Diabetes: America first

2 Minuten

Diabetes: America first

Bestens bekämpfen lässt sich Typ-2-Diabetes durch weniger Kohlenhydrate, weiß die US-Diabetes-Gesellschaft. Die Deutschen zögern noch – und ein Autor hat dafür eine Vermutung.

Er ist bienenfleißig, und er ist excellent informiert: Der Ökotrophologe Dr. Nicolai Worm kämpft seit Jahren gegen die offiziellen Ernährungsregeln bei Typ-2-Diabetes. Denn die empfehlen immer noch eine deutlich kohlenhydratbetonte Ernährung. Wobei gönnerhaft zugestanden wird, dass die Kohlenhydrate komplex zu sein haben, was erfahrungsgemäß die meisten Menschen in der Praxis überfordert. Eine Folge dieser weltfremden Ratschläge: Jährlich gibt es in Deutschland über 300.000 neue Fälle von Typ-2-Diabetes.

Doch nun naht Hoffnung, aber nicht aus Deutschland, sondern ausgerechnet aus den USA. Denn die American Diabetes Association hat wieder pünktlich zu Jahresbeginn ihre überarbeiteten Empfehlungen zur Diabetes-Therapie veröffentlicht. Und genau so pünktlich, nämlich am 2. Januar, wenn die meisten noch ihren Silvester-Kater kurieren, hat Nicolai Worm per Mail die interessierte Fachwelt über diesen revolutionären Schwenk der Amerikaner informiert.

„Die beste Evidenz zur Blutzuckerkontrolle“ (the most evidence for improving glycemia) bescheinigen die US-Experten einer breiten Reduktion des Konsums von Kohlenhydraten, bis hin zur „Remission“ des Typ-2-Diabetes, was heißt: Der Zucker lässt sich ohne Medikamente dauerhaft in den Griff bekommen. Das ist für Leser meiner Bücher nicht überraschend, denn schon vor über 20 Jahren habe ich nachgewiesen, dass sich in sehr vielen Fällen der Lifestyle-Diabetes ohne Spritzen und Pillen besiegen lässt.

Was heißt das für Deutschland? Gar nichts. Denn laut Nicolai Worm spielen diese Erkenntnisse immer noch keine Rolle in den neuesten Empfehlungen vom Bundeszentrum für Ernährung und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Auch ich kann mich darüber nur wundern und kann ebenso wie Dr. Worm diesen Herrschaften nur den Rat geben, durch eine permanente Messung des Blutzuckers selbst zu merken, wie massiv der Blutzucker nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten in die Höhe schießt. Es waren übrigens diese an mir selbst gemessenen Effekte, aus denen ich die Lauber-Methode entwickelt habe, die inzwischen auch von Ärzten therapeutisch empfohlen wird.

Eine Vermutung hat der renommierte Ernährungsexperte, warum sich die deutschen Gremien so hartnäckig der wissenschaftlichen Fachliteratur widersetzen: „Diese Empfehlungen garantieren auch weiterhin einen hohen Einsatz von Antidiabetika und sind deshalb optimal für die Pharma-Industrie“. Da ist sicher sehr viel dran, aber meiner Meinung nach gibt es noch einen weiteren Grund:

Deutscher Dünkel Die „Experten“ wollen einfach nicht wahrhaben, dass sie sich geirrt haben. Das habe ich persönlich bei Ärzten erlebt, die mir vor 20 Jahren mit großer Geste erläutert haben, dass „Zucker“ (also Diabetes) nichts mit Zucker zu tun hat. Inzwischen wissen es gottseidank die meisten etwas besser, ohne ihren Irrtum einzuräumen und ohne ihr neues Wissen in der medizinischen Praxis ihren Patienten mit dem gebührenden Nachdruck zu vermitteln. Das behaupte ich, weil mir immer wieder Leute schreiben, die ihren Diabetes nach meiner Methode in den Griff bekommen haben – und dabei von ihren behandelnden Ärzten kaum unterstützt, wenn nicht gar getadelt wurden.

Solcher Dünkel ist den Amerikanern fremd, was ich nach über 50 USA-Besuchen und vielen Begegnungen mit Wissenschaftlern schätzen gelernt habe: „OK, now we know it better“, heißt es dann – und die alten Erkenntnisse weichen neuen Taten, wie etwa den revidierten Ernährungsempfehlungen.

So viel Pragmatismus wünsche ich mir auch für Deutschland!


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger?

Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger? | Foto: Dirk Deckbar / MedTriX

2 Minuten

Kinder mit Diabetes in der Infekt-Zeit: Krankheiten meistern ohne Stoffwechsel-Entgleisungen

Herbstzeit ist Infekt-Zeit: Wenn Kinder mit Diabetes Krankheiten bekommen, können Stoffwechsel-Entgleisungen drohen. Denn Fieber und Erkältungen erhöhen die Glukosewerte und lassen den Insulin-Bedarf steigen. Worauf Eltern achten sollten, erklärt Diabetesberater André Kluge.
Kinder mit Diabetes in der Infekt-Zeit: Krankheiten meistern ohne Stoffwechsel-Entgleisungen | Foto: Syda Productions – stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

Verbände