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Die Vorfreude ist groß: Die Tartanbahn unter den Füßen und die Sonne im Gesicht spüren – bei diesem Gedanken kann ich es kaum erwarten, loszulegen. Für mich als „Normalo“ ist das ganz einfach: Turnschuhe, Sporthose und Laufshirt anziehen, Trinkflasche in den Rucksack, aufs Radl schwingen und dann einfach zum Sportplatz düsen.
Doch für meine Freundin Stephanie als meine Trainingspartnerin und Typ-1-Diabetikerin bedarf es etwas mehr Vorbereitungszeit. Für mich ist mittlerweile klar: Diabetiker müssen sich viel mehr Gedanken um ihren Körper machen und ihn ganz anders vorbereiten. Im Fall meiner Freundin muss der Blutzucker einen bestimmten Wert haben, damit sie so richtig mit dem Training loslegen kann.
Einfach eine Banane essen oder einen Schokoriegel reinwerfen, damit sollte das schon erledigt sein. So denken sicher viele ahnungslose Nicht-Diabetiker da draußen. Doch damit nicht genug. Die Sporttasche muss sorgfältig gepackt werden: Zusätzlich zum Wasser werden mehrere Trinkpäckchen, eine Handvoll Zuckergels und vielleicht ein paar Hafer- oder Schokokekse in den Rucksack eingepackt. Das wichtigste Utensil, das Messgerät, darf auf keinen Fall fehlen. Ebenfalls kommen noch ein Ersatzkatheter und ein Pen mit zum Sportplatz. Beim ersten Mal klang für mich alles aufwändig und komplex, doch inzwischen ist auch für mich Routine entstanden. Gerne helfe ich beim Packen der Sporttasche und lege schon die Sachen bereit, so dass sie die ganzen Hypo-Helferlein einpacken kann. Als wichtig empfinde ich, dass die Tasche von uns beiden gepackt wird, damit im Notfall jeder weiß, wo er was finden kann.
Der Wert passt, die Sonne zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht und wir können losradeln. Nach zehn Minuten Fahrt liegt die Laufbahn mit ihrer dunkelroten Farbe und den weißen Linien vor unseren Füßen. Wir stellen die Räder ab und legen unsere Sachen auf ein Bankerl. Unsere Turnschuhe berühren den von der Sonne aufgewärmten Boden und die Beine wollen los zum Warmlaufen. Doch ich werde von einem traurigen Gesichtsausdruck meiner Freundin aufgehalten. Das Messgerät zeigt einen Gewebezucker von 100 mg/dl (5,6 mmol/l) mit einem steil sinkenden Pfeil an.
Das ist eine nicht untypische Reaktion auf eine schöne Situation. Die Vorfreude auf die Bewegungen beim Laufen und Springen lässt den Blutzucker meiner Freundin sinken. Manchmal so stark, dass an Sport erstmal nicht zu denken ist. Aber als routinierter Typ-Fler überreiche ich ihr mit einem aufmunterndem Lächeln ein Zuckergel. Dann beschließen wir, das Training erstmal gemütlich mit einem Barfußgang auf der Wiese innerhalb der Laufbahn zu beginnen.
Nach einer Zeit entfaltet sich die blutzuckersteigende Wirkung des Gels und wir können mit dem Training beginnen. Dabei wird duelliert, gelacht, geschwitzt, hin und wieder Mal gemessen und vom Saft getrunken. Nach dem Training sind wir beide ausgepowert. Doch wir genießen die weichen Beine und radeln ganz gemächlich nach Hause. Dort wartet schon die wohlverdiente Dusche, und anschließend gibt es einen reichlich gedeckten Essenstisch mit vielen gesunden Lebensmitteln zum schnellen Regenerieren. Wir beide haben schon richtig Hunger und unsere Blutzucker freuen sich auf die wohltuenden und leckeren BEs, die wir uns nach diesem erfolgreichen Training und „Kampf“ gegen die Blutzuckersau verdient haben.
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