Fitness zählt …

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Fitness zählt …

Fitness ist in aller Munde – wer möchte nicht fit sein? Was aber macht Fitness wirklich aus, und wer ist wirklich fit? Auch wenn die Fragen nicht immer einfach zu beantworten sind, steht eines sicher fest: Das Körpergewicht hat zunächst einmal reichlich wenig zu tun mit der Frage: “Fit oder unfit?”

“Die meisten Menschen denken, man könne es jemandem ansehen, wie fit, aktiv und gesund er ist. Aber das stimmt nicht! Fitte und gesunde Menschen gibt es in jeder Größe und mit jeder Körperform”, so der Wissenschaftler Steven Blair vom berühmten Cooper-Institut für Bewegungsforschung in Dallas, USA.

Fitness ist mehr als Ausdauer

Körperliche Fitness ist definiert als die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit. Die Sportwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Buskies und Wend-Uwe Boeckh-Behrens beschreiben zudem 6 Elemente als gesundheitsorientierte Fitnessfaktoren: Ausdauer, Muskelaufbau, optimale Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit, aber auch Entspannungsfähigkeit und eine optimale Körperzusammensetzung.

Was macht fit? Sind es die Gene – oder doch das regelmäßige körperliche Training? Der Anteil der Gene lässt sich nicht genau angeben, wird aber sicherlich in der Regel überschätzt. Sportmediziner wie Prof. Dr. Herbert Löllgen gehen von einem Anteil der Gene an der Fitness von 10 bis maximal 40 Prozent aus – wohl eher 10! Also: ohne regelmäßiges Training auch keine Fitness.

Fitness kann man messen

Zur genauen Ermittlung der individuellen Fitness stehen der Sportmedizin Belastungsuntersuchungen mittels Laufband oder Fahrradergometer zur Verfügung. Gemessen werden unter anderem in relativ aufwendigen technischen Untersuchungen die maximal erzielte Leistung in Watt sowie die maximale Sauerstoffaufnahme. Da lässt sich das Körpergewicht schon einfacher bestimmen: Einmal auf die Körperwaage stellen und das Ergebnis liegt vor.

Körpergewicht allein ist allerdings bekanntermaßen kein guter Berater: Das Gesamtkörpergewicht setzt sich schließlich aus Fettmasse und fettfreier Masse zusammen; die fettfreie Masse wiederum besteht aus Organen, Knochen, Wasser und eben Muskulatur. Muskulatur hat eine höhere Dichte als Fettgewebe, so dass jemand mit viel Muskulatur mitunter mehr auf die Waage bringt als jemand mit einer großen Fettmasse.

Zudem ist Fett nicht gleich Fett: Die Körperwaage kann nicht unterscheiden zwischen dem stoffwechselaktiveren Fettgewebe (viszerales Fett), das sich im Inneren des Bauchraumes um die Organe ablagert, und dem weniger problematischen Fettgewebe unmittelbar unter der Haut (subkutanes Fett).

Schlank oder fit – was zählt?

Unzählige wissenschaftliche Studien sind in den letzten Jahren zu genau dieser Fragestellung erfolgt – untersucht worden sind sowohl Menschen ohne wie auch mit Diabetes. Selten so viel Einigkeit in der Medizin: Eine mäßige bis gute Fitness reduziert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verlängert das Leben. Das gilt sowohl für schlanke wie auch für übergewichtige Menschen. Dabei entscheidet die gute Fitness viel mehr über eine günstigere Prognose als die Frage des Körpergewichtes.

Was bleibt als Fazit?

Zweifelsfrei kann man das Körpergewicht einfacher messen als die Fitness. Fitness aber verbessert Ihre Lebensqualität und Gesundheit – egal ob Sie schlank oder übergewichtig sind. Die Fitness zu optimieren, ist wichtiger als der ständige Blick auf die Körperwaage.


Fitness-Tipps

Schlechte Berater

Das Körpergewicht oder auch der Body-Mass-Index (BMI) beschreiben die Körperzusammensetzung und auch das individuelle Herz-Kreislauf-Risiko unzureichend. Insbesondere trainingsbedingte Verbesserungen der Körperzusammensetzung können mit der Körperwaage bzw. mit der Berechnung des BMI nicht erfasst werden.


Besser messen

Der Taillenumfang spielt eine größere Rolle für die Gesundheit als der Body-Mass-Index (BMI). Er gilt als indirektes Maß für das stoffwechselaktive Fettgewebe im Bauchraum, das Viszeralfett. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht ab einem Taillenumfang von 80 cm (Frauen) und 94 cm (Männer), deutlich erhöht ab 88 cm (Frauen) bzw. 102 cm (Männer).

Der Taillenumfang wird gemessen auf Höhe der Mitte zwischen dem unteren Rippenbogen und der Oberkante des Hüftknochens (entspricht in der Regel Bauchnabelhöhe). Körperliches Training führt u. a. zu einem Abbau vom ungünstigen viszeralen Fettgewebe; der Taillenumfang nimmt ab.


Optimal messen

Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) erlaubt eine genaue Bestimmung der Körperzusammensetzung. Für die Messung wird ein schwacher, für den Menschen nicht spürbarer Strom durch den Körper geleitet. Gewichtsveränderungen durch Muskulatur und/oder Fettmasse lassen sich unterscheiden. Dadurch eignet sich die Methode optimal dazu, sowohl Effekte eines regelmäßigen Trainings wie auch diätetischer Maßnahmen aufzuzeigen.


von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin, Diabeteszentrum Minden

Kontakt:
Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (9) Seite 78-79

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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