- Bewegung
Muskeln spielen lassen
3 Minuten
Bodyforming, Rücken Fit, Infunction Zirkel, Hot Iron, Fatkiller, TRX, Stretch und Relax, Cycling, Yoga, Zumba … – beim Blick auf den Kursplan des Fitness- und Gesundheitsstudios Injoy in Lingen hat jeder Einsteiger in ein Fitnesstraining zunächst einmal die Qual der Wahl – ob mit oder ohne Diabetes.
Welches Training wähle ich zum Einstieg? Wie intensiv trainiere ich zu Beginn? Was kann ich meinem Körper und meinem Diabetes zumuten? Und vor allem: Was macht mir Spaß? Solche und ähnliche Fragen haben sich auch die vier Diabetiker Ingrid Flechtner, Brigitte Koch, Alfons Varel und Alfons Karrer gestellt, als sie vor einigen Jahren im Gesundheitsstudio Injoy Lingen mit dem Training eingestiegen sind. “Dank unserer Trainerin Anja war das alles kein Problem”, betont Alfons Karrer nicht ohne Stolz.
Individuelle Trainingsberatung und -steuerung ist wichtig
Anja Övermöhle ist Diabetesübungsleiterin im Injoy Lingen, einem von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifizierten Fitness- und Gesundheitsstudio. “Ein ärztlicher Gesundheitscheck ist zunächst natürlich erforderlich. Danach aber sind wir Trainer gefragt”, so Anja Övermöhle. Eine individuelle Trainingsberatung und -steuerung ist sehr wichtig für einen nachhaltigen Trainingserfolg.
Davon profitiert auch Alfons Karrer, der seinen Typ-2-Diabetes seit 9 Jahren hat. Der Biomediziner im Vorruhestand, der unter anderem für zwei große Pharmaunternehmen gearbeitet hat, weiß gerade wegen seiner beruflichen Qualifikation um den hohen Stellenwert regelmäßiger körperlicher Aktivität für seine Gesundheit. Dreimal pro Woche für ca. 2 Stunden trainiert Alfons Karrer im Injoy Lingen.
22 kg Körpergewicht hat er bereits durch das regelmäßige Training verloren. Der HbA1c-Wert liegt um 6 Prozent – aber noch viel wichtiger: Alfons Karrer ist richtig fit geworden! “Der Einstieg mit einem Körpergewicht von 137 Kilogramm war nicht einfach”, erinnert sich Alfons Karrer.
Sicher trainieren – ohne Verletzung
“Man kann nicht laufen, um fit zu werden. Man muss bereits fit sein, wenn man laufen möchte”, wird der international anerkannte Fitnesstrainer Michael Boyle zitiert. Genau aus diesem Grund hat Anja Övermöhle für Alfons Karrer zunächst ein Trainingsprogramm in einem Kraft-Ausdauer-Zirkel ausgearbeitet. Trainiert werden an sechs Geräten die großen Muskelgruppen. Zusätzlich eingebaut in den Zirkel sind ein Crosswalker und ein Fahrradergometer zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems.
Die Trainingsgeräte sind elektronisch gesteuert. Die Grundeinstellungen auf die individuellen Körpermaße, Belastungsintensität und -umfang werden auf einer Chipkarte gespeichert. Trainingsdaten sind so jederzeit für Sportler und Trainer abrufbar. “Kraft-Ausdauer-Training im Zirkel ist einfach ideal für den Einstieg in ein regelmäßiges Training – insbesondere auch bei bestehenden Diabetesbegleiterkrankungen”, so die Diabetes-Expertin von der Trainingsfläche.
Vorteile des Gerätetrainings im Zirkel sind die hohe Sicherheit und das geringe Verletzungsrisiko, das gezielte Training einzelner Muskelgruppen und die einfache Belastungsdosierung. “Koordination und Variation bleiben etwas auf der Strecke. Ergänzend bietet sich daher ein funktionelles Krafttraining an”, zeigt Anja Övermöhle die Grenzen eines Zirkeltrainings auf. Alfons Karrer trainiert (noch) überwiegend im Zirkel, hat aber die Functional-Trainingsfläche bereits fest im Auge.
Qualitätssiegel “Fitness-Training für Diabetiker”
Was besagt das Qualitätssiegel?
Gesundheits- und Fitnessstudios, die das Qualitätssiegel “Fitness-Training für Diabetiker” vorweisen, verfügen über besonders für den Bereich Diabetes qualifizierte Trainer. Angeboten werden sporttherapeutisch und -medizinisch hochwertige Bewegungskonzepte, die dem besonderen Anforderungsprofil an ein Training für Menschen mit Diabetes gerecht werden. Ein spezielles Notfallmanagement ist etabliert. Die Studios werden zudem medizinisch beraten.
Wer zertifiziert die Gesundheitsstudios?
Die fachlichen Kriterien für das Qualitätssiegel sind von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft erarbeitet worden. Die Zertifizierung erfolgt durch den TÜV Rheinland, der als eine unabhängige Institution über große Erfahrung in der Zertifizierung von Fitnesseinrichtungen verfügt. Der TÜV Rheinland vergibt bereits seit Jahren Qualitätssiegel für Gesundheitsstudios, die der jeweiligen Einrichtung letztlich einen hohen Qualitätsstandard attestieren.
Wie finde ich ein zertifiziertes Gesundheitsstudio?
Deutschlandweit sind aktuell 25 Gesundheitsstudios zertifiziert. Ein Anfang ist gemacht. Eine flächendeckende Umsetzung des Projektes in Deutschland wird von den Initiatoren angestrebt.
Eine Übersicht zertifizierter Gesundheitsstudios sowie weitere Detailinformationen zum Projekt finden Sie auf der Homepage der AG Diabetes & Sport der DDG ( http://www.diabetes-sport.de
).
von Dr. Meinolf Behrens | Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin
Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (12) Seite 78-79
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Tagen, 7 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen, 4 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 4 Tagen, 3 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike