Wellenbrecher mit Diabetes

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Wellenbrecher mit Diabetes

Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein – perfektes Schwimmbadwetter. Was gibt es da Schöneres, als mit einem Hechtsprung ins Wasser zu tauchen? Als begeisterte Schwimmer genießen die beiden Diabetiker Marc Stankowitz und Reinhold Korff den Sprung ins kühle Nass natürlich erst recht.

50 Jahre Altersunterschied, eine gemeinsame Leidenschaft

Zwei Generationen oder exakt ein halbes Jahrhundert Altersunterschied trennen die beiden. Die Freude am Schwimmsport und die Diabeteserkrankung aber verbinden den athletischen Sportler Marc Stankowitz und den Ausdauersportler Reinhold Korff.

Marc Stankowitz: gute Stoffwechselführung auch im Wasser

Marc Stankowitz ist seit seinem 10. Lebensjahr an Typ-1-Diabetes erkrankt. Sein Hobby hat er mit seiner Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe praktisch zum Beruf gemacht. Hobby und Job halten ihn fit. Beim Schwimmen und im verantwortungsvollen Job gilt es natürlich, unbedingt Unterzuckerungen zu vermeiden.

“Eigentlich bereitet mir die Stoffwechselführung beim Schwimmen und bei der Arbeit keine Probleme”, so der sympathische Sportler. Marc Stankowitz weiß natürlich aus seiner jahrelangen Erfahrung genau, wie er seine intensivierte Insulintherapie anpassen muss – vor allem in Abhängigkeit von Trainingsumfang und der gewählten Trainingsintensität.

“Zuletzt habe ich allerdings mehr im Babybecken trainiert”, schmunzelt der junge Familienvater: Marc Stankowitz hat im Moment Elternzeit und geht mit seiner 1-jährigen Tochter Aurelia regelmäßig zum Babyschwimmen. Der Vater begeisterter Schwimmer und zudem noch Fachangestellter für Bäderbetriebe – was steht da der Schwimmkarriere der kleinen Aurelia noch entgegen?

Reinhold Korff: fast täglich mindestens 400 Meter schwimmen

Lange ist es her, dass der 82-jährige Reinhold Korff seinen zwei Kindern das Schwimmen beigebracht hat, selbst die Enkelkinder sind schon erwachsen. Über 20 Jahre ist der rüstige Pensionär in der DLRG aktiv gewesen. Zudem hat er lange Jahre aktiv Fußball gespielt und ist regelmäßig Rad gefahren. Seit 2002 ist ein Typ-2-Diabetes bekannt, der ihn aber nur wenig einschränkt.

Das Insulin Lantus spritzt er in fester Dosis, zu den Mahlzeiten nimmt er das kurzwirksame Sulfonylharnstoffanalogon Repaglinid ein. “Die Repaglinid-Dosis passe ich entsprechend der geplanten Aktivität an”, so Korff. Mehr Probleme bereitet ihm im Alltag schon die vorliegende Herzmuskelschwäche.

Umso eindrucksvoller liest sich Reinhold Korffs Trainingstagebuch: An 253 Tagen ist er im letzten Jahr ins Wasser gesprungen und ist seine Bahnen im Hallen- oder Freibad geschwommen – mindestens 400 Meter an den einzelnen Tagen. “Um etwa 80 mg/dl fällt der Blutzucker nach dem Schwimmen”, weiß Reinhold Korff um die gute blutzuckersenkende Wirkung seines Trainingsprogramms.

Der eine Brust, der andere Schmetterling

Kraft, Ausdauer und Koordination sind beim Schwimmen in erster Linie gefragt. Während Reinhold Korff ruhigeres Brustschwimmen bevorzugt, ist das Schmetterlingsschwimmen die Paradedisziplin von Marc Stankowitz. Mit seinen kräftigen Arm- und Beinbewegungen setzt der 32-jährige Athlet das Wasser wie ein Orkan in Bewegung.

So unterschiedlich die Schwimmstile der beiden sind – beide profitieren auf ihre Art gesundheitlich vom Schwimmen. Und Spaß und Freude bereitet es ihnen natürlich auch – nicht nur bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein im Sommer.


Fitness-Tipps

Seepferdchen für alle

Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Nach Statistiken der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) lernt nur noch jedes zweite Kind unter 10 Jahren schwimmen. Damit sich an der dramatischen Situation etwas ändert, bieten DLRG und NIVEA eine kostenlose Rettungsschwimmausbildung und Fortbildung für pädagogische Fachkräfte an.

Ziel des Projekts ist es, die Anzahl potentieller Ausbilder zu vergrößern, um so mehr Kinder an das Wasser zu gewöhnen und zum Schwimmenlernen zu bringen.
Weitere Infos gibt es unter: www.dsg.dlrg.de


Schwimmen und Wassergymnastik auf Rezept

Wassergymnastik und Schwimmen können Menschen mit Diabetes auch als Rehabilitationssport zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse verordnet werden. Der Rehabilitationssport findet in speziell anerkannten Gruppen statt.

In der Regel wird eine Anzahl von 50 Übungseinheiten für einen Zeitraum von 18 Monaten verordnet. Mittels Datenbanken der einzelnen Behindertensportverbände können Sie sich im Internet über anerkannte Gruppen in Ihrer Nähe informieren: www.diabetes-sport.de


Auftrieb nutzen – Gelenke schonen

Ob Aquagymnastik, Aquacycling, Aquawalking oder -jogging – der Vielfalt und Kreativität des Trainings im Wasser sind keine Grenzen gesetzt. Der Auftrieb des Wassers verringert das Körpergewicht um bis zu 90 Prozent und entlastet somit Gelenke, Bänder und Sehnen. Sowohl Ausdauer wie auch Kraft werden wegen des Widerstandes des Wassers sehr effektiv trainiert.

Speziell für Aquagymnastik und -walking findet man zudem auch reichlich Kursangebote für Nichtschwimmer. Also – warum nicht einfach mal etwas Neues testen?


von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin, Diabeteszentrum Minden

Kontakt:
Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (8) Seite 78-79

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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