Mit App und Co mobil

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Mit App und Co mobil

Trainings-Apps, Pulsuhren, Fitness-Tracker oder Cyber Fitness – die Digitalisierung der Fitnesswelt schreitet unaufhaltsam voran. In der Digital-Health-Studie der AOK zeigen mehr als die Hälfte der Befragten Interesse daran, sich elektronisch beim Training unterstützen zu lassen. Bereits heute nutzt jeder vierte Sportler mobile Apps zur Trainingsunterstützung.

Seit ihrem 17. Lebensjahr hat Tanja Watermann Typ-1-Diabetes. „Mit 17 möchte man sich ausprobieren, reisen, die weite Welt sehen“, erinnert sie sich an die Zeit der Diagnosestellung. Die Diabetesdiagnose sollte sie davon nicht abhalten – 24 Jahre später hat Tanja Watermann fast die ganze Welt bereist, arbeitet nach einer Ausbildung zur Werbekauffrau und Fremdsprachenkorrespondentin sowie einem Studium zur Kommunikationswirtin heute als erfolgreiche International-Brand-Managerin und betreut diverse Exportländer.

Fitness-Tracker als Motivationshilfe: 7.000 statt 3.000 Schritte

„Die Flüge starten zwischen 6.30 und 7.30 Uhr ab Hannover, also ist die Nacht dann um 3.30 Uhr zu Ende. In der Regel bin ich zwei Tage vor Ort, um dann mit der letzten Maschine zurückzufliegen“, beschreibt Watermann ihren mitunter anstrengenden Berufsalltag. Wenn sie sich gerade nicht im Ausland befindet, pendelt sie zudem 55 Kilometer mit dem Auto zur Arbeit. An motorisierter Mobilität mangelt es Tanja Watermann damit nun wirklich nicht – aber für die körperliche Bewegung bleibt oft zu wenig Zeit.

Dabei ist Sport ein wichtiger Faktor in der erfolgreichen Diabetestherapie. Zwar reitet sie zum Spaß und zur Entspannung regelmäßig mit ihrer Stute Chiara durch die Felder und Wälder, aber das allein war ihr dann doch an Bewegung nicht genug. Weil sie Dinge einfach gern ausprobiert, hat sie sich den Fitness-Tracker Jawbone UP3 zugelegt. An einem normalen Arbeitstag ist sie früher lediglich auf 3.000 Schritte gekommen, jetzt strebt sie mit der Motivationshilfe am Arm täglich mindestens 7.000 Schritte an, im Idealfall werden es 10.000 und mehr.

185 Millionen Wearables sollen 2019 weltweit verkauft werden

Marktforscher gehen davon aus, dass weltweit 2019 mehr als 185 Millionen Fitness-Tracker oder andere Wearables (siehe Kasten) verkauft werden. Die einfache bildliche Darstellung komplexer Messwerte in Verbindung mit spieltypischen Elementen dürfte auch den Erfolg der zahlreichen gesundheitsrelevanten Apps ausmachen. Nach eigenen Angaben hat die Fitness-App Freeletics in nur zwei Jahren mehr als 4 Millionen registrierte Nutzer gewonnen.

Ob Freeletics, Runtastic oder VirtualGym Pro – sie alle versprechen ein optimales Training. Auch in den Fitnessstudios zeichnet sich ein zunehmender Trend zur Digitalisierung ab. Vollelektronische Trainingsgeräte mit moderner Trainingssoftware sowie Cybertraining mit virtuellen Trainern vor eindrucksvollen (Bildschirm-)Kulissen gehören längst zum Alltag moderner Studios.

Smart trainieren

Wearables sind Produkte zum Steuern von Training und Fitness, die in der Regel direkt am Körper getragen werden. Sie sind mit unterschiedlichen Sensoren und Technologien ausgestattet. Der Markt bietet eine Vielzahl von Modellen mit vielfältigen Leistungsspektren an, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Wearables fließend sind. Unterschieden werden:

Sportuhr
Sportuhren sind Trainingscomputer, die eine gezielte Trainingsplanung im Freizeit- und Leistungssport ermöglichen.
Moderne Geräte bieten u. a. ein integriertes GPS (Globales Positionsbestimmungssystem), Herzfrequenzmessung, Aktivitäts- und Schlafüberwachung sowie Berechnung des Kalorienverbrauchs.

Fitness- oder Activity-Tracker
Sie stellen eine Weiterentwicklung von Puls- und Schrittmessern dar. Je nach Modell bieten sie neben der Puls- und Schrittmessung weitere Funktionen wie Körpertemperaturmessung, Berechnung des Energieverbrauchs oder Analyse des Schlafverhaltens. Meistens werden sie mit einem Armband getragen, einzelne Modelle lassen sich auch einfach an Hose, T-Shirt oder Sport-BH klippen.

Smartwatch
Smartwatches sind digitale Alleskönner, die wie Armbanduhren getragen werden und zunächst einmal die Funktionen eines Smart­phones bieten. Smartwatches sind nicht automatisch sporttauglich. Allerdings ausgestattet mit den richtigen Funktionalitäten wie Pulsmesser und Schrittzähler, sind sie die optimalen digitalen Trainingsbegleiter.

Praktisch alle Wearables erlauben eine digitale Auswertung der erhobenen Daten und letztlich auch die Kommunikation der Daten auf entsprechenden Fitnessplattformen im Internet.

Vorsicht vor dem Datenhunger – Angebote genau prüfen!

In erster Linie am Datenhunger scheiden sich die Geister. Gesundheitsdaten per Mausklick sind für viele interessant – von Versicherungen bis hin zu potentiellen Arbeitgebern. Deshalb gilt es immer zu prüfen, was App und Co mit den Daten machen.

Tanja Watermann sieht die Problematik entspannt. Ihre Offenheit für Innovationen ist auch mit 41 Jahren geblieben. Neben Insulinpumpe und Fitness-Tracker nutzt sie schließlich seit Neuestem auch mit großer Begeisterung das Flash-Glukose-Messsystem FreeStyle Libre. Mal sehen, was als Nächstes folgt.


von Dr. Meinolf Behrens
Diabeteszentrum Minden,
Bismarckstraße 43, 32427 Minden,
Telefon 0571-840999,
E-Mail: mb@diabetes-minden.de
,
Internet: www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (10) Seite 70-71

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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