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Kleinere Blutgefäße versorgen direkt z. B. die Augen, die Nieren und die Nerven. Wenn der Blutzucker dauerhaft sehr hoch ist, gelangen große Mengen an Glukose in diese kleinen Adern und in die dortigen Zellen. Sie bilden Substanzen, die die Gefäße schädigen und damit die Funktion der Organe beeinträchtigen. Die Veränderung der kleinen Blutgefäße wird diabetische Mikroangiopathie genannt, eine diabetische Mikroangiopathie am Auge diabetische Retinopathie.
Die Retina (Netzhaut) ist für das Entstehen des Seheindrucks verantwortlich. Auf der Netzhaut befinden sich lichtempfindliche Zellen, die das von außen eintretende Licht so umwandeln, dass im Gehirn ein Bild entsteht. Die Zellen der Netzhaut sind, wie alle Zellen des Körpers, auf die Versorgung von Nährstoffen durch Blutgefäße angewiesen.
Die Blutgefäße der Netzhaut sind sehr fein und damit sehr empfindlich gegenüber hohen Blutzuckerwerten. Insbesondere lang einwirkende hohe Blutzuckerkonzentrationen führen auf Dauer zu Verdickungen und erhöhter Durchlässigkeit der Gefäßwände. Es können sich kleine Aussackungen (Mikroaneurysmen) bilden, die sich im weiteren Verlauf erweitern und zu Einblutungen in der Netzhaut führen können.
Diese Gefäßveränderungen bewirken eine Unterversorgung und letztendlich Zerstörung der lichtempfindlichen Zellen. Da es erst in einem fortgeschrittenen Stadium zu einem Verlust des Sehvermögens kommt, bemerken Betroffene diese Veränderungen zunächst nicht. Die Therapieerfolge sind jedoch in einem frühen Stadium deutlich besser, deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durch den Augenarzt wichtig.
Der Augenarzt untersucht neben der Sehschärfe insbesondere den Augenhintergrund, d. h. er schaut sich die Gefäße der Netzhaut genau an. Dazu werden vor der Untersuchung die Pupillen durch ein Medikament, das in die Augen getropft wird, erweitert. Anschließend leuchtet der Arzt mit einer Speziallampe durch die Pupille hindurch und betrachtet die Netzhaut.
Eine noch genauere Methode zur Darstellung der Gefäße der Netzhaut ist die Fluoreszenzangiographie. Dabei werden die Gefäße der Netzhaut mit einem Kontrastmittel dargestellt. Anhand der Verteilung des Kontrastmittels sind selbst kleinste Veränderungen zu sehen.
Mittels Lasertherapie können kleine Veränderungen der Gefäße der Netzhaut und kleine Netzhauteinblutungen behandelt werden. Die Blutgefäße können z. B. verschlossen, drohende Blutungen verhindert und ein Voranschreiten der Erkrankung verzögert werden. Ob eine Lasertherapie durchgeführt wird, entscheidet der Augenarzt auf Grundlage des Untersuchungsbefunds. Je früher Veränderungen erkannt werden, desto besser ist das Behandlungsergebnis.
Die diabetische Mikroangiopathie der Niere heißt Nephropathie. Die Niere filtert normalerweise die für den Körper überflüssigen Bestandteile des Blutes heraus und produziert den Urin. Die für den Körper wichtigen Bestandteile, z. B. Eiweiße, verbleiben dabei im Blut, während überflüssige Bestandteile mit dem Urin ausgeschieden werden.
Der Filter der Niere besteht aus vielen feinen Blutgefäßen. Auch diese Blutgefäße sind empfindlich gegenüber lang einwirkenden zu hohen Blutzuckerwerten. Die Blutgefäße können durchlässig werden für Stoffe, die im Körper bleiben sollen (z. B. Eiweiße). Diese erscheinen dann im Urin und können dort nachgewiesen werden. Anfangs werden nur sehr geringe Mengen an Eiweiß (Albumin) ausgeschieden (Mikroalbuminurie); dies ist mit normalen Messstreifen nicht nachweisbar. Es gibt daher eine spezielle Nachweismethode: die Bestimmung von Albumin im Urin.
Auch nach körperlicher Anstrengung, bei Erkrankungen der Harnwege (Blasenentzündung) oder schlecht eingestelltem Diabetes wird Albumin im Urin nachweisbar – es ist also nicht jede Mikroalbuminurie gleichzusetzen mit einer diabetischen Mikroangiopathie. Sind jedoch andere Ursachen ausgeschlossen, ist die Mikroalbuminurie ein erstes Anzeichen für eine mögliche Nierenschädigung.
Der Beginn einer Nephropathie kann nur durch die Urinprobe diagnostiziert werden, weitere Symptome bestehen zu diesem frühen Zeitpunkt nicht. Deshalb ist die Bestimmung des Albumins eine Standarduntersuchung in der diabetologischen Betreuung.
Eine diabetische Nephropathie schreitet nicht nur durch zu hohe Blutzuckerwerte voran, sondern auch durch erhöhten Blutdruck. Haben Kinder und Jugendliche mit Diabetes zusätzlich zur Mikroalbuminurie einen erhöhten Blutdruck, wird ein blutdrucksenkendes Medikament eingesetzt.
Die Diabetestherapie hat sich in den letzten Jahren so gut weiterentwickelt und verbessert, dass Folgeerkrankungen wie die diabetische Retinopathie und die diabetische Nephropathie insgesamt seltener und später auftreten als früher. Dazu beigetragen haben sicherlich auch das zunehmende Wissen über diese Erkrankungen, die Vorsorgeuntersuchungen und bessere Behandlungsmöglichkeiten.
Eine gute bis sehr gute Einstellung des Diabetes mit möglichst wenig Blutzuckerschwankungen sollte das Ziel sein, um die Entwicklung der Retinopathie und der Nephropathie möglichst weit hinauszuzögern bzw. zu verhindern.
Zusätzlich sollten die Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt und Urinuntersuchungen beim Diabetologen regelmäßig wahrgenommen werden.
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