Diabetes und Sport

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Diabetes und Sport

Sich mehr bewegen – das wollen viele. Kein Wunder: Wer es schafft, genügend Bewegung in seinen Alltag einzubauen, reduziert auch das Risiko, zum Beispiel einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Gibt es Besonderheiten, wenn Menschen mit Diabetes Sport machen/sich intensiv bewegen?

Die Informationen in diesem Newsletter-Beitrag stammen aus ein Artikel von Dr. Wolf-Rüdiger Klare im Diabetes-Journal. Dr. Klare ist Internist, Diabetologe und Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin am Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell. Er trägt meistens einen Schrittzähler in der Hosentasche und ist Mit-Autor des Buches “Das Diabetes-Nordic-Walking-Buch. Ausrüstung, Technik, Training”, das im Kirchheim-Verlag erschienen ist.

Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebserkrankungen, Demenz: Vor all diesen gefürchteten Erkrankungen schützt Bewegung. Zwar ist Bewegung keine Garantie dafür, dass man diese Krankheiten nicht bekommt – wohl aber verringert sich das Risiko. So lässt sich z. B. die Wahrscheinlichkeit, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, durch regelmäßiges Spazierengehen halbieren!

150 Minuten pro Woche sollte man seinen Körper so stark belasten, dass man leicht ins Schwitzen kommt. Wer über 30 ist, sollte Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche) kombinieren mit einen moderaten Ausdauertraining.

Und bei Diabetes?

Natürlich gelten diese allgemeinen Empfehlungen auch für Menschen mit Diabetes – und können für sie noch wichtiger sein, weil ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall höher ist als bei Menschen ohne Diabetes.

Typ-1-Diabetes

Wer körperlich aktiv ist, braucht aktuell weniger Insulin. Durch Bewegung/Sport mindestens jeden dritten Tag wird der Körper zusätzlich insgesamt empfindlicher auf Insulin, dadurch geht der Insulinbedarf deutlich zurück. Alles in allem wird die Blutzuckereinstellung bei körperlich aktiven Typ-1-Diabetikern besser. Das gilt vor allem für sportlich aktive Kinder und Jugendliche: Sie haben durchschnittlich einen niedrigeren HbA1c-Wert ohne vermehrte Unterzuckerungen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind einige Regeln zur Anpassung der Insulindosis an den veränderten Bedarf unter körperlicher Aktivität zu beachten, die am besten mit dem Arzt besprochen werden, der den Diabetes behandelt. Insgesamt gilt: Ein aktiver Lebensstil ist auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes unbedingt zu empfehlen.

Typ-2-Diabetes

Die Gemeinsamkeit zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes liegt darin, dass bei beiden Erkrankungen ein erhöhter Blutzucker gemessen wird. Beim Typ-2-Diabetes sind die Werte aber zumindest zu Beginn der Erkrankung meist nur leicht erhöht und eine Insulintherapie ist in der Regel nicht erforderlich. Menschen mit Typ-2-Diabetes haben aber statistisch ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, bestimmte Krebserkrankungen, Demenz und Depressionen. Aus diesen Gründen hat eine Bewegungssteigerung für sie einen besonderen Stellenwert.

Mehrere große Studien haben gezeigt: Die Langzeitprognose von Menschen mit Typ-2-Diabetes kann nicht sicher dadurch verbessert werden, dass man zahlreiche Medikamente einsetzt – mit denen man konsequent erhöhte Blutzuckerwerte in die Nähe des Normbereichs senken möchte. Auch durch langjährige Bemühungen um eine Gewichtsabnahme kann dieses Ziel nicht erreicht werden; auch das hat inzwischen eine große Studie ergeben. Wenn es also um mehr gehen soll als um die Normalisierung eines Laborwertes (erhöhter Blutzucker), benötigt man andere Ansätze.

So viel Bewegung sollte sein, um das Risiko zu verringern

Ganz sicher effektiv ist die Senkung erhöhter Blutdruckwerte in einen Bereich unter 140/90 mm Hg. Das ist wissenschaftlich gesichert. Daneben steht die Steigerung der regelmäßigen körperlichen Aktivität ganz im Vordergrund.

Wir wissen jetzt auch, welches Ausmaß die Bewegungssteigerung haben sollte, damit messbare gesundheitliche Effekte zu erwarten sind. In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie mit über 9 000 Teilnehmern, die eine gestörte Glukosetoleranz (Diabetes-Vorstufe) hatten und zusätzlich ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen, wurde mittels Schrittzähler die körperliche Aktivität zu Studienbeginn und nach 12 Monaten erfasst. Das Ergebnis nach 6 Jahren Beobachtung: Das Risiko für einen tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall reduzierte sich pro 2 000 Schritte (etwa 20 Minuten moderates Gehen) täglich um 10 Prozent (NAVIGATOR-Studie). Dieses Ergebnis war unabhängig vom Körpergewicht und von anderen denkbaren Einflussfaktoren.

Aktiv sein und werden mit Typ-2-Diabetes

Daraus folgt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes unbedingt körperlich aktiv sein bzw. werden sollen. Basis ist eine moderate Ausdauerbelastung. 150 inuten zügiges Gehen pro Woche oder 20 Minuten täglich sind effektiv. Wer einen Schrittzähler benutzt, kann das auch in Schritten messen: 2 000 Schritte täglich mehr als bisher ist die Vorgabe. Wer mehr schafft – umso besser! Natürlich sind andere Aktivitäten ebenso gewünscht: Jogging, Radfahren, Nordic Walking, Tanzen, Teilnahme an einer Diabetes-Sportgruppe und vieles mehr.

Auch und gerade für Menschen mit Typ-2-Diabetes ist ein zusätzliches Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche) unter fachkundiger Anleitung ganz besonders sinnvoll. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass es inzwischen spezielle Gesundheitsstudios gibt– zertifiziert von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem TÜV Rheinland (siehe www.diabetes-sport.de).



von Redaktion Diabetes-Journal

Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

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