- Eltern und Kind
Blutzuckerwerte protokollieren
3 Minuten
Den Blutzucker zu messen, ist meist kein Problem. Aber die Werte dann auch noch konsequent und ehrlich zu dokumentieren, das ist nicht für alle Kinder und Jugendlichen selbstverständlich und führt häufig zu Streitigkeiten in der Familie. Dr. Nicolin Datz sagt, worauf es dabei ankommt.
Jetzt messe ich sechsmal am Tag meinen Blutzucker, berechne die Kohlenhydrate und das Insulin. Warum muss ich meine Blutzuckerwerte dann auch noch aufschreiben?” Lisa sitzt vor ihrem Diabetologen, mit einem fast leeren Dokumentationsheftchen, in das sie normalerweise ihre Blutzuckermessungen eintragen soll und versteht nicht, warum ihre Mutter mit ihr schimpft.
Messen meist kein Problem – aber das ehrliche Dokumentieren
Blutzuckermessungen mehrmals am Tag durchzuführen, ist eine Tatsache, die Kinder mit Diabetes sehr schnell lernen und in den Alltag integrieren. Regelmäßige Blutzuckermessungen sind notwendig, um Informationen über die derzeitige Stoffwelchsellage zu erhalten, die notwendigen Insulinmengen berechnen zu können und die Blutzuckerwerte im Zielbereich zu halten bzw. in den Zielbereich zu bekommen.
Diese Werte dann auch noch zu dokumentieren, ist allerdings nicht für alle Kinder und Jugendlichen selbstverständlich und führt nicht selten innerhalb der Familien zu Auseinandersetzungen zwischen Kindern und Eltern.
Die Werte werden z. T. nur nachlässig oder gar nicht dokumentiert, manchmal werden Blutzuckerwerte sogar erfunden und nach dem Zufallsprinzip – wie beim Lottospielen – aufgeschrieben. Die Dokumentation der Blutzuckerselbstmessungen ist jedoch für eine optimale Therapie sehr wichtig und unerlässlich: Werte, die nicht dokumentiert werden, geraten schnell in Vergessenheit. Dies hat zur Folge, dass man nicht nachvollziehen kann, warum es plötzlich zu Unterzuckerungen oder Überzuckerungen kommt, was eine gute Therapiesteuerung folglich schwierig macht.
Bei Kindern, die noch in der körperlichen Entwicklung stecken, sind Blutzuckerschwankungen, z. B. durch hormonelle Einflüsse, Wachstum und Entwicklung, regelmäßig zu beobachten, sodass die Insulinmengen dementsprechend häufig angepasst werden müssen.
Was ist wichtig für die Blutzuckerdokumentation?
Mit einem regelmäßig geführten Blutzuckerprotokoll sind bereits eigene Anpassungen der Therapie möglich und der Diabetologe kann sich in der Sprechstunde einen guten Überblick verschaffen und Vorschläge machen, um die Therapie zu optimieren. Ohne Dokumentation besteht hier keine Ansatzmöglichkeit für den Arzt.
Im Rahmen der Diabetesschulung wird festgelegt, welche Informationen bei der Blutzuckerdokumentation zu berücksichtigen sind. Dazu gehören: die Blutzuckerwerte, die verabreichte Insulinmenge sowie die aufgenommenen Kohlenhydrate. Dies alles sollte auch mit der jeweiligen Uhrzeit protokolliert werden. Außerdem gehören besondere Ereignisse, die eine differenzierte Insulingabe erfordern, in die Dokumentation: Unterzuckerungen, Überzuckerungen, Sport, Stress, Ketone, Krankheiten, Periode bei den Mädchen, Partys, Alkoholaufnahme, fettreiche Mahlzeiten.
Wobei hilft die Dokumentation?
Anpassung des Insulins im Alltag
Die Dokumentation von Blutzuckerwerten vor und nach der Mahlzeit hilft z. B. dabei, die Faktoren für die Mahlzeiten zu überprüfen. Oft fällt erst im Rahmen des Aufschreibens auf, dass der Blutzucker beispielsweise zwei Stunden nach der Mahlzeit immer zu niedrig oder zu hoch ist. Dann kann der Faktor entsprechend angepasst werden.
Sehr gut geeignet, zur Überprüfung der Therapie, ist ein sogenanntes Blutzucker-Tagesprofil bei dem man direkt vor der Mahlzeit, zwei Stunden nach der Mahlzeit sowie vor dem Schlafengehen (22 Uhr), in der Nacht (2 Uhr) und morgens um 6 Uhr den Blutzucker misst. Solch ein Profil sollte gelegentlich durchgeführt werden, um die Therapie zu überprüfen, z. B. einmal monatlich.
Anpassung des Insulins an besondere Situationen
Um herauszufinden, wie die Blutzuckerwerte auf langes Ausschlafen, stärkere körperliche Belastung, Urlaubsreisen und Ähnliches reagieren, ist ein ausführliches Protokoll unerlässlich. Basierend auf diesem kann man dann für das nächste Mal bestimmte Regeln ableiten und Unter- bzw. Überzuckerungen verhindern.
Wie dokumentieren?
Worauf oder worin dokumentiert wird, kann sich jeder selbst aussuchen: ob auf großen Papierbögen oder in kleinen Heftchen, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es die Möglichkeit gibt, wichtige Informationen (Werte, Insulinmenge, KE-/BE-Menge mit den Uhrzeiten) in übersichtlicher Tabellenform unterzubringen,damit rasch erkannt werden kann, wo es Probleme gibt.
Viele Messgeräte bieten inzwischen die Möglichkeit, die Blutzuckerwerte mit dem Computer in Tabellen zu übertragen und auszudrucken. Auch diese Methode ist eine Option für die Dokumentation, allerdings passiert es dann immer wieder, dass die Kinder sich diese Werte gar nicht selbst anschauen, sondern nur dem Arzt vorlegen, der sich dann durch eine unübersichtliche Datenflut durcharbeiten soll.
Ehrliche Dokumentation ist wichtig!
Sehr wichtig ist, dass hohe Werte bei der Dokumentation nicht weggelassen oder gelöscht werden. Für eine gute ärztliche Beratung ist ein echtes Protokoll wichtig, mit geschönten Blutzuckerprotokollen ist dies nicht möglich. Der Arzt bekommt die Protokolle zwar vorgelegt, aber es ist nicht seine Aufgabe, über diese zu richten, sondern dem Patienten dabei zu helfen, eine möglichst normnahe Blutzuckereinstellung zu erreichen.
Wie oft sollte man messen?
Es empfiehlt sich, den Blutzucker regelmäßig vor den Mahlzeiten und beim Aufstehen sowie vor dem Schlafengehen zu bestimmen. Damit kommt man dann auf ca. 6 Messungen am Tag.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine regelmäßige Dokumentation der Blutzuckerwerte ist für eine gute Stoffwechseleinstellung unerlässlich. In welcher Form die Dokumentation erfolgt, sollte mit dem Diabetesteam abgesprochen werden.
Fazit
Die Dokumentation der Blutzuckerwerte ist sowohl für den Patienten selbst als auch für den Arzt eine wichtige Grundlage zur Optimierung der Therapie. Vorausgesetzt, sie ist ehrlich. Folgende Informationen sollte die Blutzuckerdokumentation enthalten:
- Blutzuckerwert mit Uhrzeit
- KE-/BE-Menge mit Uhrzeit
- Insulinmenge und Insulinname mit Uhrzeit.
von Dr. med. Nicolin Datz, Hannover
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Krankenhaus „Auf der Bult“
Kontakt:
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2014; 7 (3) Seite 8-9
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig