Pedelecs verändern Freizeitverhalten nachhaltig

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Pedelecs verändern Freizeitverhalten nachhaltig

Im Lauf der Corona-­Pandemie wurden E-Bikes und Pedelecs in sehr großer Stückzahl verkauft. Wie wirken sich diese auf den Alltag und das Freizeitverhalten der Menschen aus? Eine neue Studie aus Frankfurt gibt wichtige Hinweise.

Nicht nur beim normalen Fahrradfahren verbessert sich die körperliche Fitness, auch beim Nutzen eines Elektrofahrrads steigt die Herzfrequenz stärker als beim Spazieren­gehen. Dies führt zu einer körperlichen Aktivität von mindestens moderater Intensität. Das regelmäßige Nutzen eines Elektrofahrrads führt nachweislich zu einer Verbesserung der Fitness und einer Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos. Je häufiger man sich auf das Fahrrad schwingt, umso größer ist der Effekt.

Dies schrieb im Titelthema im Mai 2020 unsere Autorin Dr. Ulrike Becker. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1,95 Mio. Pedelecs verkauft. Im laufenden Jahr wird sich der Trend fortsetzen: Nochmals deutlich mehr Pedelecs werden genutzt auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, vor allem aber für regionale Ausflüge in der Freizeit und für Touren am Urlaubs­ort. Das hat eine Umfrage der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und des ADAC Hessen-Thüringen ergeben.

Pandemie, Pedelec und Freizeit …

Dabei wurde im Rahmen einer Projektarbeit von UAS-Studierenden (Studiengang Luftverkehrsmanagement) unter Anleitung von Prof. Dr. Kerstin Wegener der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie und der Pedelec-Boom 2020/21 auf das Freizeit- und Alltagsverhalten der Menschen hat. Wegener ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Tourismusmanagement, an der Frankfurt UAS.

2 670 Proband/innen wurden online befragt, überwiegend ADAC-Mitglieder und Kunden in Hessen und Thüringen. Parallel erfolgte eine Expertenbefragung bei einer Auswahl von Pedelec-Herstellern, -Händlern und Radverkehrsexperten aus Hessen und Thüringen. Aufgrund der Corona-Pandemie bevorzugen viele der Befragten die Nutzung von Indivi­dual­verkehrsmitteln und vermeiden öffentliche Verkehrsmittel.

Auto und Pedelec favorisiert

Autos (plus 61 Prozent) sowie Fahrräder und Pedelecs (plus 42 Prozent) wurden im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 deutlich häufiger benutzt – ein Trend, der sich fortsetzen wird. Fast zwei Drittel der Befragten werden wohl auch künftig Pkw, Rad oder Pedelec verstärkt nutzen gegenüber 2020. Das spiegelt auch das große Inter­esse an Pedelecs wider: 39 Prozent der Befragten sind bereits im Besitz eines E-Bikes, 29 Prozent können sich eine Anschaffung vorstellen bzw. beschäftigten sich konkret mit dem Gedanken.

Freizeit und Fitness im Fokus

Das E-Bike erweitert den Radius im Alltag und wird von 70 Prozent der Befragten für Ausflüge in die Region genutzt, rund 61 Prozent nutzen das E-Bike für ihre Gesundheit und Fitness. Dabei überwiegen bei knapp 90 Prozent der Pedelec-Besitzer Touren in der Freizeit, oft im Umkreis von 50 Kilometern zum Wohnort, ebenso wie Tagestouren im Urlaub zum Erkunden der Urlaubsregion mit dem Pedelec. Auch Wochenendtouren werden angeführt.

Die Bedeutung des Pedelecs als Verkehrsmittel für die Fahrt zur Arbeit ist hingegen gering: Knapp 10 Prozent der berufstätigen Befragten gaben an, das Pedelec zum Pendeln zu nutzen. Es kam auch nicht zu einer Zunahme der E-­Bike-Nutzung durch die Corona-Pandemie. Spielt hier der Mangel an sicheren Abstellmöglichkeiten für die wertvollen E-Bikes eine Rolle?

Was sollte optimiert werden?

Rund 63 Prozent der Pedelec-Besitzer/innen bemängeln Defizite beim Radwegenetz sowie bei der Qualität der Radwege. Auffällig auch: 48 Prozent identifizierten Optimierungsbedarf bei der Verfügbarkeit und Sicherheit von Abstellmöglichkeiten, 40 Prozent bei der Verfügbarkeit von Akku-Ladestationen, und 37 Prozent sehen Verbesserungspotenzial bei den Mitnahmemöglichkeiten des Pedelecs in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Schnell erklärt


Ein Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt den Fahrer mit einem Elektromotor während des Tretens bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h, darüber hinaus ist man komplett auf die eigene Muskelkraft angewiesen. Versicherung, Führerschein und Zulassung sind zum Fahren nicht erforderlich, eine Helmpflicht besteht nicht, rechtlich gesehen ist das Pedelec dem Fahrrad gleichgestellt.

Ein S-Pedelec (schnelles Pedelec) gehört zu den Kleinkrafträdern, die Motorunterstützung wird erst bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h abgeschaltet. S-Pedelecs brauchen ein Versicherungskennzeichen, der Fahrer muss mindestens 16 Jahre alt und im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse AM sein. Außerdem muss man beim Fahren einen geeigneten Schutzhelm tragen, man darf nicht auf Radwegen fahren, auch wenn sie für Mofas freigegeben sind.

E-Bikes lassen sich mithilfe eines Elektroantriebs auch fahren, ohne dabei in die Pedale zu treten, vergleichbar mit einem Elektromofa. Auch hier sind Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa­führerschein Pflicht. Wenn man schneller als 25 km/h fahren möchte, ist man auf seine eigene Muskelkraft angewiesen. Wenn das E-Bike schneller als 20 km/h fahren kann, ist ein Motorradhelm Pflicht.

(Quelle: ADFC)

Bei der Radverkehrsförderung muss dringend berücksichtigt werden, dass sichere Abstellanlagen und Akku-Lademöglichkeiten unterwegs fehlen– sowie auch oft mangelnde Möglichkeiten, tägliche Strecken wie den Arbeitsweg mit mehreren sich ergänzenden Verkehrsmitteln bewältigen zu können. Die Defizite könnten auch Gründe dafür sein, dass sich viele Pedalisten bisher gegen ein E-Bike entschieden haben.

„Das Projektergebnis“, so Wegener, „zeigt die gestiegene Bedeutung des Pedelecs in der Alltags-, Freizeit- und Urlaubsmobilität in Deutschland. Auch für die nächsten Jahre ist mit einer deutlichen Zunahme zu rechnen. So kann das Pedelec zu einem wichtigen Baustein nachhaltiger Mobilität werden – dies erfordert jedoch einen zügigen nachfragegerechten Ausbau der Infrastruktur.“

Hohe Unfallgefahr

11 Prozent der Pedelec-Nutzer/innen sagen, bereits einen Unfall mit dem Pedelec gehabt zu haben, 6 Prozent davon räumen einen selbstverschuldeten Alleinunfall ein. „Dies“, so Cornelius Blanke (ADAC), „spiegelt sich immer wieder auch bei den Teilnehmenden an unseren ADAC-Fahrtechniktrainings speziell für Pedelecs wider und ist auch auf unseren geführten Pedelec-Touren zu beobachten:

Gerade angeschaffte Pedelecs werden im Zusammenspiel von höherem Gewicht, größerer Bremsleistung und höherer Durchschnitts-Geschwindigkeit im Vergleich zum Fahrrad nicht ausreichend beherrscht, das eigene Fahrkönnen immer wieder falsch ein- bzw. überschätzt. Gefahrenbremsungen, Ausweichen oder die falsch angefahrene Bordsteinkante führen so schnell zu Unfällen ohne Fremdbeteiligung“.


von Frankfurt University of Applied Sciences | Redaktion

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (8) Seite 30-31

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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