Ski und Rodel gut

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Ski und Rodel gut

Weiße Landschaften und strahlend blauer Himmel – der Winter ist endlich angekommen. Schneewanderer, Skifahrer, Snowboarder oder auch Rodler zieht es hinaus in die freie Natur. Wintersport ist natürlich auch mit Diabetes mellitus möglich – ein paar Dinge gibt es aber trotzdem zu beachten.

Skifahren ist bekanntermaßen nicht gleich Skifahren. Skilanglauf gilt als der klassische Ausdauersport im Schnee. Eine neuere Variante des Skilanglaufs ist das Nordic Cruising: Die Cruiser-Langlaufski sind kürzer, breiter und nicht zuletzt auch schwerer als die klassischen Langlaufski. Damit liegt man sicherer in der Spur, was das Nordic Cruising gerade auch für (Wieder-)Einsteiger einfacher und attraktiver macht.

Skilanglauf: optimales Herz-Kreislauf- und Stoffwechseltraining

“Skilanglauf ist ein optimales Herz-Kreislauf- und Stoffwechseltraining”, so Dr. Peter Zimmer, Diabetologe und Vorsitzender der AG Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Neben der Ausdauer werden Kraft und Koordination trainiert. Alpinski gehört sicherlich zu den komplexesten Sportarten: Ausdauer, Kraft, eine optimale Beweglichkeit und Koordination sind gefragt, um sich der Faszination und dem Abenteuer stellen zu können.

Wintersport ist aber mehr als nur Skifahren. Rodeln, Eisklettern, Schlittschuhlaufen und Schneeschuh-Touren bieten Winterspaß abseits der Pisten und Loipen.

Die körperliche Fitness vor dem Wintervergnügen muss stimmen!

Ob mit oder ohne Diabetes – die körperliche Fitness vor dem Wintervergnügen muss stimmen. Wer unvorbereitet sich in den Schnee oder aufs Eis wagt, riskiert Verletzungen am Bewegungsapparat und möglicherweise auch Herz-Kreislauf-Probleme. Wissenschaftler haben festgestellt, dass das Herzinfarktrisiko mit fallenden Außentemperaturen steigt. Kälte fördert die Bildung von Blutgerinnseln und verengt zudem die Gefäße; das Herz muss nun gegen einen größeren Widerstand arbeiten und gerät in Stress.

Damit der Wintersport unbeschwert genossen werden kann, sollten gerade Menschen mit Diabetes sich vorher ärztlich untersuchen lassen. Und es gilt natürlich wie immer beim Sport, die Signale des Körpers nicht zu ignorieren: Bei Herzschmerzen, Atemnot oder Schwindel muss der Sport unterbrochen werden und gegebenenfalls auch ein Arzt aufgesucht werden.

Wichtig: zuverlässige Sport- und Diabetes-Ausrüstung

Die Ausrüstung muss passen: Jeder Wintersportler braucht Funktionsunterwäsche, die schnell trocknet und den Schweiß nach außen leitet, Rollis, Pullover oder Jacken aus Funktionsmaterialien zur Wärme-Isolation und eine Jacke zum Wind- und Wetterschutz sowie Handschuhe, Mütze, Schal und Sonnenbrille. Nicht nur bei einer bestehenden Durchblutungsstörung oder einer Schädigung der Nerven in den Beinen ist optimales Schuhwerk beim Wintersport unverzichtbar. Schließlich sollen Blasen, Druckstellen oder Wunden an den Füßen das Vergnügen nicht trüben.

Eine zuverlässige Diabetesausrüstung ist natürlich auch wichtig: Das Blutzuckermessgerät muss möglichst gut auch bei Kälte geeignet sein, das Messen sollte zügig möglich sein. Insulin und Kohlenhydrate für den Notfall müssen vor Kälte ausreichend geschützt sein. Am besten trägt man die gesamte Diabetesausrüstung direkt am Körper, z. B. in einer Innentasche in einer unteren Bekleidungsschicht oder in einem speziellen Umhängebeutel – dann kann nichts gefrieren.

Mit der ausreichenden Fitness, dem Gesundheitscheck und einer richtigen Ausrüstung ist auch der Wintersport mit Diabetes kein Problem: Ski und Rodel gut!

Diabetes- und Sportfibel
Weitere wertvolle Tipps und zahlreiche Erfahrungsberichte rund um Diabetes und Wintersport gibt es in der Diabetes- und Sportfibel

Faszination Wintersport – das Experten-Interview

Begeisterter Wintersportler, wohnhaft im Tölzer Land, Autor der Diabetes- und Sportfibel, Diabetologe an der Fachklink Bad Heilbrunn und nicht zuletzt seit 20 Jahren selbst an einem Typ-1-Diabetes erkrankt – Dr. Bernhard Gehr zählt zu den führenden Experten in Deutschland, wenn es um Diabetes und Wintersport geht.

Diabetes-Journal (DJ): Was fasziniert Sie am Wintersport?
Dr. Bernhard Gehr:
Natur und Bewegung gemeinsam zu erleben, begeistert mich das ganze Jahr. Aber gerade im Winter ist das Naturerlebnis in einer faszinierenden Schneelandschaft noch einmal viel intensiver.

DJ: Welche Wintersportarten empfehlen Sie Ihren Patienten mit Diabetes?
Gehr:
In erster Linie gilt natürlich: Das tun, was Spaß macht. Wintersport in all seinen Facetten bietet Menschen mit Diabetes vielfältige Möglichkeiten, den Winter aktiv zu erleben: Spaziergänge im Schnee, Langlauf in der Loipe, Alpinski, Snowboarden oder auch ausgedehnte Ski-Touren – grundsätzlich ist auch mit Diabetes zunächst einmal alles möglich.

DJ: Worauf sollten Menschen mit Diabetes beim Wintersport besonders achten?
Gehr:
Trainingszustand und Sportausrüstung sollten natürlich den geplanten sportlichen Aktivitäten angepasst sein. Eine zuverlässige Diabetesausrüstung ist wichtig: Das Blutzuckermessgerät muss möglichst gut für Kälte geeignet sein, das Messen muss sehr rasch von der Hand gehen. Insulin und Kohlenhydrate für den Notfall müssen vor Kälte ausreichend geschützt sein. Sport bei Kälte stellt eine besondere Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar, daher sollten gerade Wintersportaktivitäten mit dem Arzt im Vorfeld abgestimmt sein.


von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Sport- und Ernährungsmediziner
Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden,
Tel. 05 71/84 09 99, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
,
Internet: http://www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (1) Seite 62-63

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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