CGM-Daten digital darstellen und auswerten

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CGM-Daten digital darstellen und auswerten

Jedes CGM-System hat seine eigene Software; die verschiedenen Programme bieten unterschiedliche Arten der graphischen Darstellung der Sensorwerte an. Mit dem eigenen Programm sollte man sich auskennen und damit umgehen können – Dr. Torben Biester gibt dazu Tipps und Hinweise.

Wenn man sich mit ausgelesenen Daten aus einem Sensor beschäftigt, stellt sich zunächst die Frage, was man eigentlich möchte. Diese grundsätzliche Überlegung ist wichtig, um zu entscheiden, welche Art der Darstellung man sich anschaut.

Gesammelte Daten anschauen

Geht es darum, grundsätzliche Probleme der Insulintherapie zu überprüfen (mögliche Ziele: herausfinden, ob die nächtliche Basalrate oder die Mahlzeitenfaktoren noch passen), ist eine kumulative Ansicht die richtige, die die gesammelten Daten eines Zeitraumes (idealerweise 14 Tage) zeigt.

Um noch einmal einzelne Tage durchzugehen und zu schauen, warum der Glukoseverlauf zu hoch oder zu niedrig war, kann der jeweilige Tag einzeln angesehen werden und mit zusätzlichen Informationen wie „Sport“ oder „große Mahlzeit“ einzeln betrachtet werden.

Das AGP sinnvoll nutzen

Das AGP (Ambulantes Glukose-Profil) ist eine schöne Art, einen längeren Zeitraum auf einmal darzustellen. Als durchgehende dunkelblaue Linie wird der Medianwert gezeigt. Der Medianwert ist nicht der rechnerische Mittelwert, sondern der Wert, bei dem 50 Prozent aller anderen Werte darüber oder darunter liegen, also die tatsächliche Mitte.

Ebenso verhält es sich mit den hellen und dunklen Bereichen: Innerhalb des dunklen Bereiches liegen 50 Prozent aller Werte, jeweils die Hälfte davon ober- und unterhalb dieser Medianlinie.

Innerhalb der Grenzen der hellblauen Zone (inklusive der dunklen Zone) liegen 80 Prozent aller Werte, so dass die 10 Prozent darüber und darunter in dieser Übersicht erst einmal nicht dargestellt sind (Abb. 2), je nach Programm ist dieses aber trotzdem möglich (Abb. 1).

Abb. 1: Darstellung des AGP mit Kurven der einzelnen Tage; überwiegend liegen die Werte im Zielbereich.
Abb. 2: Nur die Bereiche sind dargestellt; große Teile des Tages liegen außerhalb des Ziels mit großem Anstieg morgens.

Ambulantes Glukose-Profil interpretieren

Um diese Bilder nun zu interpretieren, muss man sich klar machen, dass man in der Diabetestherapie zwar mit der Insulindosierung immer auf einen Zielwert von 100 mg/dl (5,6 mmol/l) oder ein individuell anderes Ziel hinarbeitet, dieses Ziel aber nur selten tatsächlich erreicht. Ein Kollege aus England hat das sehr schön bildlich mit Golfspielen verglichen: Natürlich schlägt der Spieler immer in Richtung der Fahne, aber ein hole-in-one, also ein Einlochen mit dem ersten Schlag in das meist mehrere hundert Meter entfernte, kreisrunde Loch, ist sehr selten – die meisten Golfspieler sind froh, wenn der Ball nach dem Abschlag auf dem Rasen landet und nicht irgendwo im Sand.

Genauso können CGM-Nutzer bei den Glukosekurven denken: Wenn sich die Kurve weitgehend im Zielbereich befindet, können sie zufrieden sein – je näher der Wert am Ziel dran ist, desto größer ist die Freude. Ab und zu verfehlt man aber auch das Grün und findet sich völlig daneben im Bunker oder Rough, d. h. im Sand oder ganz daneben, wieder, und es ist sehr mühsam, wieder zurückzufinden.

Gut: zu 60 Prozent im Zielbereich

In Zahlen ausgedrückt (die auch von den Programmen ausgerechnet werden) sollte man sich über 60 Prozent des Tages im Zielbereich befinden, der international mit 70 - 180 mg/dl (3,9 – 10 mmol/l) als realistisch angesehen wird. Ehrgeizigere Ziele sind natürlich erlaubt, sollten aber nicht zu Frustration führen. Mehr als 5 Prozent im Bereich unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) sollten nicht sein – beim Golf wäre das so, als ob der Ball in einem Wasserhindernis (See) gelandet wäre.

Über die Ursachen nachdenken

Um die Kurven wieder in die richtige Richtung zu lenken, sind Gedanken über die Ursachen der Richtungen der Kurven wichtig. Als Faustregel kann gelten: Der Mittelwert und der dunkle Bereich sind die direkte Folge der Insulintherapie, die hellblauen Bereichen (die deutlich seltener sind) sind eher die Folge von Verhalten an den entsprechenden Tagen und können nicht direkt durch Insulinveränderungen angegangen werden. Die beiden Beispielbilder verdeutlichen das: In der ersten Abbildung gibt es sehr wenige Schwankungen, daher sind die blauen Bänder sehr schmal.

Außerdem liegen die Werte fast die ganze Zeit im Zielbereich, nur am Abend scheint es ein Problem zu geben, denn da steigt die gesamte Kurve mitsamt des Schwankungsbandes an. Die Ursache nur mit den Informationen aus der Abbildung zu erkennen, ist nicht möglich, hier sind weitere Angaben zum Leben (Insulin, Nahrung, Sport etc.) notwendig.

Im zweiten Bild befinden sich die Werte in der Nacht überwiegend im Ziel, mit einem deutlichen Anstieg am Morgen und weiterem hohen Verlauf über den ganzen Tag. Die Ursache ist eindeutig: zu wenig Insulin. Ob der Plan nicht stimmt oder das Insulin einfach nicht oder zu wenig davon gegeben wird, ist auch nicht ersichtlich; hier sind Aufzeichnungen über Insulingaben und Essen (aus der Pumpe oder einem „klassischen“ Tagebuch) nötig, um die Ursache herauszufinden.

Golf hilft …

Auch wenn ich selbst noch nie auf einem Golfplatz gewesen bin, hat mir diese Vorstellung sehr geholfen, die Kurven zu betrachten – ich hoffe, sie hilft auch Ihnen und Ihren Kindern.

Software zu den Glukosesensorgeräten

Hier können Sie die Software herunterladen:


von PD Dr. med. Torben Biester

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (4) Seite 8-9

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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