Unser Fernsehabenteuer – Zum Weltdiabetestag 2022 im SAT.1 Frühstücksfernsehen 

4 Minuten

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Unser Fernsehabenteuer – Zum Weltdiabetestag 2022 im SAT.1 Frühstücksfernsehen 

Als uns die SAT.1 Frühstücksfernsehen Redaktion kontaktierte und fragte, ob sie zum Weltdiabetestag 2022 einen Beitrag bei uns Zuhause drehen dürfte über unseren Familienalltag mit Diabetes Typ 1, sagte ich nicht gleich spontan zu.

Ein Bericht im Fernsehen kann schließlich auch nach hinten losgehen, wenn Dinge z.B. aus dem Kontext gerissen werden, weggelassen werden oder sehr erklärungsbedürftig sind, aber die Zeit für Erklärungen fehlt. Nachdem ich mich in einem persönlichen Gespräch rückversichert hatte, dass die Redaktion wohlwollende Absichten pflegte mit dem Ziel, die Awareness für Diabetes Typ 1 zu steigern und auf die Symptome aufmerksam zu machen, entspannte ich mich. Natürlich sprach ich vor der finalen Zusage im Vorfeld mit meiner Familie darüber und bekam von meinen drei Töchtern und von Papa grünes Licht für den Dreh. Mein Abkommen mit Sarah-Léonie ist grundsätzlich folgendes: Wenn Du etwas sagen magst, dann darfst Du gerne, und dann sagst Du die Dinge, wie DU es möchtest. Wenn Du nichts sagen möchtest, übernehme ich. 

Der Drehtag und sein Ablauf

Das Drehteam rückte also an und verbrachte sieben (!) Stunden bei uns, in denen sie sehr beherzt unglaublich viel Input sammelten. Und ich versuchte, sieben Stunden lang zudem ein Auge darauf zu haben, ob und wie und warum dargestellte Szenen und Gesagtes ggf. im Nachgang missverständlich dargestellt oder von den Zuschauer:innen kritisiert werden könnten.

Eine echte Herausforderung, denn in den sieben Stunden geht ein ganzer Tag vorüber mit so einigem, was es nebenher zu managen gibt, wie parallel stattfindende Termine der Familienmitglieder, Mahlzeiten, den Diabetes im Blick behalten, Anrufe etc.. Der Fairness halber bitte ich, dies im Hinterkopf zu behalten. 

Zwei Szenen möchte ich gleich hier einmal thematisieren, denn Vieles ist situationsabhängig, wenn man sich im Alltag um den Diabetes kümmert, wie ihr aus eigener Erfahrung sicherlich wisst, und dazu kamen bereits Fragen aus der Community: 

  • Trampolinszene: Beim Dreh sank Sarah-Léonies Blutzuckerwert wirklich gerade. Das war nicht gestellt. Was man aber nicht sehen konnte, war, dass wir noch weiterdrehen wollten mit Trampolin und ich zudem ein Interview geben sollte, während Sarah-Léonie im Hintergrund sprang. Was macht man da nun? Gut 200 mg/dl (11,1 mmol/l) ist natürlich komfortabel als Wert. Aus meiner Sicht relativiert sich das aber schnell, wenn man bedenkt, dass Sarah-Léonie beim Springen auch schon mehrfach innerhalb von zehn Minuten von gut 200 mg/dl (11,1 mmol/l) auf einen zweistelligen Wert (unter 5,6 mmol/l) abstürzte. Da ich nun aber nicht die volle Kontrolle über die Situation hatte, reagierte ich, wie im Beitrag gezeigt, und bat sie um eine Pause, um einzuschätzen, wohin sich ihr Wert bewegen würde. Meine Aussage „der Wert geht gerade runter, er ist also nicht mehr so gut“ hätte ich sicherlich weiser formulieren können, z.B. mit den Worten: „Sarah-Léonies Wert ist noch über dem Zielkorridor, also insgesamt zu hoch, allerdings mit Abwärtstendenz und beim Trampolinspringen kann er innerhalb kürzester Zeit sehr stark absinken. Das könnte bereits in zehn Minuten einen Unterzucker zur Folge haben, wenn sie weitermacht. Deshalb bitte ich sie jetzt um eine Pause, um abzuschätzen, wohin sich der Wert entwickelt und ob sie zusätzliche Kohlenhydrate benötigt.“ Aber denk da mal dran im Eifer des Gefechts. Und im Zweifel wäre das dann auch gleich aufgrund der Länge rausgeschnitten worden. Ich war ja schon stolz, dass ich den Abwärtstrend überhaupt bemerkte in dem Trubel. Normalerweise lasse ich eine körperliche Aktivität bei einem Blutzuckerwert von gut 200 mg/dl (11,1 mmol/l) natürlich laufen und beobachte im Stillen. Aber nicht an einem solchen Tag, wo ich selbst sehr abgelenkt und weitestgehend fremdgesteuert bin und mein Hirn so einiges gleichzeitig jongliert.
  • Traubenzuckerszene: Es geht um ein Mini Täfelchen, 0,15 KE. Sarah-Léonie hat erfahrungsgemäß schnell Konzentrationsschwierigkeiten in Testsituationen. So ein Mini Traubenzucker gibt da einfach nur einen minikleinen Kick. Auch meine Großen hatten das ohne Typ1 in der Schule in dem Alter dabei. Es ist vielleicht auch eher psychologisch als als echte Blutzuckermaßnahme zu bewerten. Und nein, meine Tochter ist nicht „voll abgenervt“, als sie in dieser Szene spricht. Für eine Neunjährige macht sie das prima so ganz frei und ohne dass ich ihr die Worte auch nur im Ansatz vorher zugeflüstert hätte. Sie hat ganz alleine, ohne Drehbuch, zu diesen Worten gefunden.  

Mein Fazit

Ich bin ehrlich gesagt wirklich stolz, dass ohne jeglichen Einfluss auf das Ergebnis aus sieben Stunden Input hier so ein schöner fünfminütiger Bericht entstanden ist, und ich bin sehr stolz auf meine drei Töchter. Auch der Sprecher findet gut gewählte Worte, wichtige Botschaften zu vermitteln, selbst wenn er an der Aussprache von „Sarah-Léonie“ noch arbeiten kann 😉. Natürlich ist im Diabetessinne für Kenner:innen und Profis nicht alles lupenrein und wir berechnen morgens auch zB keine Kalorien. Aber für Laien in Sachen Diabetes Typ 1, und das sind die meisten Deutschen und sicherlich die Mehrzahl der Zuschauer:innen beim Frühstücksfernsehen, werden aus meiner Sicht wichtige Botschaften vermittelt: Symptome. Alltag. Diabetes Typ 1 braucht Aufmerksamkeit und Zeit. Trotzdem hervorragend leben und alles tun können.

Das ist meines Erachtens nach gelungen. 

Man nimmt wahr, dass sich die Redaktion, als zu Beginn des Drehs ebenfalls blutige Anfänger, größte Mühe in manchen Formulierungen gegeben hat. Dafür bin ich dankbar. Dankbar, dass sie sich auf dieses Thema eingelassen haben und es gut machen wollten für alle Menschen mit Diabetes. Natürlich wird nur ein Ausschnitt gezeigt, wie immer beim Fernsehen. Und dafür finde ich, dass diese fünf Minuten einen guten Einblick in den Familienalltag gewähren und dazu beitragen, dass es wieder ein bisschen mehr Aufklärung zu diesem Thema gibt, was der Awareness „für unser aller Sache“ letztlich zugute kommt. 

Neugierig? Dann schaut doch mal hinein. Hier gehts direkt zum Video auf YouTube… 

Quelle: Sat1 Frühstücksfernsehen

PS: Ein „Behind the Scenes“-Video mit unterschiedlichen Blickwinkeln und ein paar zwar gefilmten aber dann nicht gesendeten Szenen gibt es übrigens auf meinem Instagram Account @diabetesbluemchen.   


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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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