- Bewegung
Lauf zwischen den Meeren
4 Minuten
„Laufen tut gut, macht Spaß – in der Gruppe sowieso. Die Entscheidung, ein Team aus laufbegeisterten Diabetikern für den Lauf zwischen den Meeren anzumelden, fiel uns daher nicht schwer.“ Ilka Gdanietz berichtet von der sportlichen Leistung ihrer Diabetes-Laufgruppe.
100 km: größter Staffellauf Norddeutschlands
Der Lauf zwischen den Meeren ist der größte Staffellauf Norddeutschlands und führt knapp 100 km in 10 Etappen quer durch das idyllische Schleswig-Holstein von der Nord- an die Ostsee. Die Idee zur Teilnahme fand sich beim Hamburger Diabetiker-Stammtisch, und bereits im letzten Jahr waren wir mit einem Team aus 10 Läufern am Start.
Genügend Läufer für dieses Jahr zusammenzutrommeln, funktionierte über diverse Online-Medien wie Blogs, Facebook und Twitter fast von allein. So fanden sich für 2014 sogar 2 Teams Powered by Insulin, um bei diesem Lauf-Event mit fast 7.000 Läufern an den Start zu gehen.
Die Startgebühren für den Lauf sind nicht ganz günstig – so kümmerte sich unser Orga-Trupp im Vorfeld um Sponsoren: Als Hauptsponsor konnten wir das Unternehmen Nintamed gewinnen, das uns für den Lauf auch mit Dexcom-CGM-Systemen ausstattete (für kontinuierliches Glukosemessen). Sponsoren wie mySugr, Red Bull, Dextro und Clif Bar sorgten dafür, dass wir weder nackig noch hungrig oder durstig durch die norddeutsche Tiefebene rannten.
20 Läufer zur rechten Zeit am rechten Ort
Am Freitag vor dem Lauf trafen sich alle 20 Läufer bei Bastian Hauck auf seiner Bootswerft in Schleswig; diese liegt genau zwischen Start und Ziel der Staffel und sollte an dem Wochenende unser Basis-Camp werden. Aus allen Teilen Deutschlands und aus Österreich trudelten motivierte Läufer mit unterschiedlichen Trainings-Levels in Schleswig ein.
Viele von uns kannten sich aus der #dedoc, der Deutschen Diabetes Online Community. Bei Pizza und Bier tüftelten wir die Logistik für den nächsten Tag aus – denn 20 Läufer wollten zur richtigen Zeit, auf 96,3 km verteilt, an den richtigen Ort gebracht werden. Hierfür hatten wir uns sogar ein kleines Support-Team organisiert und deren Autos auch vorsorglich mit allerlei Extra-Kohlenhydraten ausgestattet.
Die Nacht verbrachten wir auf Feldbetten in der großen Werft-Halle zwischen Booten und Masten. Wenn 20 Diabetiker mit CGM-Systemen zusammen die Nacht in einem Raum verbringen, dann darf man sich nicht auf einen ruhigen Schlaf einstellen. Dass da bei jedem der Blutzucker innerhalb der Grenzen bleibt, wäre wohl ein Wunschtraum gewesen, und so gab es ein kleines Gratiskonzert von Hyper- und Hypo-Alarmen: Piep, surrrr, psssst, piep, surrrrr …!
Der frühe Vogel ist … eigentlich ein Läufer
Verschlafen, aber bester Laune pellten wir uns am Laufmorgen aus den Schlafsäcken, stärkten uns mit einem Frühstück, schlüpften in unsere Team-Shirts und unternahmen jeder für sich entsprechende Vorbereitungen: Basalraten wurden optimiert, Sport- und Not-BEs verstaut, CGM-Kurven begutachtet und Blutzuckerwerte entsprechend korrigiert.
Ich persönlich war für den letzten Streckenabschnitt eingetragen. Da ich aber ebenfalls schon früh wach war und vor Aufregung eh nicht mehr schlafen konnte, begleitete ich unsere beiden Startläufer Fredrik und Kathi mit an den Startpunkt nach Husum. Pünktlich um 9 fiel der Startschuss und die beiden pesten kurze Zeit später auch schon an mir vorbei.
Stress treibt den Blutzucker in die Höhe
Während der Rest der Läufer nach und nach an ihre Streckenabschnitte gefahren wurde und einige bereits schon wieder auf der Werft eintrudelten, war ich den Tag über damit beschäftigt, meinen Blutzucker in Startposition zu bringen. Generell funktioniert das ganz gut – aber wenn man an einer solchen Veranstaltung teilnimmt, können einem Aufregung und Stress ganz schön die Tour vermasseln; je später es wurde, je näher mein Einsatz rückte, desto mehr schien sich mein Blutzucker in die Höhe zu bewegen.
Dank CGM konnte ich zwar den Zucker gut im Auge behalten, ich konnte ihn aber nicht daran hindern, auf 300 mg/dl (16,7 mmol/l) anzusteigen. Adrenalin und Insulin sind eben keine Blutsbrüder. Aus Erfahrung weiß ich aber: So schnell die Aufregung bei mir kommt, so schnell verschwindet sie wieder.
Und so war es: Kurz vor meinem Start zeigte der Trendpfeil auf dem CGM schon wieder abwärts und so entschied ich mich, völlig auf einen Bolus zu verzichten. Nervös wartete ich also in dem Örtchen Waabs auf meinen Einsatz.
In der Wechselzone: „Hau ab mit dem Teil“
Dann kam Sascha um die Ecke – schnellen Schrittes, aber sichtlich gezeichnet von der Sonne, die es an diesem Tag ziemlich gut mit uns meinte, trabte er in die Wechselzone. Er drückte mir den Staffelstab in die Hand und gab mir noch ein Hau ab mit dem Teil auf den Weg. Das tat ich.
Mein Blutzucker war mittlerweile auf sporttaugliche 170 mg/dl (9,4 mmol/l) gesunken, und so blieb er auch während des gesamten Laufes. Einzig die Sonne machte mir wirklich zu schaffen – mein Getränkevorrat war früher als geplant leer.
Auf den letzten Metern kurz vor dem Ziel im Osteseebad Damp stürmte der Rest des Teams mit auf die Strecke – und wir rannten gemeinsam ins sandige Ziel direkt am Strand. Mit meinem Ziel-Blutzucker von 160 mg/dl (8,9 mmol/l) war ich mehr als zufrieden und froh, dass ich mich auf mein Gefühl, Erfahrung und CGM verlassen konnte und den vorherigen hohen Blutzucker nicht korrigiert hatte. Kurze Zeit später trudelte auch das zweite Powered by Insulin-Team ein.
Geschafft! Ohne großen Zwischenfälle
Geschafft! Ohne nennenswerte Hypos, verlorene Pens oder Insulinpumpen-Ausfälle absolvierte jeder von uns an diesem Tag seinen Streckenabschnitt, so gut er konnte. Zurück auf der Werft ließen wir den Tag Revue passieren, tauschten unsere Erfahrungen aus und füllten unsere Bäuche mit Backkartoffeln und einem köstlichen Spanferkel.
Wir alle waren begeistert vom Lauf – und einige haben sogar richtig Blut geleckt (das tun Diabetiker übrigens öfter). Schon werden Pläne für weitere Teilnahmen an Läufen geschmiedet. Und 2015? Da gehen wir mit Sicherheit auch wieder in Husum an den Start!
von Ilka Gdanietz
E-Mail: mail@mein-diabetes-blog.com
Website: www.mein-diabetes-blog.com
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Tagen, 3 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 23 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike