… mehr als Kraft und Ausdauer

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… mehr als Kraft und Ausdauer

Bewegung ist viel mehr als Kraft und Ausdauer: Koordination und Flexibilität sind ebenso wichtige motorische Beanspruchungsformen. Deren Zusammenspiel ist von elementarer Bedeutung.

Wenn die legendäre Comic-Figur Popeye zur Spinatdose greift, anschließend sein Bizeps anschwillt und er düstere Gestalten verprügelt, sieht alles so einfach aus. Doch Spinat allein macht uns leider nicht stark – und Kraft ist dabei sicherlich nicht alles.

Keine Frage: Zum Laufen, Radfahren oder Schwimmen braucht man Kraft und Ausdauer. Bewegung ist aber viel mehr als Kraft und Ausdauer: Koordination und Flexibilität sind zwei weitere motorische Beanspruchungsformen, die wir für jede Form der Bewegung mehr oder weniger benötigen. Leistungs-, Freizeit- oder Rehabilitationssportler – Erfolg wird nur derjenige haben, der möglichst alle motorischen Beanspruchungsformen (siehe Glossar weiter unten) trainiert.

Wichtiges Zusammenspiel

Das Zusammenspiel der motorischen Beanspruchungsformen ist von elementarer Bedeutung. Ein Läufer, der ausschließlich Ausdauer trainiert und das Kraft-, Flexibilitäts- und Koordinationstraining vernachlässigt, wird schnell Muskel- und Gelenkprobleme bekommen.

Einem Schwimmer nützen eine noch so gute Kraft und Ausdauer wenig, wenn die Koordination der Bewegungsabläufe nicht stimmt – er wird hinter dem Feld herschwimmen. Eine rhythmische Sportgymnastin muss natürlich eine exzellente Flexibilität haben – ohne ein entsprechendes Ausdauer- und Krafttraining wird sie aber ihr Programm nie bestehen können.

Das Training aller motorischen Beanspruchungsformen ist nicht nur im ergebnisorientierten (Wettkampf-)Sport sehr wichtig, sondern gerade, wenn es darum geht, die gesundheitsorientierte Fitness zu verbessern: Steigerung der Lebensqualität, Lebensfreude und Gesundheit.

Körperliche Leistungsfähigkeit in Beruf und Freizeit setzt neben einer ausreichenden Ausdauer und Kraft immer auch eine gute motorische Beweglichkeit und Koordination voraus. Ob es um ausgedehnte Rad- oder Wandertouren mit Freunden, Hausrenovierung oder Gartenarbeit geht – der Alltag fordert alle motorischen Beanspruchungsformen gleichermaßen.

Richtig zu trainieren, bedeutet somit das Training möglichst vieler motorischer Beanspruchungsformen. Dabei verschieben sich die Trainingsschwerpunkte mit dem Älterwerden durchaus. Ein Krafttraining im Alter bleibt natürlich wichtig. Für ältere Menschen aber gewinnt ein gezieltes Training von Koordination und Beweglichkeit zunehmend an Bedeutung – um die motorische Sicherheit zu erhalten und Stürzen vorzubeugen.

Wie lassen sich all die Beanspruchungsformen trainieren?

Qualifizierte Fitnesskurse – mit Trainingsgeräten oder ohne – in Sportvereinen und Gesundheitsstudios sind in der Regel so konzipiert, dass alle Beanspruchungsformen trainiert werden. Wer den Sport an der frischen Luft bevorzugt, findet mit dem Nordic Walking eine ideale Sportart, die Ausdauer, Kraft, Flexibilität und auch Koordination trainiert.

Wem die Stöcke nicht so liegen und wer lieber joggt oder mit dem Fahrrad fährt, sollte einfach vorher oder nachher ein paar Koordinations- und Beweglichkeitsübungen einbauen. Koordination kann man übrigens vorzüglich auch beim Zähneputzen trainieren: Stellen Sie sich für eine Minute auf das eine, für die zweite Minute auf das andere Bein.

Was bleibt als Fazit?

Spinat ist gesund, macht aber nicht stark. Vielseitiges Training ist noch gesünder und bringt zudem Freude und Spaß. Versuchen Sie es!


Glossar: Motorische Beanspruchungsformen

Die Sportwissenschaft unterscheidet 5 motorische Beanspruchungsformen. 4 davon – Kraft, Ausdauer, Koordination und Flexibilität – sind sowohl im Breiten- und Rehabilitationssport als auch im Leistungssport von großer Bedeutung. Die Schnelligkeit hingegen spielt nur im Leistungssport eine Rolle.

Kraft

Kraft ist die Fähigkeit des Muskels, Spannung zu entwickeln. Unterschieden werden statische und dynamische Kraft. Bei statischer Beanspruchung bleibt die Muskellänge konstant (z. B. Armdrücken gegen eine Wand), bei dynamischer Belastung resultiert eine Verkürzung der Muskulatur (z. B. Armbeugen mit Hantel).

Ausdauer

Ausdauer beschreibt die Fähigkeit, eine gegebene Leistung über einen möglichst langen Zeitraum durchzuhalten. Je nach dem Größenumfang der eingesetzten Muskulatur unterscheidet man eine lokale von einer allgemeinen Ausdauer.

Koordination

Unter Koordination versteht man das Zusammenspiel der Skelettmuskulatur zu einem gezielten Bewegungsablauf. Die Steuerung übernimmt dabei das Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark). Durch eine gute Koordination wird unter anderem der Bewegungsablauf ökonomischer, d. h. es wird weniger Energie verbraucht.

Flexibilität

Flexibilität beschreibt den Bewegungsspielraum von einem oder mehreren Gelenken.

Schnelligkeit

Schnelligkeit ist definiert als die Abwicklung einer motorischen Aktion pro Zeiteinheit.


von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin, Diabeteszentrum Minden

Kontakt:
Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (10) Seite 78-79

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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