Den Jakobsweg mit Diabetes im Rucksack – planen, erleben, genießen

3 Minuten

Community-Beitrag
Den Jakobsweg mit Diabetes im Rucksack – planen, erleben, genießen

Im Frühjahr dieses Jahres habe ich beschlossen, den französischen Teil des Jakobsweges zu laufen. Nach einigen Routenüberlegungen stand dann mein Weg fest: Ich will von Burgos (ein zentraler Einstiegspunkt in Spanien nach den Pyrenäen) nach Santiago laufen, eventuell noch nach Finisterre.

Planung

Im Gegensatz zu Nichtdiabetikern musste ich als Typ-1-Diabetikerin natürlich mehr planen und packen. Mein komplettes Gepäck hatte gefälligst in einen 35+10L-Rucksack zu passen! Zuerst habe ich meinen Bedarf an Equipment ausgerechnet, für einen Pumpenträger gar nicht so wenig. Aufgrund von Panikanfällen – was hätte-könnte-müsste denn alles kaputt gehen oder würde den Belastungen (wie Schwitzen?) nicht standhalten – habe ich „viel zu viel“ mitgenommen und würde das auch wieder tun. Ich weiß schließlich vorher nicht, was passiert. Meine Rechnung war, dass ich von meinem ausgerechneten Bedarf nochmal ein Drittel mehr mitnehme. Bei Teststreifen und Insulin sogar noch mehr, da diese anfälliger für Störungen wie Temperaturschwankungen sind.

Equipment für 26 Tage (ohne Insulin):

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Platzsparend & leicht – intelligent packen

Pilgern oder generell Backpacking heißt, platzsparend reisen. Da die Katheterkanülen nicht abknicken dürfen, hatte ich die in eine große Tupperbox gepackt, den Rest in einen Wäschebeutel. So konnte ich auf der Reise auch immer alles mit ein, zwei Handgriffen ein- und auspacken.

Anfang September startete mein Flieger nach Spanien. Von meinem Diadoc hatte ich eine Bescheinigung für den Flughafen dabei. Da mein komplettes Gepäck Handgepäck war, hatte ich mein komplettes Equipment zusammen. Als Hypohelfer hatte ich diverse Energygels, Trockenaprikosen (ca. 2-3 Stück entsprechen 1 BE) und Traubenzucker dabei. Zu den schwersten Zeiten (d.h. nach einem Großeinkauf mit aufgefülltem Wasser) bin ich mit ca. 12-13 kg auf dem Rücken unterwegs gewesen. Ich hatte nur das Nötigste an Kleidung und Kosmetiksachen dabei, mehr Reduktion war bei mir nicht möglich. Geht aber alles und sollte euch nicht abhalten, selbst auf so eine Art Reise zu gehen.

Um schnell an Hypohelfer und mein Messgerät zu kommen, hatte ich alles zusammen mit der Kamera und Wertsachen in einer Bauchtasche verpackt. Die Pumpe war immer mit einem Clip irgendwo an der Kleidung befestigt.

Auf dem Weg

Mein Tag startete morgens mit einem Frühstück, für das ich den Bolus sowie die Basalrate reduzierte. Nach einigen Kilometern gab es eine Kaffeepause mit zweitem Frühstück, das ich wieder mit reduziertem Bolus berechnete. Mittags aß ich Obst und Kekse, die ich meistens mit normalem Bolus abdeckte. Da in Spanien eher fettig und fleischlastig gegessen wird, hatte ich abends und nachts öfter hohe Werte, obwohl ich mein Bestes gegeben habe. Doch die ungewohnte Belastung und Ernährungsweise hatten mein Zuckermonster leider gut im Griff. Abends und nachts lief demnach die Basalrate wieder auf mindestens 100% und ich habe den Faktor fürs Abendessen erhöht. Während meiner 600 km lang andauernden Pilgerreise hatte ich keine Unterzuckerung mit Fremdhilfe und auch sonst dank guter Vorbereitungen keine Probleme.

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Wie Obelix wohl gesagt hätte: Die spinnen, diese Spanier! Denn gegen Ende meiner Reise gingen mir meine Hypohelfer aus und ich wollte in verschiedenen Supermärkten und Apotheken Traubenzucker nachkaufen. Ich spreche leider kein Spanisch, doch selbst mit Spanisch sprechenden Menschen an meiner Seite war es mir nicht möglich, Traubenzucker zu erhalten! Letztendlich musste ich dann die kleinen Saft-Tetrapacks kaufen, die ich vorher wegen des Gewichts und auch der Angst vorm Eindrücken gemieden hatte. Aber als Typ-1-Diabetiker ist man ja einiges gewöhnt und schleppt auch noch das an Gewicht mit sich rum… 😉

Fazit

Insgesamt war ich öfter mal im höheren Blutzuckerbereich unterwegs, was mein HbA1c in diesem Quartal etwas erhöht hat – das war’s mir aber wert. Zurück im Alltag musste ich meine Insulindosis wieder neu anpassen, sprich Faktoren und Basalrate verändern. Meiner Meinung nach nicht nur durch den Alltag, auch dank der Erholung läuft meine Einstellung gerade ganz gut.

Insgesamt gilt also für einen Diabetiker das Gleiche wie für Nichtdiabetiker, die eine (Pilger-)Reise planen: Die Überlegung, was brauche ich wirklich? Wie verpacke ich das geschickt? Was mache ich im Notfall? Wie ist meine Kondition? Und dann los, nur noch der Weg und du: ¡Buen camino!

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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