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Das „Diabetes-Eltern-Journal“ beantwortet Ihnen in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster Perspektive. Besonders wichtig für Eltern von Kindern mit Diabetes sind daneben Fragen vor psychosozialem Hintergurnd. Alle Fragen werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.
Familie A.:
Unser 13-jähriger Sohn Florian hat seit sechs Jahren Diabetes. Über viele Jahre hatte er mit der Spritzentherapie (ICT) eine gute Stoffwechseleinstellung. Mit Beginn der Pubertät vor einem Jahr wurde es dann trotz aller Bemühungen schwierig, einigermaßen gute Blutzuckerwerte zu erreichen. Die Werte schwankten ohne ersichtlichen Grund, vor allem die hohen Morgenwerte konnten wir trotz Erhöhung des Nachtbasalinsulins nicht verbessern.
Mit der Insulinpumpentherapie hat sich Florians Stoffwechseleinstellung schlagartig verbessert: Morgens nach dem Aufwachen hat er jetzt wieder gute Werte um 120 mg/dl (6,7 mmol/l). Insgesamt kommt er mit seiner Pumpe gut zurecht, allerdings stört sie ihn beim Sport – vor allem beim Handball und Schwimmen. Kann er die Pumpe vorübergehend ablegen oder sogar eine Zeit lang wieder zur Spritzentherapie wechseln? Im Urlaub wollen wir an die Nordseeküste, und Florian fürchtet, dass die Pumpe am Strand und im Wasser für ihn hinderlich ist.
Dr. von Schütz: So wie Florian ergeht es vielen Jugendlichen mit einer Insulinpumpe. Sicher hat er mit dem Diabetesteam in den Pumpenschulungen besprochen, dass er bei Bedarf die Pumpe für eine bis maximal eineinhalb Stunden ablegen kann. Spätestens dann aber muss er sie wieder anlegen, um hohe Blutzuckerwerte mit rasch einsetzender Ketonbildung unbedingt zu vermeiden.
Wenn Florian seine Pumpe aber länger ablegen möchte, kann er problemlos wieder zur Spritzentherapie wechseln. Vor allem im Urlaub (z. B. am Strand) kann es die Situation sehr erleichtern, vorübergehend zur ICT zu wechseln. Diesen Wechsel sollte Florian rechtzeitig in der Ambulanz mit seinem Diabetesarzt besprechen.
Angelehnt an seine frühere ICT wird zusammen mit Ihnen ein Pumpenersatzplan erstellt – mit den Insulinen, die er vor seiner Pumpentherapie verwendet hat: Tagbasalinsulin (NPH-Insulin), Nachtbasalinsulin (Insulin detemir), Mahlzeiteninsulin (Normalinsulin), Interventionsinsulin (kurzwirkendes Analogon).
Dabei ist zu bedenken, dass unter Urlaubsbedingungen in guter Stimmung und nach viel körperlicher Aktivität der tägliche Insulinbedarf oft drastisch sinkt: um bis zu 50 Prozent, manchmal auch mehr. Eine Neigung zu Unterzuckerungen kann dann bis in die zweite Nachthälfte andauern. Daher sollten Sie darauf achten, dass Florian sehr häufig seinen Blutzucker misst, um so rasch wie möglich seinen tatsächlichen Insulinbedarf unter Urlaubsbedingungen zu ermitteln.
Meistens gelingt es dann problemlos, die Insulinpumpe nach dem Urlaub wieder anzulegen. Auch hierbei sollte Florian zunächst häufiger messen als sonst.
Zusammenfassend ist zu sagen: Wenn Florian einige wichtige Grundsätze bedenkt, kann er jederzeit von der Pumpentherapie wieder zur Spritzentherapie wechseln. Alle Fragen hierzu sollte er jedoch vorher in der Ambulanz ausführlich mit dem Diabetesteam besprechen.
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.): Lange.Karin@MH-Hannover.de
Dr. Wolfgang von Schütz: schuetz@hka.de
Oder an: Diabetes-Eltern-Journal, Kirchheim Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de
von Dr. Wolfgang von Schütz
Oberarzt Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover
Kontakt:
E-Mail: schuetz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (3) Seite 19
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