So kommen Sie gesund durch die kalte Jahreszeit

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So kommen Sie gesund durch die kalte Jahreszeit

Das Wetter wirkt sich enorm auf unser Wohlbefinden aus; es gibt sogar Zusammenhänge mit der Verschlimmerung oder dem Auftreten bestimmter, manchmal ernsthafter Erkrankungen. Im Rahmen des MONICA-Projektes der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich, dass ein plötzlicher Kaltlufteinbruch mit etwa 10 °C Temperatursenkung die Herzinfarktrate um ca. 11 Prozent erhöht, die Rate für Re-Infarkte (zweiter Infarkt) um 26 Prozent sowie dadurch die Rate für plötzlichen Tod um ebenfalls 11 Prozent.

Kälte schwächt

Welche Gefahren bestehen konkret?

1. Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege mit anfallsartiger Atemnot durch Verengung der Atemwege (Brochialobstruktion). Durch immer wiederkehrende Entzündungen nimmt die Empfindlichkeit der Atemwege (bronchiale Hyperreagibilität) zu, hervorgerufen durch verschiedene Reize. Von der Erkrankung betroffen sind etwa 5 Prozent der Erwachsenen und bis zu 10 Prozent der Kinder. Bei 45-jährigen Erwachsenen überwiegt die Asthma-Form, die durch Infekte ausgelöst und verstärkt wird, im Jugendalter das rein allergische Asthma.

Es gibt zahlreiche mögliche Auslöser für einen Asthmaanfall:

Wer Asthma hat, sollte im Winter besonders auf eine ausreichende Therapie mit z. B. inhalierbaren Sprays und evtl. auch Tabletten achten. Außerdem sollten Betroffene beim Heraustreten in die Kälte nie direkt die kalte Luft einatmen, sondern sich z. B. einen Schal/ein Tuch vor den Mund halten.

Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist, sich rechtzeitig gegen die Virusgrippe impfen zu lassen, denn wer eine chronische Erkrankung wie Diabetes hat, trägt auch ein höheres Grippe-Risiko. Für Menschen über 60 Jahre ist zusätzlich eine Impfung gegen besondere Erreger der Lungenentzündung (Pneumokokken) sinnvoll sein! Jeder bronchiale Infekt kann dazu beitragen, asthmatische Beschwerden auszulösen oder zu verstärken. Inhalationen und sekretlösende Maßnahmen sind ebenfalls sinnvoll!

Gefährlich: Wind, Kälte, trockene Luft

2. Koronare Herzkrankheit (KHK)

Die kalte Jahreszeit ist besonders auch für Herzpatienten nicht ungefährlich: Liegt eine koronare Herzkrankheit vor, können insbesondere bei Kälte akute Herzbeschwerden wie eine Angina pectoris durch Gefäßverkrampfungen (Spasmen) ausgelöst werden.

Die KHK tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf:

Es gibt Menschen, die ohne irgendwelche Beschwerden bzw. Schmerzen einen Herzinfarkt erleiden ("stumme Ischämie" – nicht selten bei Diabetikern!). Bei anderen äußert sich der Infarkt durch:

Aber auch, und zwar besonders bei Frauen, durch:

Sowohl plötzliche Kälte beim Heraustreten aus einem warmen Zimmer als auch Überanstrengungen, z. B. beim Schneeschippen, können im Winter einem Patienten mit KHK gefährlich werden. Indem man sich nicht plötzlich und direkt der Kälte aussetzt (z. B. durch das Tragen eines Schals/eines Tuches vor dem Mund), lässt sich ein akuter Angina-pectoris-Anfall meist verhindern. Eine gute, der Jahreszeit angepasste Medikamentenausstattung (z. B. Nitro-Spray in der Tasche!) kann ebenfalls hilfreich sein.

Vermeiden Sie außerdem übermäßige körperliche Anstrengungen im Winter – z. B. Schneeschippen, zu langes Skifahren, zu lange Touren, direkte Kälteeinwirkung. Trinken Sie zudem keine größeren Mengen Alkohol. Alkohol erweitert die Gefäße, und manchmal kommt es zu einem Blutdruckabfall und dadurch zu einem Kollaps!

Kälte wiederum verengt die Hautgefäße; es kommt zu einem Blutdruckanstieg und dadurch oft zu schnellerem Puls und höherem Sauerstoffbedarf. Bestehen Gefäß-Engen (Stenosen, z. B. bei KHK, periphere arterielle Verschlusskrankheit), kann dies zu einer Durchblutungsstörung führen!

Richtig angezogen

3. Raynaud-Syndrom

Beim Raynaud-Syndrom kommt es durch Kälteeinwirkung oder manchmal auch durch Gefühlsausbrüche (emotionale Reaktionen) zu einer anfallsartigen, oft sehr schmerzhaften, krampfartigen Verengung der kleinen Arterien der Finger (primäres Raynaud-Syndrom, dazu zählen 50 Prozent aller Fälle). Die Finger sind dann manchmal bis zu einer halben Stunde weiß, und der Betroffene hat extreme Schmerzen.

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, bei denen die kleinen Fingerarterien derart reagieren können (Raynaud-Symptomatik):

Etwa 20 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an einem primären Raynaud-Syndrom. In der Regel sind bei einem akuten Anfall alle Finger außer dem Daumen betroffen. Die Finger werden dabei bei Kälte plötzlich blass. Danach werden sie blau/bläulich (Zyanose). In der Folge rötet sich die Haut wieder durch eine erneute Weitstellung der Arterien (Vasodilatation). Die Erkrankung kann relativ rasch durch einfache Tests nachgewiesen werden:

Weiterführende Untersuchungen sind die Kapillarmikroskopie, die Kernspintomographie (MR-Angiographie) und Laboruntersuchungen.

Die wichtigste Maßnahme, um diese krankhafte, sehr schmerzhafte Weißfärbung der Finger zu verhindern, ist der Schutz vor Kälte und auch Nässe durch Handschuhe. Manchmal hilft es, bestimmte Medikamente abzusetzen (z. B. Betablocker, wenn nicht benötigt!?) und mit dem Rauchen aufzuhören. Manchmal hilft es auch, die Finger mit Nitrosalbe einzureiben und/oder bestimmte Medikamente einzunehmen, die die Gefäße erweitern, z. B. Nitro, Nifedipin, Sildenafil (Viagra!). Dies muss aber mit dem betreuenden Arzt abgestimmt werden!

Faustschlussprobe und Allen-Test

Das Fazit

Der Winter hat seinen eigenen Reiz – und wer dies verstanden hat, kann ihn auch genießen. Der Winter bringt jedoch auch Gefahren mit sich, speziell, wenn es um einige Erkrankungen geht. Diese Gefahren sollten Sie kennen und ihnen gut vorbereitet begegnen.

Eiskalte Finger – was tun?

Dr. Gerhard-W. Schmeisl, Bad Kissingen
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik, Burgstraße 21, Tel.: 09 71 / 8 21-0 und Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund), Pfaffstraße 10, Tel.: 09 71 /8 5-01, 97688 Bad Kissingen

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  • cesta postete ein Update vor 1 Tag, 9 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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