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Die Philosophie des Essens oder: Essen ist mehr als nur KH und BE
3 Minuten

Heute gibt es Pasta mit Tomatensauce. Es ist Sommer; die Regale in den Supermärkten, genauso wie der Gemüsestand meiner Lieblingsbäuerin sind voll von roten fleischig feurigen Früchten. Sie alle warten nur darauf, mit viel Liebe zu einem kleinen Festmahl verwandelt zu werden. Ich stehe vor meinem Einkauf und grüble. 70g Pasta haben… na, wie viele Gramm Kohlenhydrate haben die blöden Dinger jetzt nochmal. – Warum habe ich sie nochmal in das schönere Glas gepackt ohne KH-Angabe?! Jetzt muss ich alles nochmal in Google eintippen. Okay, 15g Rohgewicht haben 1 BE… 15x …= 70g?
Rechnen, rechnen, rechnen
Mir schwirrt der Kopf; Jetzt schon und ich habe noch nicht einmal meinen Bolusrechner für meinen Insulinbedarf, die zusätzliche Tomatensauce, den Spritz-Ess-Abstand und die Bewegung danach mit eingerechnet. Eigentlich, um ehrlich zu sein, will ich gar keine Pasta essen. Und eine Tomatensauce ohne leicht karamellisierte Zwiebeln als Basis mit Knoblauch und einem Hauch Honig, das ist einfach nicht das Gleiche. Frustriert, wütend und genervt schneide ich die Dinger zusammen, werfe sie in eine Schale, packe das Basilikum dazu und esse alles als Tomatensalat mit einer Scheibe Brot. – Ohne Brot, das ist gesünder. Also nur Tomatensalat, so wie irgendwie jeden Tag.

Ich bin Köchin und schaffe es nicht einmal, für mich ein gutes, leckeres Essen zuzubereiten. Es tut weh. Da irgendwo tief in meinem Herz. Warum?!
Weil mir alles zu anstrengend ist. Weil ich lieber einen Keks oder ein Stück Kuchen genieße und genau weiß, wie viele Kohlenhydrate das hat. Weil ich bei jedem Gericht erst mal mit Millionen Fragen und Gedanken zur Gesundheit überhäuft werde und mein Genuss dabei völlig aus meinen Gedanken gedrängt wird.
Messen, abschätzen, ausrechnen, stechen, abwarten, essen, abwarten, bangen um den guten oder schlechten Wert, enttäuscht sein (in 99% der Fälle zumindest, weil ich mich meist verrechnet habe)… Der Teufelskreis eines Diabetikers und der Untergang einer leidenschaftlichen Genießerin.
„Essen ist Amore“
Jeder sagt dir etwas anderes, alles muss berechnet, strukturiert, dokumentiert, geplant und am besten auch noch super optimiert und gesundheitsfördernd sein. Das Leben eines Diabetikers. Wo bleibt da der „eigentliche“ Aspekt des Essens? Was ist Essen überhaupt?
„Essen ist… AMORE!!!“ Die Worte einer etwas älteren sizilianischen Dame des kleinen Bistros in meiner Heimatstadt. Sie erzählte mir von Genuss und Wertschätzung. Von der Liebe und der Natur, der Tradition und dem Handwerk. „Kochen ist eine Kunst, welches jedes Handwerk miteinander vereint“,
„Zum Kochen brauche ich all meine Sinne, den Körper, die Erfahrung, Kultur und Hausverstand“ – das Zitat einer Köchin mit Herz und Leidenschaft. Ein Zitat, welches mir jedes mal Tränen in die Augen treibt. Kann man das als Diabetiker überhaupt? Darf man das?
Ja, man darf genießen und, ja, DU DARFST DAS!!… Gerade als Diabetiker darfst du genießen, denn es ist das Essen, das dich am Leben hält, und nicht die Krankheit dahinter.

Wir essen dreimal am Tag, manchmal auch 16-mal, weil es einfach nicht klappt mit dem Rechnen oder der falschen Basalrate für den zu heißen Tag. Dann darf ich eben 16-mal genießen. Essen darf auch für uns Genuss bedeuten. Es ist eben eine besondere Wertschätzung und Liebe, die wir uns genauso schenken dürfen.
Essen ist ein GLÜCKLICHMACHER und es gibt uns Kraft und Energie zum Weitermachen. Jeden Tag drei Mal.
Genießen erlaubt!
Mit Essen können auch wir die Welt ein Stück besser machen. Bewusst einkaufen, gut, saisonal und fair den Einkaufskorb füllen, wenig wegwerfen, wenig Müll produzieren, das Handwerk des Dorfmetzgers, Bäckers, Landwirtes oder anderer respektieren und fördern.
Wir können Gerichte zaubern, Freunde, Bekannte und Familie an den Tisch laden und mit ihnen gemeinsam etwas genießen. Essen ist mehr, als wir denken! Es ist Genuss, Handwerk, es ist Tradition, Erinnerung, Kultur, Gesundheit, Kunst, Wissenschaft, Natur und unsere Lebensessenz.
Ich will das nicht in die Ecke drängen und ich will, dass auch du das niemals vergisst! Wir sind auch Genießer (und eben Diabetiker zugleich). Beides schließt sich nicht voneinander aus.
Ich will dir von den Genussmomenten erzählen, von den kleinen und großen kulinarischen Abenteuern in meiner Küche und dir jedes Mal wieder ein Lächeln ins Gesicht – und Mut zum Genießen – ins Herz zaubern.

Essen ist Amore – für uns alle – auch für dich!!
Darfst du? Weißt du? Kannst du? – Über das Essen mit Diabetes – Tines Gedanken zum Thema
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tako111 postete ein Update vor 1 Stunde, 34 Minuten
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 4 Stunden, 19 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 9 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 12 Stunden, 16 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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