Eine Neueinteilung des Diabetes bei Erwachsenen in fünf Typen soll genauere Vorhersagen des Krankheitsverlaufes und möglicher Spätkomplikationen ermöglichen. Ein schwedisches Forscherteam schlägt dies in einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal Lancet Diabetes and Endocrinology vor.
Rund 90 Prozent der Erwachsenen, bei welchen Diabetes diagnostiziert wird, leiden an Typ-2-Diabetes, früher auch Altersdiabetes genannt. Doch was, wenn sich bei der Laboruntersuchung auch Autoantikörper zeigen, wie sie normalerweise bei der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes auftreten? Dann diagnostiziert die Ärztin oder der Arzt meist den sogenannten ‚LADA‘ (latent autoimmune diabetes in adults), eine spät auftretende Form des Typ-1-Diabetes.
Diese Parameter sollen bei der Neueinteilung berücksichtig werden
Auch bei den klassischen Patienten mit Typ-2-Diabetes gibt es jedoch Unterschiede, vor allem in Hinblick auf mögliche Folgeerkrankungen und den Insulinbedarf. Ein schwedisches Forscherteam schlägt nun eine Neueinteilung des Diabetes vor, die bei Erwachsenen die folgenden Parameter mit berücksichtigt:
- Alter bei Erstdiagnose
- Body-Mass-Index (BMI)
- Autoantikörper (Glutamatdecarboxylase-Antikörper, GADA)
- HbA1c (Langzeitblutzuckerwert)
- HOMA B (Beurteilung der Betazellfunktion)
- HOMA IR (Maß für die Insulinsensitivität)
Genauere Vorhersagen über Diabetes-Komplikationen
Insgesamt 14.775 Diabetespatientinnen und -patienten wurden im Rahmen einer Studie nach diesen Parametern bewertet und in die folgenden Kategorien eingeteilt:
Gruppe 1 – SAID (‘severe autoimmune diabetes’): entspricht im wesentlichen LADA, relativ früher Beginn, hohe HbA1c-Werte, gestörte Insulinproduktion, Vorliegen von GADA (Autoantikörper) (6-15 Prozent der Studienpatienten)
Gruppe 2 – SIDD (‘severe insulin-deficient diabetes’): hohe HbA1c-Werte, gestörte Insulinsekretion, mäßige Insulinresistenz (9 – 20 Prozent der Studienpatienten). Diese Gruppe zeigte am häufigsten Netzhautschädigungen (Retinopathie) als Spätfolge
Gruppe 3 – SIRD (‘severe insulin-resistant diabetes’): Adipositas, schwere Insulinresistenz (11-17 Prozent der Studienpatienten). Diese Gruppe erlitt am häufigsten Nierenschäden oder Herzkreislauferkrankungen.
Gruppe 4 – MOD (‘mild obesity-related diabetes’): übergewichtige Patienten, die in einem relativ jungen Alter erkranken (18-23 Prozent der Studienpatienten)
Gruppe 5 – MARD (‘mild-age-related diabetes’): Patienten, die erst im höheren Lebensalter Diabetes entwickeln. Mit 39-47 Prozent die größte Gruppe der Studienpatienten.
Anhand der neuen Einteilung ließen sich Komplikationen und die Entwicklung von Diabetes-Spätfolgen besser voraussagen, so die Autoren. Die Behandlung ließe sich so zielgerechter und persönlicher auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Patientin und jedes einzelnen Patienten ausrichten. Ob sich das System in der Praxis bewährt, werden weitere Studien, auch an anderen ethnischen Gruppen, zeigen müssen.
Quelle: Diabetesinformationsdienst München