- Bewegung
Tauch-Touren für Menschen mit Diabetes
3 Minuten
In der Makadi-Bucht am Roten Meer in Ägypten zeigt sich Tauchern eine atemberaubende Unterwasserwelt der Fische und farbenfrohen Korallen. Bei 28 °C Wassertemperatur und strahlend blauem Himmel steht einem faszinierenden Tauch-Event eigentlich nichts im Wege – wenn da nicht der Diabetes wäre!?
“Vor meiner Diabetesdiagnose war ich es gewohnt, immer Vollgas zu geben – ohne Rücksicht auf meinen Körper zu leben”, sagt Martin Noël Lampe, der seit Januar 2013 an einer Sonderform des Typ-1-Diabetes erkrankt ist, dem LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults). An das regelmäßige Insulinspritzen hat sich Martin Noël Lampe rasch gewöhnt.
Eine ganz wichtige Erfahrung hat der begeisterte Extrem- und Vielsportler allerdings auch schnell machen müssen – ob beim Golf- oder Tennisspielen, Fliegenfischen, Snowboarden, Downhillfahren oder Tauchen im Roten Meer: Sein Diabetes fordert eine entsprechende Vorbereitung, diabetes- und sportartenspezifische Erfahrungen, ein optimales Equipment und vor allem regelmäßige Blutzuckerkontrollen.
Themenschwerpunkt „Sport am Limit?!“
Schwimmen, Walken, Laufen oder Radfahren: Regelmäßige körperliche Aktivität hält uns körperlich und geistig fit – erst recht bei Diabetes! – Nicht nur Diabetiker sind mitunter müde und vielleicht auch genervt vom ständigen Schrei nach Fitness. Gerade junge Menschen können den für sie oft monotonen Ausdauersportarten wenig abgewinnen. Downhillfahren, ungebremster Bikespaß, Klettern oder Bouldern unter extremen Bedingungen, Gerätetauchen, Fallschirmspringen, Drachenfliegen oder Paragliding: Fun-, Trend- und Extremsportarten begeistern die Menschen zunehmend. No risk, no fun lautet das Motto für viele Freizeitsportler.
Nicht erst seit den Erfolgen der britischen Ruderlegende Sir Steven Redgrave, fünffacher olympischer Goldmedaillengewinner, und dem olympischen Triumph im Gewichtheben von Matthias Steiner 2008 in Peking wissen wir, dass der Diabetes sportlichen Höchstleistungen nicht im Wege steht. Leistungssportler bewegen sich dabei aber wie eben auch Extremsportler nicht selten am physischen und psychischen Limit. Was geht mit Diabetes? Wo liegen die Grenzen?
Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserem aktuellen Themenschwerpunkt Sport am Limit?!
Brenzlig: Unterzuckerung auf Schnorcheltour
“Gleich im ersten Jahr meiner Diabetesdiagnose traf mich auf einer Delphin-Schnorcheltour eine Unterzuckerung völlig unvorbereitet”, blickt Martin Noël Lampe selbstkritisch auf das für ihn einschneidende Diabetes-Erlebnis zurück. 100 Meter vom Tauchboot entfernt auf dem offenen Roten Meer bei hohem Wellengang war es letztlich seiner aufmerksamen Ehefrau zu verdanken, dass zum Glück nichts passierte.
Wer Lampe zuhört, weiß schnell, dass ihm eine Unterzuckerung auf dem offenen Meer nicht noch einmal passieren wird. Lampe hat sich seither intensiv mit dem Thema Diabetes und Extremsport auseinandergesetzt, insbesondere mit dem Tauchsport. Gemeinsam mit seinem Freund Hans-Jürgen Schaal-Jarolin, einem Tauchlehrer, und mit Unterstützung von Medizinern und Tauchschulen plant er demnächst sogar Tauchtouren für Diabetiker in der Makadi-Bucht.
Bis 1995 galt weltweit ein Tauch-Verbot für Menschen mit Diabetes!
Bis 1995 bestand noch ein weltweites generelles Tauchverbot für Diabetiker, das zum Glück aufgehoben worden ist. Grundsätzlich ist jeder approbierte Arzt berechtigt, die Tauchtauglichkeit zu bescheinigen. Detaillierte Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit von Diabetikern hat das Divers Alert Network (DAN) erstellt, eine internationale Vereinigung zur Verbesserung der Tauchsicherheit (Info-Kasten).
Neben den allgemeinen Risiken des Tauchens durch den erhöhten Umgebungsdruck mit vielfältigen Auswirkungen auf den Organismus steht für Diabetiker das Risiko einer Unterzuckerung beim Tauchgang eindeutig im Vordergrund. Zudem wird die Taucherdiurese (eine vermehrte Urinproduktion unter dem Einfluss verschiedener Hormone) durch das Einhalten eines Sicherheitsblutzuckers oberhalb der Nierenschwelle noch verstärkt.
Blutzucker: mindestens 150 mg/dl (8,3 mmol/l), um Hypos zu vermeiden
Zum Vermeiden von Unterzuckerungen sollte der Blutzucker vor jedem Tauchgang mindestens 150 mg/dl (8,3 mmol/l) betragen, der Blutzuckertrend darf dabei nicht fallend sein. Wegen der gesteigerten Diurese ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Die Einnahme von Glukose-Gel (z. B. Jubin) unter Wasser muss natürlich trainiert werden.
Das Fazit: Tauchen im Roten Meer oder Fallschirmspringen – Extremsportarten mit Diabetes sind möglich, setzen aber umfassende ärztliche Voruntersuchungen, persönliche Erfahrung und ein intensives Diabetesmanagement voraus.
Voraussetzungen für dieTauchtauglichkeit von Diabetikern (Auszug) laut Divers Alert Network (DAN)
- mind. 18 Jahre alt (mind. 16 bei speziellem Training)
- erst 12 Monate nach Start einer Insulintherapie
- keine schweren Hypoglykämien für mind. 1 Jahr
- keine Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen
- keine offensichtlichen Diabetes-Folgeerkrankungen
- jährliche ärztliche und tauchmedizinische Untersuchung
- Untersuchung auf nicht bemerkte Mangeldurchblutung des Herzmuskels bei Teilnehmern älter als 40 Jahre
- keine Tauchgänge tiefer als 30 Meter oder länger als 60 Minuten
- keine Dekompressions-Tauchgänge, keine Wrack- oder Höhlentauchgänge
- Vermeidung von Situationen, die eine Hypoglykämie hervorrufen können
- der Tauchpartner ist über den medizinischen Zustand und die im Notfall einzuleitenden Schritte informiert
- der Tauchpartner sollte kein Diabetiker sein. Details unter http://www.diversalertnetwork.org/files/DiabetesSummaryGuidelines.pdf
Sport bei Typ-1-Diabetes – die Expertenempfehlung
Typ-1-Diabetiker können im Grunde jegliche Sportart, auch als Wettkampf- oder Leistungssport, ausüben.Allerdings sind Sportarten, bei denen das Risiko von Bewusstseinsstörungen/eingeschränkter Urteilsfähigkeit infolge evtl. Hypoglykämien erhöht ist, eher ungeeignet: z. B. Tauchen, Fallschirmspringen, Extrem-Klettern, Skitouren in großer Höhe, Wildwasser-Kanufahren oder Drachenfliegen. Falls sie dennoch durchgeführt werden, erfordern sie große persönliche Erfahrung, besonders sorgfältiges Verhalten, individuelle Planung und eine intensive Schulung.
(K. Esefeld et al: Diabetes, Sport und Bewegung. Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Oktober 2015)
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (6) Seite 67-69
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 2 Wochen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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am-pfruendeweg-2a antwortete vor 19 Stunden, 24 Minuten
Hallo, ich benutze schon seit Jahren den Freestyle Libre 3 und hatte bisher noch keine Probleme
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hexle antwortete vor 13 Stunden, 50 Minuten
@connyhumboldt: Vielen Dank für die Antwort.
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hexle antwortete vor 13 Stunden, 30 Minuten
@am-pfruendeweg-2a: Danke für die Antwort. FSL 3 ist mit meinem AID-System leider nicht kompatibel.
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