Diabetes-Therapie wird immer digitaler: dt-report-Ergebnisse mit Fokus auf Kinder und Jugendliche

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Diabetes-Therapie wird immer digitaler: Ergebnisse des dt-report mit Fokus auf Kinder und Jugendliche – Foto: Mediaphotos – stock.adobe.com
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Diabetes-Therapie wird immer digitaler: dt-report-Ergebnisse mit Fokus auf Kinder und Jugendliche

Bei der Behandlung des Diabetes wird der Einsatz technologischer und digitaler Tools immer bedeutsamer. Wie denken Experten darüber, wie Menschen mit Diabetes? Darüber gibt der dt-report 2025 Auskunft. Eine besondere Gruppe dabei sind Kinder und Jugendliche mit Diabetes sowie deren Eltern.

Diabetes und Digitalisierung: Dieses Thema begegnet jedem, der Diabetes hat, inzwischen an vielen Stellen. Vor allem für Menschen mit Typ-1-Diabetes und damit auch Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes gehört die Digitalisierung inzwischen selbstverständlich zur Therapie dazu. Diejenigen, die heute an Diabetes erkranken, kennen hierzulande wahrscheinlich gar keine Therapie mehr ohne digitale Hilfsmittel.

Neue Erkenntnisse zur Bedeutung digitaler und technologischer Tools in der Diabetes-Therapie

Wie aber steht es um die Versorgung damit, wie um die Einstellung dazu? Jedes Jahr Ende Januar werden dazu neue Erkenntnisse präsentiert, beim Ärzte-Kongress diatec in Berlin. Grundlage dieser Ergebnisse ist eine Befragung durch das diateam aus Bad Mergentheim, die in der zweiten Hälfte des Vorjahres online erfolgt. Teilnehmen an der Befragung zum Digitalisierungs- und Technologie-Report Diabetes (dt-report) können diabetologisch ausgerichtete Ärztinnen und Ärzte, andere Diabetes-Fachkräfte und Menschen mit Diabetes bzw. Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes.

Der gesamte dt-report 2025 ist zu finden unter www.dt-report.de.

Für den dt-report 2025 nahmen 2.515 Menschen mit Diabetes an der Befragung teil, davon waren 6 Prozent Eltern von Kindern mit Diabetes. Die Kinder lebten seit im Mittel 4,1 Jahren mit Diabetes. Die Eltern gaben zu 94 Prozent eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung an.

Fast alle im dt-report erfassten Kinder und Jugendliche mit Diabetes nutzen AID-Systeme

Systeme zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID-Systeme) werden nach Information der medizinischen Fachkräfte von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland in 93 Prozent der Fälle genutzt, Österreich folgt mit 92 Prozent direkt darauf, in der Schweiz sind es 88 Prozent. Sieht man sich nur für ein System zum kontinuierlichen Glukose-Messen (CGM) an, für wie viel Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes die Medizinerinnen und Mediziner eine Indikation sehen, liegen die Zahlen noch höher: in Deutschland und Österreich bei 97 Prozent, in der Schweiz bei 95 Prozent.

Fragt man die Eltern, warum sie sich für ihr Kind für ein bestimmtes CGM-System entschieden haben, steht an erster Stelle die Kombinierbarkeit mit einem AID-System. Erst danach folgen Messgenauigkeit, Größe, Tragedauer, Warnung vor Unterzuckerungen und die ärztliche Empfehlung, vor weiteren Gründen mit deutlich weniger Nennungen.

Autonomie steigt mit AID-System – aber auch der Bedarf an Schulungen

Was bewirken AID-Systeme im Alltag? Hier werden in der Auswertung die Antworten aller Befragten aus Deutschland gemeinsam ausgewertet, also Eltern von Kindern mit Diabetes, Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes und Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes.

Das Entscheidende, was Betroffene sehen, ist die größere Autonomie durch AID-Systeme. Allerdings sehen sie auch einen erhöhten Aufwand in der Schulung. Dass die Therapie damit riskanter wird, denken nur 10 Prozent. Und Diabetes-Teams müssen sich um ihre Daseins-Berechtigung keine Gedanken machen: Dass sie überflüssig werden, finden nur 4 Prozent.

Licht und Schatten: technische Probleme, aber prinzipiell großes Vertrauen in neue Systeme

Wo Licht ist, kann auch Schatten sein. So gehören technische Probleme wie Verbindungsprobleme zu den größten Herausforderungen bei AID-Systemen. Das nennen etwas mehr als 50 Prozent aller Befragten in Deutschland. Auch die Alarme schlagen mit knapp 30 Prozent zu Buche, ebenso unerfüllte Erwartungen. Das Vertrauen in die Systeme ist hingegen groß, die Unterstützung durch das Diabetes-Team gut. Manch einer hat allerdings Probleme, die Kontrolle an das AID-System abzugeben.

Auch die Diabetes-Schulung entwickelt sich weiter und die Corona-Pandemie hat einen großen Schritt in Richtung der Online-Video-Schulung gebracht. Eltern würden diese Form mit 52 Prozent leicht bevorzugen gegenüber der Schulung in Präsenz mit 48 Prozent.

Belastungen durch digitale und technologische Diabetes-Therapie kommen und gehen

Dass Diabetes-Technologien Diabetes-bezogene Belastungen reduzieren können, davon sind 77 Prozent der Eltern von Kindern mit Diabetes in Deutschland überzeugt. Allerdings sieht etwa ein Drittel (37 Prozent) dadurch auch neue Belastungen auf die Familie zukommen. Hierbei spielen mit 70 Prozent vor allem technische Probleme eine Rolle. Auch ein Gefühl der Abhängigkeit von der Technik stellt sich bei etwa 45 Prozent ein. Unerfüllte Erwartungen und die vermehrte Beschäftigung mit dem Diabetes werden an Position 3 und 4 von etwa 35 bzw. 20 Prozent genannt.


von Dr. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 44-45

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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