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Wie viel Vertrauen haben die Menschen in die neue Normalität? Eine repräsentative Studie mit 7.000 Menschen in sieben europäischen Ländern unter Leitung von Forschern der Universität Hamburg zeigt: Nur 44,4 Prozent der befragten Menschen in Europa halten die Geschwindigkeit, mit der die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie aufgehoben wurden, für richtig.
Europaweit gibt es dabei eine Tendenz, dass viele Menschen die Lockerungen der Einschränkungen als zu schnell empfinden. In Deutschland sagen dies immerhin 36 Prozent. Dies ist der zweithöchste Wert unter den befragten europäischen Ländern nach Großbritannien (45 Prozent). Für 14 Prozent der Menschen geht es hierzulande dagegen zu langsam in die Normalität zurück. Nur vier Prozent sind aktuell der Meinung, dass die Einschränkungen gar nicht nötig waren.
Blickt man auf die großen und besonders stark betroffenen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, zeigt sich, dass in Bayern mit 27 Prozent und Baden-Württemberg mit 32 Prozent weniger Menschen der Meinung sind, dass die Lockerungen zu schnell sind, dagegen liegt Nordrhein-Westfalen mit 41 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Bei der Frage, ob sich die Menschen in Restaurants, Kirchen und Fitnessstudios sowie bei Friseuren oder beim Arzt gut geschützt fühlen, ergibt sich ein recht einheitliches Bild: die größte Skepsis herrscht bei religiösen Stätten und Fitnessstudios, am wenigsten Sorge bereitet der Arztbesuch, gefolgt von Supermärkten und Friseuren. Auch wenn die Grundtendenz in allen befragten Ländern gleich ist, zeigt sich doch, dass im besonders stark von COVID-19 betroffenen Großbritannien das Vertrauen noch geringer ist als in den anderen Ländern.
In Deutschland glaubt jeder Zweite nicht daran, dass Kirchen (53 Prozent der Befragten haben wenig oder gar kein Vertrauen) und Fitnessstudios (50 Prozent) genügend Infektionsschutz bieten. Dagegen hat nur etwa jeder Vierte Bedenken beim Friseurbesuch. Restaurants und der öffentliche Nahverkehr liegen mit Werten von 38 Prozent und 44 Prozent im Mittelfeld. Mehr Zuversicht herrscht beim Lebensmitteleinzelhandel und im Gesundheitssektor, also in den Bereichen, die von den Schließungen nicht betroffen waren. Sowohl Bäckereien als auch größere Supermärkte haben überwiegend das Vertrauen ihrer Kunden. Nur jeder Vierte befürchtet, dass Hygiene- und Abstandsregelungen nicht entsprechend umgesetzt werden.
Den besten Schutz trauen die Befragten Arztpraxen und Krankenhäusern zu: Nur 11 beziehungsweise 12 Prozent der Menschen haben hier wenig oder gar kein Vertrauen. „Die Sorge der Krankenhäuser, dass Notfallpatienten sich aus Angst vor einer COVID-19-Ansteckung nicht behandeln lassen, scheint derzeit unbegründet“, so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor beim Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg.
Im Vergleich zu der ersten Befragung im April zeigt sich, dass die Sorgen der Menschen in Deutschland in Bezug auf die finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie inzwischen geringer sind. Die größte Entwicklung entfällt auf das Gesundheitssystem: Nur noch 29 Prozent machen sich aktuell große oder einige Sorgen um eine Überlastung – im April waren es noch mehr als doppelt so viele.
Die erste Welle der Feldforschung wurde zwischen dem 2. und 15. April 2020 und die zweite Welle zwischen dem 9. und 22. Juni 2020 durchgeführt. Etwa 60 Prozent der Befragten der ersten Welle nahmen auch an der zweiten Welle der Umfrage teil; die verbleibende Stichprobe besteht aus neuen Befragten, um auch hier die Repräsentativität der Stichprobe zu gewährleisten.
Die Befragung erfolgt als Kooperationsprojekt des Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg mit den Universitäten Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien) und Erasmus University Rotterdam (Niederlande). Die Universität Hamburg fördert das Projekt aus Mitteln der Exzellenzstrategie. Eine Darstellung der Ergebnisse dieser Befragungswelle ist auf den Internetseiten des HCHE zu finden.
Quelle: Pressemeldung des Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg
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