- Eltern und Kind
Was wurde aus Luzius?
4 Minuten
Ende 2012 hat Sabrina Sturm im Diabetes-Eltern-Journal (DEJ) erzählt, wie sie die Diabetesdiagnose ihres zweieinhalbjährigen Sohnes Luzius im Sommer 2011 erlebt hat und wie sich die Familie, zu der noch Schwester Laila (damals 10 Wochen alt) und Papa Martin gehören, mit dem Diabetes arrangiert hat. Mittlerweile ist Luzius neun Jahre alt – und seine Mutter hat wieder viel zu erzählen …
Tenorhorn spielen, puzzeln, Sammelkarten tauschen, Fahrrad fahren, Kumpels treffen, mit Lego bauen und (wenn Mama und Papa es erlauben) am liebsten fernsehen und kleine Videogames spielen – das sind heute Luzius’ Hobbys. Er ist neun Jahre alt und besucht die dritte Klasse in der Grundschule Wormstedt im Weimarer Land.
Vor sechs Jahren war das noch anders. Damals war Luzius seit eineinhalb Jahren erkrankt. Erst seit knapp einem Jahr hatte er seine Insulinpumpe und ich, Luzius’ Mama (heute 37 Jahre), war noch in Elternzeit mit Laila (heute 7 Jahre alt). Luzius Papa Martin (41 Jahre) war schon damals Metzger und konnte vor drei Jahren im Unternehmen näher an unseren Wohnort wechseln.
Vor sechs Jahren bin ich täglich manchmal mehrmals in Luzius’ Kindertagesstätte gegangen, um während der Mahlzeiten Blutzucker zu messen, Broteinheiten zu berechnen und die Insulinpumpe zu bedienen. Es war klar, dass diese Art des “Diabetes-Managements” nicht immer so weitergehen konnte.
Der “Lebensecht”-Beitrag aus dem Jahr 2012
Kurz nachdem ich den Artikel für das Diabetes-Eltern-Journal verfasst hatte, ergab sich für mich eine neue berufliche Perspektive. Völlig unerwartet konnte ich in einer Allgemeinarztpraxis als Krankheitsvertretung am Empfang arbeiten und dort später auch eine Umschulung zur Medizinischen Fachangestellten absolvieren. Mittlerweile arbeite ich in Vollzeit in der Arztpraxis.
Eine neue Lösung für die Kita
Mit Beginn meiner neuen beruflichen Tätigkeit ergaben sich aber auch Änderungen in Luzius’ Diabetesbetreuung. Wir hatten uns gut informiert und an verschiedenen Stellen Unterstützung beantragt. Schließlich erhielten wir von unserer Krankenkasse die Zusage eines Persönlichen Budgets, das wir zusammen mit dem Träger der Kita und den Erzieherinnen umsetzen konnten.
Luzius im Juli 2012 in der Kita mit Erzieherin Silke Bier, die ihm den Blutzucker misst.
Anfangs lief es etwas holprig, aber schon bald kamen die Erzieherinnen super allein mit Luzius’ Diabetes zurecht. Bei Fragen oder Problemen konnten sie mich (fast) jederzeit telefonisch erreichen.
Wie soll es in der Schule werden?
Bis zum Ende der Kita-Zeit war Luzius also prima versorgt. Doch dann kam er in die Schule und sollte das bis dahin erste und einzige Diabeteskind dort sein. Wie sollte das klappen? Ich sprach mit der Sekretärin, dem Schulleiter und der zukünftigen Klassenlehrerin. Alle zeigten sich bereit, die Herausforderung anzunehmen. Fast alle Lehrer und Hort-Erzieherinnen nahmen an der Diabetesschulung teil und es gelang mir, einen tollen Pflegedienst zu finden, dessen zwei junge Inhaber selbst im Wechsel täglich zu Luzius in die Schule fahren, um ihn zu unterstützen.
Auch seine Klassenlehrerin Frau Meier kann mittlerweile hervorragend mit allem umgehen und auch mal “improvisieren”, wenn es um kleine Naschereien geht oder der Pflegedienst kurzfristig nicht kommen kann. Vor ein paar Monaten wurde sogar eine Fahrt in eine Jugendherberge mit einer Übernachtung durchgeführt. Auch das klappte (trotz meiner Ängste) super.
Alle sind informiert und geschult
Wir können also nach sieben Jahren mit Diabetes unseren Sohn beruhigt in die Grundschule und auch mal ein bis zwei Nächte bei Oma und Opa lassen. Natürlich wird Luzius auch immer selbständiger – sicherlich auch durch so hilfreiche technische Neuerungen wie den FreeStyle Libre-Sensor. Seine Insulinpumpe ist bis heute die Medtronic Paradigm Veo geblieben.
Wichtig: Vertrauen und Mut zur Improvisation
Rückblickend können wir mit dem Verlauf von Luzius’ Diabetesmanagement überaus zufrieden sein. Selbstverständlich bin gerade ich als Mutter oft ängstlich an große Veränderungen herangegangen (und tue dies noch immer), aber mit Offenheit, den richtigen Informationen an alle, die Luzius kennen und betreuen, mit viel Vertrauen und immer mal wieder auch Mut zur Improvisation gelingt ein entspannter Umgang mit dem Diabetes.
Luzius, Papa Martin, Mama Sabrina und Schwester Laila im Herbst 2017.
Man sollte Menschen, denen man sein Kind anvertraut, keine Angst machen, sondern sie ermutigen und vermitteln, dass gar nicht so viel schiefgehen kann. Damit haben wir immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Seit zwei Jahren verbringen mein Mann und ich einmal im Jahr sogar ein Wochenende ohne die Kinder und demnach auch ohne den Diabetes.
Kleine Krisen gehen vorüber
Sicherlich war der Anfang nicht leicht, aber schon kurze Zeit nach Erhalt der Insulinpumpe und dann später mit dem FreeStyle Libre konnten wir mit Luzius und Laila ein normales Leben führen, in dem der Diabetes eine untergeordnete Rolle spielt.
Es bleibt natürlich immer der unbedingte Wunsch und das Ziel, Luzius ohne Spätfolgen und mit einem guten Langzeitzucker aufwachsen zu lassen. Aber das sollte nicht zur Besessenheit werden. Nicht immer läuft alles prima; immer mal wieder gibt es kleinere Krisen.
Unsere Einstellung als Eltern war schon ziemlich bald nach der Neuerkrankung klar: Wir lassen unser Leben nicht vom Diabetes bestimmen. Wir bestimmen über den Diabetes. Und so ist es heute noch.
Seit 10 Jahren gibt es das Diabetes-Eltern-Journal (DEJ); geändert hat sich seitdem sehr viel – denken Sie nur an die technischen Neuerungen. Wir bemühen uns, Sie auf dem neuesten Stand zu halten, und wagen manchmal auch einen Blick in die Zukunft.Manches ist auch gleich geblieben: Weiterhin ist es für Eltern und Kinder oft nicht leicht, den Diabetes zu akzeptieren. Manchmal gibt es auch Widerstände in Kindergarten und Schule.
Wir haben uns überlegt: Am besten lässt sich der Lauf der Zeit nachverfolgen an den Menschen, die schon einmal eine wichtige Rolle im DEJ gespielt haben. Bei diesen Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern haben wir nachgefragt: Wie geht es heute? Viele haben uns noch einmal einen Blick in ihr Leben gewährt.
Lesen Sie hier, was aus Lisa und Laura Selle und Lukas Sieb wurde.
von Sabrina Sturm
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 11 (2) Seite 22-23
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig