Ein Knick im Pumpenkatheter

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© MarsBars - iStockphoto
Ein Knick im Pumpenkatheter

Lesen Sie, warum Lucas erste Schulhaus-Übernachtung im Desaster endete und welches Fazit Lucas Eltern daraus ziehen.

Luca freute sich riesig auf seine erste Schulhaus-Übernachtung als Gymnasiast. Dass er zuvor mit seinem Fußballverein ein Punktspiel bestreiten durfte, machte den Traumtag perfekt. Die Ernüchterung folgte am nächsten Morgen. Lucas Gesichtsfarbe war fahl als wir ihn am späten Samstagvormittag abholten, seine Laune gedämpft. “Die Übernachtung war super, aber jetzt ist mir irgendwie schlecht”, klagte er als wir daheim ankamen. Sprach‘s und übergab sich. Einmal, zweimal, dreimal. Wir kontrollierten Lucas Blutzucker: 289 mg/dl (16 mmol/l).

Fragerunde unter Schmerzen

Auf die erste Korrektur folgte die obligatorische Fragerunde: Seit wann fühlst du dich schlecht? Was hast du am Abend gegessen? Gab es Süßes? Luca übergab sich weiter, weinte und krümmte sich vor Schmerzen.

Unser Verdacht bestätigte sich

Weil er kaum Antworten geben konnte, gingen wir die Werte in seiner Insulinpumpe durch: “HOCH”! Dieser zweimalige Display-Hinweis auf Lucas Blutzuckerwerte am späten Freitagabend genügten, um zu wissen, was los war: Ketoazidose! Wir kontrollierten weiter Lucas Blutzucker, der sich im Schnitt bei etwa 300 mg/dl (16,7 mmol/l) einpendelte. Wir gaben über seine Insulinpumpe weiter Korrekturinsulin ab und überprüften den Katheter der Pumpe. Der geknickte Schlauch und ein getrockneter kleiner Blutfleck auf Lucas Haut bestätigten den Verdacht: Die Insulinzufuhr war unterbrochen. Die Insulinkorrektur ging demzufolge ins Leere. Unter großem Protest unseres Sohnes wechselten wir die Pumpe und forderten ihn auf, viel zu trinken. Allein das half nicht mehr: Luca konnte nichts mehr trinken, stattdessen übergab er sich. Wir fuhren in die Notaufnahme der Kinderklinik. Um den großen Flüssigkeitsverlust auszugleichen, wurden sofort Infusionen gelegt, zudem Lucas Herz-Kreislauf-System überprüft. Unser Sohn übergab sich weiter, ehe sich sein Gesundheitszustand im Laufe des Abends und der Nacht etwas besserte. Stündlich überprüften wir den Blutzuckerspiegel, der langsam aber stetig sank.

Lucas Insulinkorrekturen liefen ins Leere

Da eine Ketoazidose durch einen langanhaltenden absoluten Insulinmangel verursacht wird, war jetzt klar: die Insulinzufuhr an Lucas Pumpe wurde bereits am Abend – womöglich beim Fußballspielen – gekappt. Die Insulinkorrekturen, die unser Sohn vornahm, konnten also überhaupt keine Besserung herbeiführen. Bis zum Sonntagmorgen stabilisierte sich Lucas Gesundheitszustand weiter, zur genauen Überprüfung musste er jedoch weitere drei Tage im Klinikum bleiben.

Betroffenen und Angehörigen muss klar sein: Eine Ketoazidose, die sich klinisch beispielsweise durch Symptome wie Erbrechen, Durst und Schwäche und im weiteren Verlauf durch den Verlust des Bewusstseins äußert, kann lebensbedrohlich sein. Unserem Sohn haben wir das klargemacht. Er hätte uns am Abend anrufen müssen oder während seiner Schulhaus-Party selbstständig die Insulinpumpe überprüfen und sofort wechseln müssen.

Meine Frau und ich werfen uns vor, dass wir nicht sofort nach Lucas Heimkehr die Pumpe überprüft haben. Seither machen wir das täglich. Die kleinen Insulinspritzen DailyDose zählen ebenfalls wieder zum Notfallset, denn mit einem technischen Problem bei der Insulinpumpe sollte man immer rechnen. Und wir halten uns an das Prinzip: Bei hohen Werten nur eine Korrektur mit der Pumpe, wenn das keinen Erfolg bringt, dann mit Spritze oder Pen korrigieren.

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von Michael Denkinger
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie nahe Memmingen und hat drei Kinder: Luca (11 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2014; 7 (3) Seite 34

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