Nachgefragt | Psychologie: Was tun, wenn mein Kind zu viel nascht?

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Nachgefragt | Psychologie: Was tun, wenn mein Kind zu viel nascht?

Gerade für Kinder mit Typ-1-Diabetes kann das Thema “Naschen” zu einer größeren Herausforderung werden, denn Essen muss mit Insulin abgedeckt werden. Prof. Dr. Karin Lange beschreibt, wie Eltern damit umgehen können, wenn ihr Kind (zu) gerne und (zu) viel nascht.

Die Frage

Unser Sohn Max (7) hat seit 8 Monaten Typ 1 Diabetes. Es war für uns alle zunächst ein großer Schock. Zum Glück wurden wir in der Kinderklinik sehr gut aufgefangen und geschult. Max erhielt gleich einen Sensor und eine Insulinpumpe. Er hat von Anfang an gut mitgemacht und versteht schon viel. Inzwischen klappt es auch in der Schule gut. Nur das Thema “Süßigkeiten und heimliches Naschen” führt ständig zu Streit und Sorgen.

Familie M.

Die Antwort von Prof. Dr. Karin Lange:

Zunächst erst einmal große Anerkennung, dass Sie und Max es so schnell geschafft haben, den Diabetes gut mit Ihrem Alltag zu verbinden. Das Problem “zu viel Naschen” kennen fast alle Eltern, denen eine gesunde Ernährung der ganzen Familie wichtig ist. Dafür gibt es einige wichtige Gründe:

  • Menschen bevorzugen den süßen Geschmack – das ist angeboren und war früher sogar sinnvoll.
  • Erst seit es Süßigkeiten im Übermaß an allen Ecken gibt, fällt es Kindern, aber auch vielen Erwachsenen schwer, Maß zu halten.
  • Die Portionen werden immer größer und Süßes ist so zusammengesetzt, dass es Appetit auf mehr macht.
  • Leider spricht die Werbung gezielt Kinder an, die den Versprechungen von “gesund”, “macht stark” oder “alle genießen es” kritiklos glauben.

Damit ist Max eines von vielen Kindern, die wir vor diesem Überangebot schützen müssen. Was können Eltern tun?

Zunächst sollten nicht zu viele “Versuchungen” im Haushalt sein, also keine offenen Schalen voller Süßigkeiten. Dem können so junge Kinder noch nicht widerstehen, es fehlt ihnen die sogenannte Impulskontrolle. Seien Sie als Eltern Vorbild und verzichten Sie auf häufiges Naschen oder Süßigkeiten als Belohnung. Regelmäßige ausgewogene Mahlzeiten, die Ihr Kind mit Ihnen genießt, schützen auch vor Heißhunger. Für die Schulpause sollte Max etwas mitnehmen, was er gerne isst und vielleicht sogar selbst mit vorbereitet hat.

Ab und zu eine Süßigkeit ist auch bei Kindern mit Diabetes möglich. Dazu können Sie mit Max auswählen, was ihm besonders gut schmeckt und gemeinsam beobachten, wie sein Blutzucker darauf reagiert. Sie könnten dann besprechen, dass Max Ihnen Bescheid gibt, wenn er etwas Süßes möchte und Sie ihm sagen, wie viel Insulin er braucht.

Gegen Unterzuckerungen (Hypos) isst Max am besten eine vorher festgelegte Menge an Traubenzucker. So lernt er, dass es Traubenzucker gegen Hypos gibt und Süßigkeiten zum Genuss zusammen mit der passenden Menge an Insulin.

Gerade im Grundschulalter hat es sich bewährt, in Ruhe über Regeln zu sprechen, Kinder zu Wort kommen zu lassen und Absprachen liebevoll, aber auch konsequent vorzuleben und einzufordern. Und wenn Max sich an die Absprache gehalten hat, dann sollte er dafür gelobt werden.


von Prof. Dr. Karin Lange

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (3) Seite 23

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  • tako111 postete ein Update vor 1 Tag, 8 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 16 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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