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Diabetes und Schilddrüse – Hashimoto-Thyreoiditis
3 Minuten
Was für ein schwieriges Wort: Autoimmunthyreoiditis Hashimoto. Welche Erkrankung steckt dahinter, und was hat sie mit Diabetes zu tun? Klar ist: Mit dem komplizierten Begriff wird ein Krankheitsbild beschrieben, von dem die Schilddrüse (lateinisch: Thyreoidea) betroffen ist.
Die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto und der Typ-1-Diabetes gehören zu dem Formenkreis der Autoimmunerkrankungen. Bei Autoimmunerkrankungen kommt es zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems.
Die Aufgabe des Immunsystems besteht normalerweise darin, den Körper vor körperfremden Substanzen und Organismen (z. B. Viren, Bakterien, Pilzen) zu schützen. Zur Abwehr dieser körperfremden Substanzen werden Antikörper und B-Lymphozyten gebildet. Das Immunsystem regelt so die Infektabwehr und ist damit unersetzlich für die Erhaltung des Lebens.
Normalerweise besteht eine sogenannte „Immuntoleranz“ gegenüber körpereigenen Zellen, d. h. körpereigene Zellen und Substanzen werden geschützt. Bei Autoimmunerkrankungen kommt es zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems mit Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Substanzen und damit zur Entwicklung einer „Immunintoleranz“.
Bei Diabetes: Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen erhöht
Liegt eine Autoimmunerkrankung vor, besteht ein erhöhtes Risiko für weitere Erkrankungen dieser Art. Es ist bekannt, dass bei Menschen mit Typ-1-Diabetes mellitus Autoimmunerkrankungen ca. fünfmal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung auftreten. So sind z. B. die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) oder auch die Zöliakie (Autoimmunerkrankung des Darmes) gehäuft bei Menschen mit Typ-1-Diabetes zu beobachten. Oft haben auch andere Familienmitglieder eine Erkrankung der Schilddrüse.
Während beim Typ-1-Diabetes Antikörper gegen die Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildet werden, kommt es bei der Autoimmunthyreoiditis Hashimoto zu einer Entwicklung von Antikörpern gegen die Zellen der Schilddrüse. Diese Antikörper führen zu einer Entzündung des Schilddrüsengewebes. Der Name Autoimmunthyreoiditis Hashimoto steht also für eine Entzündung der Schilddrüse; der Name geht zurück auf den japanischen Arzt Hakaru Hashimoto (1881–1934), der sie 1912 als Erster beschrieben hat.
Eine Unterfunktion entsteht
Die Entzündung der Schilddrüse beeinträchtigt die Produktion der Schilddrüsenhormone. Um den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, reagiert die Schilddrüse zunächst mit Umbauprozessen und einem verstärkten Wachstum. In dieser Phase ist die Vergrößerung der Schilddrüse möglicherweise am Hals als Schwellung sicht- und tastbar.
Im weiteren Verlauf kann die Schilddrüse nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormon bilden, so dass sich letztendlich eine Schilddrüsenunterfunktion ausbildet, die behandelt werden muss. In seltenen Fällen beginnt die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto mit einer Überfunktion der Schilddrüse, die sich allerdings im weiteren Verlauf zu einer Unterfunktion entwickelt.
Der Prozess vom Beginn der Antikörperbildung bis zur Entwicklung der Schilddrüsenunterfunktion kann Monate bis Jahre dauern. Die erkrankte Person zeigt in der Regel erst Beschwerden, wenn die Schilddrüsenunterfunktion manifest ist, sich also Symptome zeigen, die die Krankheit deutlich erkennen lassen.
Die klinischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind z. B. Gewichtszunahme, Wachstumsstörungen, Müdigkeit, Antriebsschwäche, Konzentrationsschwäche, Verstopfung, verzögerte Pubertät oder Zyklusstörungen. Außerdem kann eine Schilddrüsenunterfunktion auch Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel haben – z. B. mit Hypoglykämien (Unterzuckerungen).
Da der Körper Schilddrüsenhormone zur optimalen Regulation vieler Stoffwechselprozesse benötigt, muss der Mangel an Schilddrüsenhormonen mit Tabletten ausgeglichen werden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht sehr aufwendig. Mittels einer Blutuntersuchung lassen sich sowohl Schilddrüsenhormone als auch die Antikörper leicht messen.
Sollten Antikörper im Blut nachweisbar sein, erfolgt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) zur Darstellung des Schilddrüsengewebes.
Mit dieser Untersuchung können die Durchblutung und die Größe der Schilddrüse gemessen sowie mögliche Veränderungen des Gewebes dargestellt werden. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis zeigt sich meist eine unruhige Struktur des Gewebes sowie eine Vergrößerung des Organs oder auch Zysten im Gewebe.
Die Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut gibt Auskunft darüber, ob schon eine behandlungsbedürftige Unterfunktion vorliegt oder ob noch abgewartet werden kann. Da Kinder mit Typ-1-Diabetes ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Schilddrüsenerkrankung haben, wird aus diabetologischer Sicht empfohlen, in ein- bis zweijährlichen Abständen die Schilddrüsenhormone und Antikörper zu messen, so dass eine sich entwickelnde Autoimmunthyreoiditis frühzeitig erkannt werden kann.
Diese Untersuchungen führt in der Regel der Kinderdiabetologe durch.
Wie funktioniert die Therapie?
Die Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion ist einfach und gut verträglich. Sie besteht in der Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Form einer kleinen Tablette einmal täglich morgens. Die Dosis legt der Arzt fest. Regelmäßig werden die Blutwerte kontrolliert und die Dosis angepasst. Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse sollten einmal jährlich zur Verlaufskontrolle erfolgen.
Fazit
- Kinder mit Typ-1-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für den Erwerb einer weiteren Autoimmunerkrankung.
- Die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto ist eine autoimmunvermittelte Entzündung der Schilddrüse. Sie führt in der Regel zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
- Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind z. B.: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Wachstumsstörungen.
- Die Diagnose erfolgt mittels einer Blutentnahme und einer Ultraschalluntersuchung.
- Die Behandlung ist einfach und gut verträglich und besteht aus der Einnahme einer Tablette.
- Kinder mit Typ-1-Diabetes sollten in ein- bis zweijährlichen Abständen auf das Vorliegen einer Autoimmunthyreoiditis untersucht werden.
| von Dr. med. Nicolin Datz |
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| Oberärztin Pädiatrie III, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche „Auf der Bult“ Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: datz@hka.de |
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (2) Seite 24-25
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 18 Stunden, 49 Minuten
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 16 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 15 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike