- Ernährung
Darmhormone können beim Abnehmen unterstützen
4 Minuten
In letzter Zeit haben Schlagzeilen und Prominente wahre Abnehmwunder von Medikamenten versprochen, die ursprünglich für die Behandlung von Typ-2-Diabetes gedacht waren. Was steckt dahinter? Welche Wirkungen gibt es wirklich, aber auch welche Nebenwirkungen?
Schlank gespritzt – ein Wundermittel in der Adipositas-Therapie. Einmal in der Woche ein Medikament spritzen und ‚ganz nebenbei‘ Körpergewicht reduzieren. Diese oder ähnliche Schlagzeilen sind in der Presse und den sozialen Medien überall zu finden. Die dahinterstehenden Medikamente werden als “Game-Changer”, also Spiel-Veränderer, bezeichnet und haben für Aufsehen und auch Empörung gesorgt. Stars wie Elon Musk und Kim Kardashian zeigten der Welt, wie sie mithilfe dieser Medikamente die Pfunde schmelzen ließen – und ließen so die Nachfrage nach diesen Medikamenten so stark steigen, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes um ihre Versorgung damit bangen mussten. Wie wirken diese Medikamente, wer bekommt sie verschrieben und mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
Bekannte Handelsnamen wie Ozempic, Byetta, Victoza, Bydureon oder Trulicity sind Medikamete, welche seit Jahren in der Diabetologie eingesetzt werden. Alle diese Medikamente gehören in die Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten; GLP-1 steht für Glucagon-like Peptide-1. Sie enthalten verschiedene Wirkstoffe wie Dulaglutid, Exenatid, Semaglutid und Liraglutid.
GLP-1 ist ein Darmhormon, ein Inkretin. Dieses wird natürlicherweise Mahlzeiten-abhängig vom eigenen Körper produziert. GLP-1 verstärkt, abhängig vom Glukosewert, die Freisetzung von Insulin und hemmt die Freisetzung von Glukagon. Daraus folgt ein Blutzucker-senkender Effekt. Darüber hinaus wird die Entleerung des Magens verzögert, was zu einem früheren Sättigungsgefühl beiträgt. Dieser Wirkmechanismus wird auch als Inkretin-Effekt bezeichnet. Darüber hinaus können diese Medikamente auch positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben.
Die Mehrzahl der Präparate wird mit einem Fertigpen ins Unterhautfettgewebe gespritzt, vom Wirkstoff Semaglutid gibt es auch Tabletten. Je nach Präparat wird ein GLP-1-Rezeptor-Agonist ein- bis zweimal täglich oder einmal wöchentlich gespritzt. Geeignete Injektionsstellen sind die Oberarme, der Bauch sowie die Oberschenkel. Die Präparate sollten nach Anbruch im Kühlschrank und nicht über 30 °C gelagert werden. Nach Anbruch sind die Medikamente für sechs Wochen haltbar.
Nicht Mittel der ersten Wahl zum Abnehmen
Bei einem Diabetes mellitus Typ 2 können GLP-1-Rezeptor-Agonisten allein oder in Kombination mit anderen den Blutzucker senkenden Tabletten (orale Antidiabetika), Insulin sowie der Basistherapie mit gesunder Ernährung und Bewegung eine gute Therapie-Kombination darstellen. Ohne die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 können nur spezielle GLP-1-Rezeptor-Agonisten für die Therapie von starkem Übergewicht (Adipositas) eingesetzt werden. Leitlinien empfehlen zur Gewichts-Reduktion jedoch nicht Medikamente als “Mittel der ersten Wahl”. Dennoch können sie eine Hilfe sein, um zu Beginn Erfolge der Therapie zu sehen und so die Motivation für eine längerfristige Umstellung des Lebensstils zu erhöhen.
Zu den für die Adipositas-Therapie zugelassenen Medikamenten zählen Wegovy mit dem Wirkstoff Semaglutid und Saxenda mit dem Wirkstoff Liraglutid. Wegovy und Saxenda können im Erwachsenenalter ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m² und mehr bzw. bei einem BMI zwischen 27 und 30 kg/m² plus eine durch das Gewicht bedingte Begleiterkrankung wie Bluthochdruck, Prädiabetes oder Störung des Fettstoffwechsels angewandt werden. Auch bei Jugendlichen über 12 Jahren können beide Präparate ergänzend zur Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie eingesetzt werden, sofern eine nach kinderärztlichen Richtlinien festgestellte Adipositas vorliegt und das Körpergewicht 60 kg überschreitet. Die genannten Medikamente müssen von Betroffenen selbst bezahlt werden.
Dosis langsam steigern hilft
Für eine bessere Verträglichkeit der Medikamente wird empfohlen, mit einer geringen Dosis zu beginnen und diese schrittweise nach Maßgabe des Arztes oder der Ärztin zu erhöhen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie Magen-Darm-Beschwerden. Meist sind die Symptome zu Beginn der Therapie und bei Erhöhen der Dosis am stärksten. Sie verschwinden in den meisten Fällen, sobald sich der Körper an die Medikamente gewöhnt hat.
Um die persönlichen Nebenwirkungen besser identifizieren zu können, kann ein “Tagebuch” helfen. Eine Vorlage gibt es im Schulungsprogramm “think”, was für “Therapie mit Inkretinen” steht und von einigen Diabetes-Schwerpunktpraxen bereits angeboten wird. Lassen sich bei den Nebenwirkungen Muster erkennen, ist es möglich, diese genauer zu analysieren, um eine Verbesserung schaffen zu können. Diese und weitere Tipps zum Umgang mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten sind Teil einer guten Schulung.
Keine Allheilmittel, sondern Ergänzung
GLP-1-Rezeptor-Agonisten sind keine “Allheilmittel”, sondern ergänzen die Basistherapie. Diese umfasst die Ernährung sowie die Bewegung, die beide oft einer Verhaltensänderung bedürfen. Hinter einer Verhaltensänderung verbergen sich:
- Selbstbeobachtung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten und des Gewichts-Verlaufs,
- Einüben von flexibel kontrollierbaren Ess- und Bewegungsgewohnheiten,
- Bewusstsein schaffen für Situationen mit unkontrollierbarem Essverhalten,
- Entwicklung von Strategien für neue Routinen.
Der beste und nachhaltigste Weg einer Gewichts-Abnahme ist demnach eine Kombination von einer medikamentösen Therapie mit einer Änderung des Verhaltens. Die Schulung ist daher ein elementarer Bestandteil, um zum einen Wissen und Fertigkeiten aufzubauen, aber auch, um persönliche Strategien für einen gesunden Lebensstil zu entwickeln. So können gute Voraussetzungen geschaffen werden, welche den Inkretin-Effekt optimieren.
Zum Inkretin-Effekt gehört, wie beschrieben, auch die verzögerte Magen-Entleerung. Daher werden übliche Portionen in der Regel nicht so gut vertragen. Es hilft, langsam zu essen, kleinere Portionen als üblich zu verzehren, gut zu kauen, auf das Sättigungsgefühl zu achten und sich nicht zu zwingen, den Teller leer zu essen.
Neue Generation bereits verfügbar
Mit Tirzepatid steht eine neue Generation von Inkretinen zur Verfügung. Dieser Wirkstoff mit dem Handelsnamen Mounjaro entfaltet Wirkungen am GLP-1-Rezeptor und am Rezeptor für GIP (Glukose-abhängiges insulinotropes Polypeptid). Durch diese Kombination lässt sich der Inkretin-Effekt verstärken. In Studien zeigte sich eine Reduktion des Körpergewichts um bis zu 20 Prozent. Rezeptoren für GIP und GLP-1 sind auf unterschiedlichen Zellen des Körpers zu finden, u. a. im Bereich des Gehirns, der für die Regulation des Appetits mitverantwortlich ist.
Internationale Studien konnten mit Tirzepatid eine effektivere HbA1c-Senkung und Gewichts-Reduktion im Vergleich zur Therapie mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten zeigen. Die Verträglichkeit war vergleichbar, die Nebenwirkungen mit leicht bis moderat beschrieben. Vor allem Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall wurden genannt. Weitere langfristige Nebenwirkungen sind noch nicht abschließend erforscht.
Die Kombination der Wirkungen auf die GLP-1- und die GIP-Rezeptoren ist aktuell in Deutschland ausschließlich für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Es laufen Studien, damit diese Kombinations-Präparate auch in der Therapie der Adipositas ihren Einsatz finden können. Bereits jetzt gibt es erste Studien-Ergebnisse zur dritten Generation der Inkretin-Medikamente, welche eine noch größere Gewichts-Reduktion versprechen. Hier wirken die Medikamente an den Rezeptoren für GLP-1, für GIP und für Glukagon.
Fazit
Die Inkretin-Medikamente der zweiten und dritten Generation haben tatsächlich das Potenzial, “Game-Changer” zu werden, da enorme Gewichts-Verluste erreicht werden können. Allerdings stellt sich die Frage, wie Langzeit-Effekte aussehen, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Für den Langzeit-Effekt und die Verträglichkeit ist das Umstellen von Gewohnheiten, wie beschrieben, zwingend erforderlich und daher ein entscheidender Faktor.
Daraus folgt: Ganz gleich, welches Medikament zur Therapie eingesetzt wird – es sollte niemals als alleinige Therapie verstanden werden, sondern eher als “Unterstützer”. Eine Veränderung von Gewohnheiten bei der Ernährung und der Bewegung bleibt ein entscheidender Beitrag für einen nachhaltigen Erfolg.
Schwerpunkt: „Übergewicht mit Erfolg angehen“
- Abnehmen findet im Kopf statt
- Body-Shaming – es gibt keinen „Happy Obese“
- Darmhormone können beim Abnehmen unterstützen
- Adipositas – wann ist eine Operation sinnvoll?
von Juliane Ehrmann
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (2) Seite 21-23
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 15 Stunden
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bloodychaos postete ein Update vor 5 Tagen, 22 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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ole-t1 antwortete vor 5 Tagen, 17 Stunden
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
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rolli-xx antwortete vor 3 Tagen, 22 Stunden
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
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loredana postete ein Update vor 1 Woche
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
