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Gratwanderung zwischen Wahnsinn und Leichtsinn – Hypos im Yosemite-Nationalpark
4 Minuten
											In Deutschland sind sie eher unbekannt, in den USA berühmt und berüchtigt: Spring Break, die „Frühlingsferien“. Für gewöhnlich fliegt man als College-Student mit seinen Freunden für ein paar Tage in eine der vielen Party-Hochburgen – Las Vegas, Miami, Panama City Beach, Cancun (Mexico) oder Nassau (Bahamas). Die partyhungrigen Studenten haben viele Ziele, aber eine Mission… feiern, bis der Arzt kommt! Ich dagegen freue mich, wenn ich in dieser einzigen studienfreien Woche im Frühlingssemester mal ein bisschen das Land erkunden kann. Gesagt, getan. Ich fieberte einem Wochenende im Yosemite-Nationalpark mit meinem besten Freund entgegen.
Erster Tag: Wanderung zu den Wasserfällen – an der Grenze zur Unterzuckerung
Samstag, 26. März 2016. Endlich war es so weit: Um 6 Uhr klingelte der Wecker, um 7 Uhr ging’s los Richtung Yosemite Valley in der Sierra Nevada. Gerade einmal drei Stunden Autofahrt sind es von meiner Wahlheimat San Jose bis dorthin. Schon die Anreise war atemberaubend, entlang der bis zu 4000 Meter hohen Berghänge, über Flüsse und Schluchten.
Für den ersten Tag war eine achtstündige Wanderung zu den Upper Yosemite Falls, den „Oberen Yosemite-Wasserfällen“, geplant. Bewaffnet mit insgesamt 25 schnellen „Not-BE“ (Saft, Cola, Sportgetränken) sowie etwa 15 weiteren BE in Form von Äpfeln, Bananen, Müsliriegeln und Keksen machten wir uns auf den Weg.
Zwar hatte ich seit dem offiziellen Ende meiner College-Karriere im Dezember nicht mehr so regelmäßig Sport getrieben, aber die Wanderung schätzte ich dennoch nicht als hochintensive Belastung ein. Leider lag ich falsch. Schon nach wenigen Stunden machte sich mein schlechter Trainingszustand bemerkbar. Für den Rest der Tour nagte ich an der Grenze zur Unterzuckerung. Erst das Abendessen gegen 20.30 Uhr sorgte für einen nachhaltigen Anstieg des Blutzuckers. Alles in allem war es trotzdem ein erfolgreicher erster Tag in der Natur. Fast 25 Kilometer hatten wir heute zurückgelegt, die Notvorräte erwiesen sich als geradeso ausreichend – zunächst.

Zweiter Tag: extremer Leichtsinn und fast alle Not-BEs weg
Sonntag, 27. März 2016. Aufstehen. Duschen. Frühstücken. Abfahrt. Auf zum ersten Ziel des heutigen Tages, den Chilnualna Falls. Ein kurzes Stück mit dem Auto, schnell noch im Dorfladen die Hypo-Helfer aufgestockt – 30 Not-BEs waren es für heute – dann konnten wir starten. Ich dachte, ich hätte aus dem gestrigen Tage gelernt, also reagierte ich früh auf einen scheinbar absinkenden Blutzuckerspiegel. Wieder lag ich falsch. Eine Stunde später korrigierte ich bei einem Wert von 220 mg/dl (12,1 mmol/L) mit einer Einheit Humalog. Und… wieder lag ich falsch. Innerhalb weniger Minuten fiel mein Blutzucker auf 80 mg/dl (4,4 mmol/L).
Im Prinzip war der Tag für mich zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen. Über die nächsten vier Stunden verbrauchte ich nahezu all meine Not-BEs. Doch Pausemachen kam nicht in Frage. Auch wenn es wohl der vernünftige Weg gewesen wäre, wollte ich weiter den Berg hinauf, meinen besten Freund nicht enttäuschen. Das war extremer Leichtsinn. Je höher es ging, desto weiter entfernten wir uns von möglichen Rettungswegen. Irgendwie lief trotzdem alles gut, gegen 16 Uhr waren wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung und mein Blutzucker befand sich im Aufwärtstrend. Was dann folgte, war purer Wahnsinn…
Zweiter Tag, zweite Wanderung – und noch mehr Leichtsinn
Sonntag, 27. März 2016. Wanderung Teil 2. Zurück im Auto, auf dem Weg ins Hotel. Dann die Idee: „Hey, warum machen wir eigentlich nicht noch eine Wanderung? Nur eine kleine, ein paar Stunden.“ Warum nicht?! „Wir gehen einfach los und drehen um, wenn es dunkel wird.“ Unbeträchtliche Randbemerkung: passiert in Kalifornien zu der Jahreszeit so gegen 19 Uhr.

Wir machten uns also ganz entspannt gegen 16.30 Uhr auf den Weg zum Alder Creek und den Alder Creek Falls. Ohne Druck, wenn’s dunkel wird, drehen wir um. Eigentlich ganz einfach. Schon auf dem Hinweg hatten wir teilweise Probleme, überhaupt den Wanderweg zu finden. Dutzende umgestürzte Bäume und ausgeblichene Hinweisschilder erschwerten die Situation. Dann packte uns der Ehrgeiz. Keiner wollte derjenige sein, der „aufgibt“. Also gingen wir weiter. Inzwischen hatte ich sämtliche Not-BEs aufgebraucht. Aus Angst vor weiteren Unterzuckerungen machte ich mich über die verbleibenden Vorräte her: Weißbrot, Erdnussbutter aus dem Glas, ein Apfel und Fitnessriegel.
Als wir endlich am Ende des Weges ankommen, ist es bereits kurz vor 19 Uhr. Erneut eine kurze Pause, dann nichts wie zurück Richtung Auto. Eine Stunde später war es stockfinster. Unsere einzigen Lichtquellen – zwei kleine LED-Taschenlampen und die Leuchten der Smartphone-Kameras. In der Region sind Angriffe von Wildtieren nicht selten, Bären, Schlangen und sogar Berglöwen werden häufig gesehen. Bei jedem Knacken vermutete man das Schlimmste.
Obwohl es dunkel war begannen wir leicht zu joggen. Aber nur kurz. Wir hatten schon bei Tageslicht Probleme, den Weg zu finden. Sich bei Nacht im Wald zu verirren oder zu stolpern, ohne Proviant, ohne frisches Wasser und ohne Handy-Empfang – nein, danke. Endlich. Die Wiese vor dem Parkplatz. Nur noch wenige hundert Meter. Dann war es endlich da, das Auto. Rein. Los. Burger King zum Abendessen. Ab ins Bett, sich Gedanken machen, was alles hätte schiefgehen können. Leichtsinn. Wahnsinn. Erleichterung. Definitiv ein Wochenende, das man nicht so schnell vergisst!

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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen, 15 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina - 
	
	
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus- 
	
	darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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	moira antwortete vor 1 Woche
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
 
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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	lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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	connyhumboldt antwortete vor 5 Tagen, 10 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
 
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig