- Aus der Community
Diabetes City-Walk #2
3 Minuten
Kathi und ich waren neulich in Mainz unterwegs, und wir waren dieses Mal auf Konfrontationskurs. Bewaffnet mit Kamera, Pumpe und Messgerät zogen wir los, um unseren Diabetes an öffentlichen Plätzen zu zeigen. Wir saßen im Café, im Park auf einer Bank oder am Rheinufer, als wir unseren Blutzucker testeten und unsere Insulinpumpen und auch Pens hervorholten.
Verstecken oder nicht?
Wir gehen beide immer sehr offen mit unserem Diabetes um und haben keine Lust, uns zu verstecken. Wir messen und spritzen dort, wo es nötig ist, wenn es nötig ist. Blicke stören uns beide eigentlich gar nicht. Allerdings reiben wir unseren Diabetes auch nicht jedem unter die Nase.
Mit unserer Aktion wollten wir auf der einen Seite herausfinden, ob wir wirklich angeschaut werden, wenn wir z. B. im Café unseren Blutzucker testen, und außerdem wollten wir anderen Diabetikern zeigen, dass es eigentlich keinen Grund gibt, sich oder den Diabetes zu verstecken.

Erste Station: das Rheinufer
Unsere erste Station war das Rheinufer. Dort gingen viele Leute mit ihren Hunden oder Kindern spazieren oder machten Sport, als wir uns neben eine junge Mutter setzten und unseren Blutzucker testeten. Dabei waren wir sogar alles andere als unauffällig, weil wir zusammen wirklich viel Spaß hatten. Aber soll ich euch etwas verraten? Nach unseren Blutzuckermessgeräten oder danach, was die zwei kichernden Mädchen da machen, schaute eigentlich gar keiner.

Was passiert im Café?
Etwas anders sah es dann allerdings im Café aus. Das Scannen des Gewebezuckers und der Blick auf die Insulinpumpe fiel nicht groß auf, aber als Kathi dann etwas sichtbarer ihren Blutzucker testete, schaute der Mann vom Nebentisch doch sehr interessiert herüber. Da ich mittlerweile in einer saftigen Ketoazidose steckte (dem abgeknickten Katheter sei Dank), nutzte ich diese Gelegenheit, um mal wieder in der Öffentlichkeit zu spritzen. Genau hier, wo ich saß. Warum sollte ich deswegen auch auf die unfassbar enge und volle Toilette gehen?
Ich machte einen Knopf meiner Bluse auf und spritzte in den Bauch. Ob mir jemand zugesehen hat? Nein, zumindest habe ich niemanden bemerkt.

Ein Abiturient kennt sich aus …
Danach setzten wir uns auf eine Parkbank neben Abiturienten, die mit Musik und Bier ihre Abi-Prüfung feierten. Zuerst zogen wir ihre Blicke nur wegen der Kamera auf uns, als wir aber erneut unseren Blutzucker testeten, hörte ich sehr deutlich das Wort „Blutzucker“ von einem der Jungs. Kaum war das Messen aber erledigt, wurden wir auch keines Blickes mehr gewürdigt, und angesprochen wurden wir auch nicht.

An der Bushaltestelle
Die letzte Station war eine Bushaltestelle. Als die Leute dort standen und auf ihren Bus warteten, schauten wirklich alle auf ihr Handy. Da fiel es überhaupt nicht auf, dass Kathi nicht auf ein Handy schielte, sondern auf ihre Insulinpumpe. Und auch als Kathi alleine zurückblieb, sah sie niemand der vorbeilaufenden Passanten genauer an. Für sie war Kathi wohl nur eine junge Frau, die auf ihren Bus wartete und dabei auf ihrem Handy herumspielte.

Das Fazit aus dem Selbstversuch
Unser Fazit aus diesem kleinen Selbstversuch ist also: Die meisten Menschen nehmen gar nicht wirklich wahr, was ihr da so treibt. Falls es doch mal auffällt, erntet man neugierige Blicke, aber nur die allerwenigsten trauen sich, einen anzusprechen. Am Ende des Tages ist es sowieso allen egal.
Und genau deswegen ist es auch mir relativ egal, ob mich nun jemand dabei beobachtet oder nicht. Ich habe gelernt, mit diesen Blicken zu leben. Manchmal belustigen sie mich, manchmal lächle ich einfach nett zurück und bringe die Leute damit selbst in eine peinliche Situation, oder es ist mir wirklich ganz egal. Macht euch also nicht so viel aus den Blicken und Gedanken anderer Leute. Versteckt euch und den Diabetes nicht, denn dafür gibt es eigentlich gar keinen Grund.
Und im besten Fall könnt ihr dadurch sogar aufklären und Leuten den Diabetes ein Stück weit näherbringen.
Zum Video: Diabetes City-Walk
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 13 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 10 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 9 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike