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Langwirksame Insuline, die nur noch einmal pro Woche verabreicht werden, könnten schon bald zum Standard für Menschen mit Typ-2-Diabetes werden, die mit Insulin behandelt werden. Das jedenfalls haben führende Diabetes-Forscher bei der International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes (ATTD) Anfang des Jahres in Berlin prognostiziert.
Dass Insulin weiterhin per Injektion verabreicht werden muss, ist ein Hindernis in der Akzeptanz der Behandlung – insbesondere bei Typ-2-Diabetes. Die Forschung arbeitet derzeit unter anderem an Insulin-Kapseln, die das Spritzen irgendwann ersetzen sollen. In naher Zukunft erscheint es allerdings realistischer, dass langwirksame Insuline nur noch einmal pro Woche per Injektion verabreicht werden müssen. Die Insuline, die derzeit noch in klinischen Studien getestet werden, seien schon jetzt sicher und wirksam, hieß es bei der ATTD. Die Markteinführung im Jahr 2025 sei deshalb realistisch, so Prof. Dr. JuanPablo Frias (USA).
Hintergrund: Beim Typ-2-Diabetes kommt Insulin üblicherweise erst dann zum Einsatz, wenn sich die Blutzuckerwerte mit einem gesunden Lebensstil und anderen Wirkstoffen in Tablettenform nicht mehr ausreichend senken lassen. Meist werden dann zunächst langwirksame Insuline verordnet, die mahlzeitenunabhängig den Grundbedarf des Körpers decken. Bislang müssen diese Insuline mindestens einmal pro Tag verabreicht werden.
Studien mit neuartigen Insulinen, die nur noch einmal pro Woche verabreicht werden, zeigen nun positive Ergebnisse, wie es beim ATTD hieß. Die Wirkung sei vergleichbar mit den täglich verabreichten Langzeitinsulinen, und es bestehe auch keine erhöhte Gefahr für Unterzuckerungen (Hypoglykämien), erläuterte Frias. Nach einigen Wochen waren die Langzeitwerte (HbA1c) der Patienten, die mit dem neuen Insulin behandelt wurden, sogar etwas besser als die Werte der Kontrollgruppe. Dies könnte unter anderem auf die bessere Akzeptanz der Behandlung zurückzuführen sein, hieß es.
Eine etwas größere Herausforderung scheint indes die Umstellung auf die langwirksamen Insuline zu sein. Die bisherigen Studien legen den Schluss nahe, dass zum Start eine höhere Dosis verabreicht werden sollte („Loading Dose“). Es dauerte trotzdem einige Wochen, bis die Patienten stabil gleichmäßige Blutzuckerkurven hatten. Ein kurzfristiges Absetzen und Wiederaufnehmen der Behandlung, zum Beispiel wegen eines stationären Krankenhausaufenthalts, ist bei den wöchentlich verabreichten Insulinen offenbar schwieriger. Einige Patienten könnten zudem Vorbehalte haben, die Insulindosis für eine gesamte Woche mit einer einzigen Injektion zu verabreichen, ergänzte Prof. Dr. Julio Rosenstock (USA). Gleichwohl sei davon auszugehen, dass die Vorteile überwiegen und die neuen Insuline schon bald regelmäßig bei Typ-2-Diabetes eingesetzt würden.
Bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes dürften die neuen Insuline hingegen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Hauptvorteil, das langwirksame Insulin nur einmal pro Woche injizieren zu müssen, spielt für die meisten Betroffenen wohl keine Rolle, denn die regelmäßigen Injektionen schnellwirkender Insuline für die Mahlzeiten können hierdurch nicht ersetzt werden. Darüber hinaus sei die Umstellung bei einem absoluten Insulinmangel noch etwas anspruchsvoller, erklärte Prof. Dr. Steven Edelman (USA). So habe es bei Studienteilnehmern mit Typ-1-Diabetes durchschnittlich etwa zehn Wochen gebraucht, bis mit den neuen Insulinen gleichmäßige Kurven erreicht wurden.
Letztlich seien die neuen Insuline bei Typ-1-Diabetes wohl nur für Subgruppen interessant, für die andere Behandlungsformen ausscheiden, erklärte Edelman. Die meisten Betroffenen seien hingegen mit einem modernen AID-System besser versorgt, so der Forscher abschließend.
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