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Schwanger mit Typ-1-Diabetes
5 Minuten
Es ist ja kein Geheimnis, dass die Diabetesversorgung sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat. Mobile Blutzuckermessgeräte, Pens mit kürzeren Kanülen, Insulinpumpen für mehr Flexibilität und eine feinere Insulineinstellung, Messsysteme für eine kontinuierliche Überwachung des Gewebezuckers (CGM-Systeme), die ggf. sogar Alarme abgeben, und mittlerweile sogar eine Pumpe, die mit einem CGM kommuniziert und sich bei einer Hypoglykämie selber abschaltet.
Das alles sorgt womöglich nicht nur für einen besser eingestellten Zuckerspiegel, sondern auch für ein entspannteres Leben. Immer öfter hört man: „Mit Diabetes kann ich alles tun, was ein Gesunder auch tut.“ Bei manchen Personen ist dieser Satz zwar noch etwas umstritten – bei den einen mehr, bei den anderen weniger –, bei dem Thema Schwangerschaft trifft es aber doch zu.
Aber was ist, wenn mein Kind auch Diabetes bekommt?
Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Denn den Diabetes zu vererben, liegt lediglich bei 3-5%, wenn einer der Elternteile Typ-1-Diabetes hat, und erst, wenn beide betroffen sind, bei 10-25% (Quelle: https://www.diabetes-deutschland.de/typ1diabetes.html; 21.05.2019). Nun ja, in meiner Familie hat jedoch jeder Zweitgeborene Typ-1-Diabetes, sprich: mein Opa, mein Onkel (jüngerer Bruder meines Vaters) und meine Großcousine. Und eben ich. Aber auch, wenn eines meiner Kinder einmal Diabetes bekommen sollte: Sie wachsen in einer Zeit damit auf, in der die Technik das Diabetesmanagement sehr erleichtert hat – wenn bis dahin die Krankheit nicht sogar heilbar ist. Und mit mir haben sie jemanden an ihrer Seite, der Ahnung davon hat. Auch davon, wie sie sich damit fühlen.
Die Vorbereitung
Immer wieder hört man, dass man sich als Typ-1-Diabetiker gut auf die Schwangerschaft vorbereiten sollte. Ein gutes HbA1c sei wichtig und viele andere Dinge – was aber noch, konnte ich nie so recht herausfinden.
Ich selbst habe schon früh mit meinem Partner das Thema „Kinderplanung“ besprochen, so haben wir also auch weit im Voraus den für uns perfekten Zeitpunkt festgelegt. Das hat mir also auf jeden Fall die Möglichkeit gegeben, alles Situationsgerecht vorzubereiten – eigentlich.

Also habe ich schon ein dreiviertel Jahr vor geplantem Beginn mit meinem damaligen Diabetologen darüber gesprochen. Mein HbA1c lag bei circa 8,2% und ich sagte ihm, dass wir planen, in circa einem Jahr schwanger zu werden. Zwischenzeitlich musste ich zweimal den Diabetologen wechseln – und keiner gab mir eine Empfehlung, wie mein HbA1c vor der Schwangerschaft sein sollte.
Jetzt wird es ernst
Dann wurde es ernst. Ich setzte die Pille ab, als es für uns der richtige Zeitpunkt war. An meinem Blutzucker hat es nicht viel geändert, dafür habe ich den kompletten Hormonumschwung gemerkt. Und nach einem Monat hatte ich auch schon alle Anzeichen einer Schwangerschaft – die aber anscheinend nur eine Folge der Hormonumstellung waren.
Inzwischen hatte ich ein CGM-System erhalten und habe dadurch ein HbA1c von 7,2% erreicht. Aber dadurch, dass ich so viel unterwegs war, habe ich an das Schwangerwerden gar nicht mehr gedacht.
Aus ernst wird ernster
Unser Spanien-Urlaub war rundum gelungen, nur die letzten zwei Tage konnte ich leider nicht so genießen: Mir wurde unglaublich schlecht. Ich schob das auf die Wärme. Trotzdem hatte ich die Schwangerschaft im Hinterkopf. Zuhause angekommen, holte ich mir gleich einen Schwangerschaftstest aus dem Karton. Für mich war das Ergebnis aber eigentlich eh schon klar: schwanger!
Mom to be!
Wenige Tage darauf hatte ich passenderweise einen Termin bei meinem Diabetologen. Dem habe ich also direkt von meiner Schwangerschaft erzählt und bin trotz meines HbA1c von 7,5-8,2% (ich bin mir nicht mehr ganz sicher) auf Freude gestoßen. Er gab mir auf den Weg, dass ich nüchtern bei circa 90 mg/dl (5,0 mmol/l) liegen sollte, nach dem Essen nicht über 140 (7,8) kommen und nach 2h wieder bei circa 90 (5,0) liegen sollte. Klingt dank CGM machbar. Außerdem sollte ich nun alle vier Wochen zur Blutentnahme und zum Gespräch mit meiner Diabetesberaterin vorbeikommen. Schließlich bekam ich noch die Information, dass der Insulinbedarf zum Beginn der Schwangerschaft in der Regel sinkt, zur zweiten Hälfte steigt und kurz vor der Geburt noch einmal sinkt. Jedoch wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt, dass das sehr individuell ist.

Von meiner Hebamme wusste ich, dass ich mit Typ-1-Diabetes als Risikoschwangerschaft gelte – meine Frauenärztin hingegen hat mich wenig über Risiken oder Besonderheiten in Bezug auf den Diabetes aufgeklärt. Durch Facebook-Gruppen und die Hebamme wusste ich außerdem, dass bei einem schlecht eingestellten Diabetes die Gefahr besteht, dass das Baby besonders groß wird und/oder der Kopf- und Bauchumfang unverhältnismäßig groß werden. Ebenso habe ich von vielen Schwangeren gelesen, dass ihre Geburt aus diesem Grund spätestens zum errechneten Geburtstermin (ET) eingeleitet wurde, was leider oftmals im Kaiserschnitt endete. Mein Ziel jedoch war es, meinem Kind möglichst so viel Zeit zu geben, wie es benötigt. Sofern alle Daten im Rahmen sind, sprach dafür für meine Frauenärztin nichts dagegen.
Schwierig wurde es beruflich. Ich bin sozialpädagogische Assistentin und unterzuckerte bei meiner Arbeit mit den Kindern wiederholt – ich ließ mich deshalb krankschreiben, weil mir das einfach zu gefährlich für mein Baby war. Meiner Vorgesetzten sagte ich, dass ich da nicht mehr weiterarbeiten würde. Daraufhin hat sie ein Beschäftigungsverbot veranlasst.
Der Verlauf der Schwangerschaft
Natürlich wurde auch ich von typischen Schwangerschaftssymptomen nicht verschont. So war ich inkontinent und konnte Weichspüler und das Deo meines Freundes nicht mehr riechen, ohne dass mir schlecht wurde. Aber vor allem: Mir wurde von Essen schlecht. Ebenso hatte ich täglich höllische Kopfschmerzen. Das Problem: Ich trug den Dexcom G5 und bei diesem werden die Werte durch Paracetamol verfälscht. Ibuprofen durfte ich aber durch die Schwangerschaft nicht. Nach langem Hin und Her hat mir die Krankenkasse also den neuen Dexcom G6 bewilligt.
Im dritten Trimester nahmen dann die Besuche beim Diabetologen ab, denn meine Zuckerwerte habe ich selbst gehändelt bekommen, was auch mein konstantes HbA1c von 5,2% mit TiR von 97% gezeigt hat. Nur die Resistenz hat mich gestört, aber mein Diabetologe war mit mir total zufrieden.
Ende November 2018 war ich zur Feindiagnostik, wie sie schwangeren Diabetikerinnen von den Experten empfohlen wird. Dort wurden mit Ultraschall die Organe unseres Knirpses genau angesehen sowie Kopf- und Bauchumfang gemessen.

Wie jede Schwangere musste ich dann alle zwei Wochen zum CTG. Und dann kam ein Termin, der hat kurz meine Welt stehen lassen. Ich hatte 1, 2 Mal Werte über 200 mg/dl (11,1 mmol/l). Aber mein Doc war wie gesagt zufrieden. Nun hat aber meine Frauenärztin das Gewicht geschätzt. Und irgendwie war mein Kind auf einmal verdammt riesig und schwer. Ich habe mich direkt verrückt und mir Vorwürfe gemacht. Ich bin also direkt zum Diabetologen, aber der hat nur versucht, mich zu beruhigen. Bei der Feindiagnostik zwei Wochen später hieß es, alle Werte waren in der Norm. Ok. Messfehler. Völlig umsonst verrückt gemacht.
Es neigt sich dem Ende zu
Aber naja, auf einmal sinkt der Insulinbedarf?! Ich habe in der Facebook-Gruppe schon des Öfteren gehört, dass das ein Hinweis darauf sein kann, dass es bald losgeht. Im Krankenhaus hat die Frauenärztin aber festgestellt, dass mein Kind noch ziemlich weit oben liegt. Da ich ihm aber ja gerne die Zeit geben wollte, die es braucht, haben wir uns gegen das Einleiten entschieden.

Zwei Tage später aber war es dann wirklich so weit: Die Fruchtblase platzte. Aber das Kind machte keine Anstalten herauszukommen. Wir mussten also nach 24h einleiten und brachten einen gesunden Jungen mit 52cm Körpergröße und 3820g Geburtsgewicht zur Welt.
Mehr über das Elternwerden mit Typ-1-Diabetes erzählt euch Kathi in diesem Video.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig