- Behandlung
Tabletten bei Typ-1-Diabetes
2 Minuten
Außer mit Insulin können Typ-1-Diabetiker nun zusätzlich mit einer oralen Therapie ihren Glukosespiegel stabilisieren. Eine kleine Revolution nennt Diabetes-Journal-Chefredakteur Prof. Thomas Haak dies in der Blickwinkel-Kolumne.
Es ist wie eine kleine Revolution (und wurde natürlich auf dem großen Diabetes Kongress in Berlin heftig diskutiert): Fast 100 Jahre lang galt Insulin als einzige Therapiemöglichkeit bei Typ-1-Diabetes. Es ist ja auch klar: Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage ist, das lebenswichtige Hormon Insulin herzustellen, muss es ersetzt werden.
Doch seit wenigen Wochen gibt es ganz offiziell ein Medikament in Tablettenform, das für die Behandlung des Typ-1-Diabetes zugelassen ist: Dapagliflozin (Handelsname: Forxiga).
Bewährter Wirkstoff bei Typ-2-Diabetes
Dapagliflozin gehört zur Gruppe der SGLT-2-Inhibitoren. SGLT 2 ist die Abkürzung für „Sodiumglukosetransporter 2“: Dieses Molekül kommt in der Niere eines jeden Menschen vor und sorgt dafür, dass der Blutzucker nicht über den Urin verlorengeht. Wenn man dieses Molekül blockiert – und genau dies tun die SGLT-2-Hemmer wie Dapagliflozin –, verliert der Mensch etwa 70 g Glukose über die Nieren.
Eingesetzt wird das Medikament schon seit längerer Zeit bei Typ-2-Diabetes. Doch wie kam man auf die Idee, es auch bei Typ-1-Diabetes zu verwenden? Nun, es wird weniger Insulin gebraucht, wenn Glukose über die Nieren ausgeschieden wird. Weniger Insulin bedeutet auch eine geringere Gefahr, zu unterzuckern, denn: Medikamente wie Dapagliflozin weisen eine gewisse Blutzuckerabhängigkeit auf, und deshalb wird etwas mehr Glukose ausgeschieden, wenn auch mehr Glukose im Blut ist.
Studien haben also gezeigt, dass sich mit SGLT-2-Inhibitoren auch bei Typ-1-Diabetes die Blutzuckerverläufe glätten lassen und die Einstellung stabiler wird. Natürlich brauchen die Patienten auch weiterhin Insulin.
Geeignet, wenn Insulin allein nicht ausreicht
Sollte nun etwa die Devise lauten: „Alle Typ-1-Diabetiker nehmen jetzt auch SGLT-2-Inhibitoren.“ Aus meinem Blickwinkel wäre das ein völlig falscher Ansatz. Wer Typ-1-Diabetes hat und mit Insulin eine stabile Einstellung erreicht, benötigt nicht zwangsweise zusätzlich ein Diabetesmedikament in Tablettenform. Zu überlegen wäre dies aber bei denjenigen, deren Einstellung sich mit Insulin nicht stabilisieren lässt.
Dabei müssen die Nebenwirkungen beachtet werden: Da der Urin zuckerhaltig wird, begünstigt dies Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane. Wer zu solchen Infektionen neigt, wäre mit diesem Medikament nicht gut beraten.
Vorsicht: erhöhte Ketoazidose-Gefahr
Und eine weitere Gefahr darf man nicht aus den Augen verlieren: die Ketoazidose trotz normaler Blutzuckerspiegel. Typ-1-Diabetiker können im Insulinmangel in eine gefährliche Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose) gelangen. Typischerweise merken Patienten dies durch ansteigende Zuckerspiegel. Verwendet jedoch ein Patient mit drohender Ketoazidose einen SGLT-2-Inhibitor, so wird die Glukose über den Urin ausgeschieden, und das Warnsymptom „hoher Blutzucker“ fehlt. Die drohende Gefahr könnte also übersehen werden.
Menschen mit Typ-1-Diabetes, die neu Dapagliflozin erhalten, müssen deshalb unbedingt sehr gut geschult werden. Auch sollten sie einen Ausweis bei sich tragen, der auf die Gefahr einer Ketoazidose durch SGLT-2-Inhibitoren hinweist. All dies hat der Hersteller beachtet und Materialien bereitgestellt.
Jetzt liegt es an den Verordnern und Beratern, die richtigen Patienten auszuwählen, sie exzellent über Wirkungen und Nebenwirkungen aufzuklären und den Umgang mit diesen Substanzen zu schulen. Dann könnte die erste Ergänzung einer Insulinbehandlung des Typ-1-Diabetes durch Tabletten eine Bereicherung sein.
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefredaktion Diabetes-Journal,
Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim,
Theodor-Klotzbücher-Straße 12, 97980 Bad Mergentheim,
E-Mail: haak@diabetes-zentrum.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (7) Seite 38
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig