- Bewegung
Walking statt Winter-Blues
3 Minuten
Dichte Wolken lassen den Himmel grau erscheinen. Die kalte Jahreszeit gibt der Sonne kaum eine Chance, uns mit Energie zu versorgen. Der Lichtmangel führt zu einer verminderten Produktion des Glückshormons Serotonin – für viele Menschen wiederholt sich damit ein alljährliches Stimmungstief in Herbst und Winter.
Ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit und interessanterweise auch Heißhunger auf Süßes sind typische Symptome eines Stimmungstiefs im Winter. Experten sprechen auch von einer saisonal bedingten Depression oder Winterdepression. Natürlich bedeutet nicht jede Stimmungsschwankung im Winter gleich das Vorliegen einer Winterdepression.
Auch lässt sich schwer beziffern, wie viele Menschen tatsächlich an einer saisonal bedingten Depression leiden, da die Übergänge zwischen einer normalen schlechten Stimmung oder Traurigkeit und Depressivität doch eher fließend sind und zudem geographisch erhebliche Unterschiede bestehen.
Diabetes und Depression beeinflussen sich gegenseitig
Gehen die Symptome allerdings mit einer Einschränkung von Lebensqualität und Leistungsfähigkeit einher, so ist sicherlich eine Depression anzunehmen – und professionelle Unterstützung in der Regel erforderlich. Bekanntermaßen beeinflussen sich Diabetes und Depression gegenseitig, sodass gerade Menschen mit Diabetes sehr sensibel auf die Signale ihres Körpers hören müssen.
Was aber hat die saisonal bedingte Depression, auch Winter-Blues genannt, mit Walking zu tun? Ganz einfach: Der Spaziergang an der frischen Luft ist die effektivste Maßnahme zur Vorbeugung und Therapie der saisonal bedingten Depression. Selbst ein bedeckter Himmel liefert eben noch um ein Vielfaches mehr Licht als die Beleuchtung in Räumen. Idealerweise sollte der Spaziergang morgens stattfinden. Durch das Licht wird die Serotoninbildung wieder angeregt, und unser Glückshormon kann wirken – Müdigkeit und Antriebslosigkeit verschwinden.
Spaziergänge bei Tageslicht sichern die Vitamin-D-Versorgung
Aber nicht nur die Psyche profitiert vom Sonnenlicht: Gerade in den Wintermonaten haben viele Menschen einen Mangel an Vitamin D, da für die Bildung des “Sonnenvitamins” Sonnenstrahlung benötigt wird. Jeder Spaziergang bei Tageslicht sichert die Vitamin-D-Versorgung und beugt somit der Osteoporose vor. Regelmäßige körperliche Aktivität steigert zudem das psychische Wohlbefinden, stärkt die Abwehrkräfte, verbessert die Herz- und Kreislauf-Funktion und lässt uns länger gesünder leben. Schöne Aussicht, nicht?
Je mehr Licht und Energie getankt werden, umso besser ist es. Empfohlen wird, je nach Intensität der Sonnenstrahlung, sich in den dunklen Monaten idealerweise täglich ein bis zwei Stunden draußen aufzuhalten. Sicherlich nicht immer ganz einfach zu erreichen. Eine Stoppuhr wird übrigens nicht benötigt: Ob langsam oder schnell gelaufen wird, ist mit Blick auf die Stimmungslage nicht entscheidend.
Entscheidend für den Erfolg sind Tageslicht, frische Luft und Entspannung
Alternativ zum Walking sind natürlich beliebig andere Sportarten im Freien möglich wie Nordic Walking, Jogging, Radfahren oder im Winter auch Eislaufen. Entscheidend für den Erfolg sind Tageslicht, frische Luft und Entspannung.
Früher war es noch notwendig, den Energieverbrauch im Winter zu reduzieren, um mit den zuvor angesammelten Energievorräten sicher durch den Winter zu kommen. Die Steinzeit ist vorbei, heute sind ausreichend Licht und Bewegung im Winter mehr denn je gefragt – damit der Winter-Blues erst gar keine Chance hat.
Zunehmende motorisierte Nahmobilität, Fun- und Eventsportarten – der Spaziergang scheint so gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen. Dabei lässt sich keine andere Form der Bewegung so einfach und spontan umsetzen – praktisch unabhängig von Zeit und Raum.
Spaziergänge bieten Platz für entspannte wie auch kreative Gespräche in der Freizeit und im Berufsleben. Spaziergänge erlauben, die Natur und Umwelt im Wechsel der Jahreszeiten zu erleben. Aus medizinischer Sicht gibt es zudem reichlich Argumente für den täglichen Spaziergang. Versuchen Sie es doch einfach mal wieder – er wirkt nicht nur gegen den Winter-Blues:
Regelmäßige Spaziergänge (30 Minuten an mindestens 5 Tagen in der Woche …
- stärken die Herz-Kreislauf-Funktion
- senken den Blutdruck
- reduzieren das Diabetesrisiko
- senken die Blutzuckerwerte
- helfen bei der Gewichtsabnahme
- helfen bei Depressionen
- stärken das Immunsystem
- bauen Stress ab
- beugen einer Demenz vor
- reduzieren das Krebsrisiko
- verlängern das Leben
Wissenschaft interessant
Japanische Forscher haben festgestellt, dass japanische Männer im Alter von 40 bis 55 Jahren, die einen Fußweg von mehr als 21 Minuten zur Arbeit haben, nach 4 Jahren seltener an Typ-2-Diabetes erkranken als solche mit einem Fußweg von weniger als 10 Minuten.Der tägliche Spaziergang zur Arbeit reduziert das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Quelle: The Kansai Healthcare Study. Diabetes Care (2007)
von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin
Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden,
Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
,
Internet: www.diabetes-minden.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (12) Seite 80-83
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Tagen, 13 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen, 11 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 4 Tagen, 10 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike