genossen wird. Süßigkeiten oder schnell greifbare Sachen zum Essen haben leider einen recht großen Nachteil: Sie haben viele Kalorien und machen nicht wirklich satt.
Ungeplantes Essen und Trinken
Und noch eine Sache ist bei Stress in puncto Essen nachteilig: Stress erhöht die Impulsivität und reduziert geplantes Verhalten. So ist auch die Kontrolle über unser Essverhalten reduziert – und Essen soll eher negative Emotionen regulieren. Wahrscheinlich kennen auch Sie Situationen, in denen Sie ganz gegen Ihre eigentlichen Absichten in den Kühlschrank oder ins Süßigkeitendepot greifen, damit Sie danach eine bessere Stimmung haben.
Wie schaut es bei Ihnen aus? Machen Sie den Test!
Neigen auch Sie dazu, in Stresssituationen mehr und weniger gesund zu essen? Hier sind 4 Fragen, mit denen Sie herausfinden können, ob Sie ein „Stressesser“ sind:
| ✓ | ✗ | |
| Ich esse oft, obwohl ich eigentlich nicht wirklich hungrig bin. | ☐ | ☐ |
| Ich esse mehr, wenn ich negative Gefühle habe – traurig, überfordert, wütend, einsam etc. | ☐ | ☐ |
| Ich esse mehr, wenn ich mich unwohl fühle. | ☐ | ☐ |
| Mir fällt es schwer, mich bei Stress oder auch Langeweile von Lebensmitteln fernzuhalten. | ☐ | ☐ |
Auswertung
| ✓ | Wenn Sie alle Fragen mit „Nein“ beantwortet haben, sind Sie kein „Stressesser“. | |
| ✗ | Wenn Sie mindestens eine der Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, spielt Stress für Ihr Essverhalten eine große Rolle – je mehr Fragen Sie bejaht haben, desto stärker ist dieser Zusammenhang. Sie sollten sich Gedanken machen, wie Sie die emotionalen Gründe für Ihr Essverhalten in den Griff bekommen könnten. Hilfreich hierfür ist es, einmal über 1 Woche ein Ernährungsprotokoll zu führen, um für Sie typische Situationen herauszufinden, in denen Stress und negative Gefühle Ihr Essverhalten steuern (Ernährungstagebuch downloaden). |
Zusätzlich verändern wir im Stress – ohne dass uns dies so deutlich bewusst ist – unser Essverhalten und auch den Tagesablauf. Meist ist das für das Vorhaben, abzunehmen, nicht unbedingt förderlich: Wenn Sie wenig Zeit für das Essen haben, steigt das Risiko, eher unkontrolliert zu essen und häufiger zu Fast Food zu greifen.
- Wenn Übergewicht zum Problem wird
- Sind Sie ein Stress-Esser?
- Anders mit Stress umgehen
von Prof. Dr. phil. Bernhard Kulzer
Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM),
Diabetes Zentrum Mergentheim, 97980 Bad Mergentheim
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (1) Seite 24-25
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 19 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 14 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig