“Ferien” vom Diabetes

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“Ferien” vom Diabetes

“Phänomen Urlaub”: Luca hat auf Reisen mit zu niedrigen Werten zu kämpfen – obwohl die Nahrungsaufnahme im Tagesverlauf gesteigert und sowohl die sportliche Betätigung als auch die Insulinzufuhr reduziert wurde.

Ab in den Urlaub! Ab in die Hypo? Lucas früherer Arzt hatte das Phänomen Urlaub bei jungen Menschen mit Diabetes schon häufiger beobachtet: Kaum hatte die Familie endlich den Urlaubsort ihres Herzens erreicht, tendierte die Blutzucker-Kurve des Kindes mit Diabetes häufig nach unten – und das, obwohl die Nahrungsaufnahme im Tagesverlauf gesteigert und sowohl die sportliche Betätigung als auch die Zufuhr von Insulin reduziert wurde.

Schon Erfahrungen mit zu niedrigen Werten auf Reisen

Wir erlebten das vor einigen Jahren bereits bei einem mehrtägigen Familienausflug in den Schwarzwald. Wann immer Luca seinen Wert kontrollierte – er lag fast durchgehend zwischen 50 und 100 mg/dl (2,8 und 5,6 mmol/l). Um ihn nicht systematisch in die Hypoglykämie zu spritzen, reduzierten wir die Insulinzufuhr.

Das Ergebnis: Lucas Blutzuckerwert war entweder top oder aber zu niedrig. Tagelang ging das so und weckte bei uns kurzzeitig sogar die Hoffnung, Lucas Diabetes sei irgendwo zwischen Wandertouren und dem Verzehr von Fleischküchle, Kartoffelsalat, Kässpätzle oder Maultaschen verloren gegangen.

Große Pizza + wenig Insulin = Hypoglykämie

2015 haben wir Ferien vom Diabetes in Südeuropa gemacht und waren erneut verblüfft von der neuen Zeitrechnung im Urlaub: Große Pizza + wenig Insulin = Hypoglykämie. In einem Fall kam Lucas Unterzuckerung so plötzlich, dass er Mühe hatte, sich noch auf den Beinen zu halten. Luca war irgendwann an dem Punkt angelangt, dass er die Insulinzufuhr selbstständig reduzierte: “Ich spritze jetzt einfach weniger, denn der Wert geht sowieso wieder runter, und wo soll ich am Strand bitteschön in die Badehose eine Packung Traubenzucker oder eine Limonade stecken?”

Also gaben wir ihm wieder seine kleine, mit ausreichend Traubenzucker, Getränken und dem Messgerät gefüllte Notfalltasche mit, denn eines muss jedem kleinen und großen Menschen mit Diabetes klar sein: Unterzuckerungen können auch am Strand schnell auftreten und müssen dann sofort behandelt werden.

Phänomen Urlaub: Die Uhren ticken daheim anders

Es widerspricht Lucas Verständnis von einem guten Diabetes-Management total, zunächst abzuwarten, weniger zu spritzen und zur Not einen erhöhten Wert zu korrigieren. “Ich will nicht warten, sondern hohe Werte sofort korrigieren!”, sagte er neulich. Woher diese Einstellung kommt, wissen wir verlässlich: Hohe Blutzuckerwerte erinnern unseren Sohn an eine schwere Ketoazidose (schwerwiegende Stoffwechselentgleisung bei Insulinmangel) vor zwei Jahren, die in einen zehntägigen Krankenhausaufenthalt mündete.

Unsere Rückkehr aus dem Urlaub in die Heimat brachte auch 2015 die Erkenntnis mit sich, dass die Uhren daheim nun einmal anders ticken und dass es das Phänomen Urlaub – warum auch immer – in heimischen Gefilden nicht gibt. Tag für Tag musste Luca die Insulinzufuhr nun wieder erhöhen, um seinen Zielwert zu erreichen.

Vor der Reise Gedanken übers Diabetes-Management machen

Was bleibt, ist die Vorfreude auf die nächsten Ferien vom Diabetes und dauerten sie auch nur einige Wochen. Für Luca wird in Zukunft vor allem wichtig sein, dass er sich diese Urlaubserlebnisse einprägt und sich am besten bereits vor einer Urlaubsreise Gedanken darüber macht, wie sich sein Diabetes-Management bei einer Luftveränderung in der Ferne verändern könnte.

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von Michael Denkinger
Michael Denkinger (45) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat drei Kinder: Luca (12 Jahre), Angelina (14) und Timo (7). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (4) Seite 34

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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