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Rund 4 bis 6 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Nierenschwäche betroffen. Weil das Nachlassen der Nierenfunktion keinerlei Schmerzen verursacht, wird es oft erst spät erkannt. Für die Patienten kann das schwerwiegende Folgen haben: Die Zahl der möglichen Folgeerkrankungen ist bei nephrologischen Patienten so hoch wie in keinem anderen medizinischen Fachbereich. Daher müsse bei der Behandlung von Nierenerkrankungen immer der ganze Patient gesehen werden, betonen Experten der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Die Niere ist viel mehr als nur ein Ausscheidungsorgan. Sie reguliert unter anderem den Salzhaushalt, trägt zur Blutbildung bei und ist eng mit dem Protein-, Energie- und Knochenstoffwechsel verbunden.
„Störungen der Nierenfunktion wirken sich daher prinzipiell auf den ganzen Körper aus“, sagt Professor Dr. med. Jürgen Floege, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik der RWTH Aachen. Die Behandlung nephrologischer Patienten zähle damit zu den komplexesten Aufgaben der Medizin.
Mit Zahlen unterfüttert wurde dieser Eindruck unlängst durch kanadische Mediziner, die die Krankendaten von knapp 2,6 Millionen Versicherten auswerteten und Patienten unterschiedlicher Fachärzte auf die Komplexität ihres Gesundheitszustands hin analysierten.
Demnach haben Nierenpatienten
„Damit weisen nephrologische Patienten bei vier von neun Komplexitäts-Parametern die höchsten Werte auf und liegen auch bei der Ermittlung der Gesamtkomplexität an erster Stelle“, sagt Floege – eine Beobachtung, die sich mit seiner Erfahrung aus der nephrologischen Praxis deckt.
Denn eine Niereninsuffizienz ist der stärkste Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Ödeme wie das „Wasser in den Beinen“ oder „Wasser in der Lunge“ sind eine häufige Folge der Niereninsuffizienz, ebenso wie Störungen des Nervensystems, die mit Konzentrationsstörungen und Desorientiertheit einhergehen können.
Nicht zuletzt wird auch der Knochenstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen, sodass das Risiko von Knochenbrüchen ansteigt. „Man kann etwas pauschaliert sagen, dass Patienten mit Niereninsuffizienz in vielerlei Hinsicht schneller altern als Nierengesunde“, sagt Floege.
Aufgrund der vielfältigen Auswirkungen, die eine Nierenschädigung auf andere Organsysteme hat, müsse der Nephrologe stets den ganzen Patienten im Blick behalten, betont der DGIM-Vorsitzende. Dabei gelte es auch, mögliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu berücksichtigen – 90 Prozent aller Medikamente werden über die Nieren ausgeschieden – und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Fachbereiche zu suchen.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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