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Luca ist nun kein Grundschüler mehr, sondern Fünftklässler mit stolzgeschwellter Brust. Sein Vater zieht positive Bilanz aus den ersten vier Schuljahren.
“Es wäre sicher eine gute Idee, wenn Sie uns vor Lucas erstem Schultag ein wenig erklären könnten, auf was wir im Unterricht besonders achten müssen.” Ich erinnere mich sehr gut an die Worte der Grundschullehrerin im Frühsommer 2009, kurz bevor sich die Kindergarten-Laufbahn unseres Sohnes dem Ende zuneigte. Während sich Luca riesig auf den ersten Schultagfreute, weil er “kein Baby mehr” sein wollte, wuchsen bei uns die Bedenken, ob denn alles gut gehen würde.
Der Typ-1-Diabetes, der im Mai 2008 bei unserem Sohn diagnostiziert wurde, beschäftigte uns ebenso wie die Tatsache, dass er vier Wochen vor dem ersten Schultag gerade mal seinen 6. Geburtstag feierte. “Schafft er das? Ist er noch zu jung für die neue Herausforderung?”, haben wir uns im Familienrat oft gefragt.
Da tat es gut, dass die Klassenlehrerin seinerzeit Kontakt aufnahm, als sie von Lucas Handicap erfuhr, und uns Mut zusprach: “Keine Sorge, ich kenne mich aus mit dem Thema – das bekommen wir schon hin.” Dass die Pädagogin eine Sanitäter-Ausbildung hatte und sich ohne Zögern bereit erklärte, an einer Diabetes-Schulung im Krankenhaus teilzunehmen, nahm uns die restlichen Bedenken. Nach einem Gruppengespräch mit der Lehrerin und den Eltern von Lucas Klassenkameraden stand dem Schulstart nichts mehr im Wege.
Ende Juli 2013 ist Lucas Grundschulzeit nach vier Jahren zu Ende gegangen, weshalb wir im Familienkreis eine kleine Bilanz gezogen haben. Unser Fazit fällt positiv aus. Schwierigkeiten gab es keine, sieht man von kleineren Reibereien oder Kommunikationsproblemen ab. Unvergessen werden Lucas Dauerläufe durch das Schulhaus bleiben, die er gemeinsam mit einem Klassenkameraden ab einem überhöhten Blutzuckerwert absolvierte.
Diese Tradition wurde quasi auf alle neuen Klassenlehrerinnen per se übertragen und kontinuierlich so lange fortgesetzt, bis sich andere Lehrer über die zwei laut sprintenden Kinder beklagten. In einem Fall mussten meine Frau und ich einschreiten, als Luca – ohne unser Wissen – mit einem Blutzuckerwert von mehr als 400 mg/dl (22 mmol/l) im Laufschritt durch das Treppenhaus geschickt wurde.
Es folgte ein Gespräch über Blutzuckerwerte im Allgemeinen, die Gefahr und die Auswirkungen einer Ketoazidose im Speziellen und der deutliche Appell, dass sportliche Betätigung ab einem gewissen (hohen) Blutzuckerwert nicht sinnvoll, sondern gefährlich ist.
Seit etwa zwei Wochen ist Luca ein Fünftklässler. Mit stolzgeschwellter Brust hat er seine neue Schule betreten. Das selbstbewusste Auftreten hat aktuell zwei Gründe: Zum einen hat er kürzlich seinen zehnten Geburtstag gefeiert, zum anderen findet er sich immer besser mit seiner Insulinpumpe zurecht. Die ersten Blutzuckerentgleisungen unter einem Wert von 50 mg/dl (2,8 mmol/l) oder über 300 mg/dl (16,7 mg/dl) hat er in den ersten Monaten der Pumpentherapie erlebt – also bevor sich sein Schulalltag in einem Gymnasium mit rund 1.200 Schülern abspielt.
Diese Erfahrungswerte – so medizinisch negativ sie sein mögen – werden ihm beim Start in den neuen Lebensabschnitt garantiert helfen, noch disziplinierter und akribischer mit der innovativen Diabetes-Technologie umzugehen. Disziplin wird in einem Fall garantiert nötig sein: Dass es in der neuen Schule wesentlich “mehr leckere Sachen zum Essen” gibt als in der Grundschule, ist unserem Sohn natürlich nicht entgangen.
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von Michael Denkinger
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie nahe Memmingen und hat drei Kinder: Luca (10 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 62 (3) Seite 32
5 Minuten
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