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„Man muss nicht alles können, man muss nur wissen, wen man um Hilfe fragen kann.“
Den Spruch hat meine Oma mir schon immer gesagt und was soll ich sagen: Sie hat Recht.
Ich bin inzwischen ein Mensch geworden, der gern alles allein schaffen möchte. Hilfe annehmen? Ich? Nee, besser nicht… Klar höre ich mir hier und da mal die Meinung meiner vertrauten Personen an, aber so wirklich auf jemanden zugehen und gestehen, dass ich Hilfe brauche, fällt mir sehr schwer. Ich fühle mich dann oft schwach und unbeholfen.
Wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt, klar. Wenn es um meine Diabeteseinstellung geht, gehe ich zum Arzt und zur Diabetesberaterin, auch klar. Aber wenn es um meine Psyche geht, quatsch, das schaffe ich allein.
Mal ganz im Ernst: Warum sind mir psychische Erkrankungen und vor allem deren Behandlung unangenehm? Wieso schäme ich mich eigentlich, wenn ich professionelle Hilfe für meine Psyche annehme?
Der Grund, warum ich diesen Beitrag schreibe und offen mit dem Thema umgehe, ist folgender: Wie vielleicht einige wissen und in einem meiner Beiträge für die Blood Sugar Lounge gelesen haben, habe ich vor ein paar Jahren an Diabulimie gelitten. Im März 2017 habe ich meine letzte Gesprächstherapie erfolgreich abgeschlossen.
Seit gut einem halben Jahr habe ich immer mal wieder das Gefühl, dass es „nicht rund“ läuft. Wisst ihr, was ich meine? Dass hier und da mal ein Steinchen auf dem Weg liegt, ist ja klar. Und gerade diese kleinen Steinchen kann ich immer ganz gut bewältigen. Aber wenn die Steinchen zu ausgewachsenen Steinen mutieren und eben nicht nur hier und da einer liegt und man rückfällig wird, dann ist Vorsicht geboten.
Ich kann von Glück sagen, dass ich gelernt habe, selbst aufmerksam und hellhörig genug zu sein, um zu merken, wenn ich vom richtigen Weg abkomme.
Wie geht man nun aber mit so einem „Rückfall“ um? Da gibt es sicher kein Rezept, kein Richtig und kein Falsch.
Ich selbst gehe mit Problemen meistens so vor:
Und genau so bin ich auch dieses Mal vorgegangen.
Mir wurde bewusst, dass ich mich nicht mehr ausreichend um den Diabetes kümmere, dass ich immer wieder Insulindosen weglasse, das Management schleifen lasse, dass ich selbst auf der Strecke bleibe, Mahlzeiten auslasse, Essanfälle habe und dass ich viel zu wenig schlafe. Mir wurde bewusst, dass ich langsam (!!!) anfange, in den alten Strudel zu geraten, wieder die alte Fahrbahn zu nehmen anstatt der neu gebauten. Ich habe das Problem also erkannt – und das ist gar nicht so einfach! Bei mir hat es knapp zwei Monate gedauert! Es gab Tage, da habe ich es eingesehen, und es gab andere, an denen habe ich mich selbst belogen: Ist doch alles gut, ein klitzekleiner Durchhänger, das wird schon wieder, bist doch nicht blöd…
Als ich die Problematik aber mal aufgeschrieben habe, war das alles irgendwie realer, präsenter, einfach irgendwie mehr „da“. Ich habe dann mit meinen engsten Freunden, meiner Mama und meiner Schwester gesprochen und letztendlich habe ich, ich allein, die Entscheidung gefällt und meine damalige Therapeutin angeschrieben. Wichtig ist mir, dass ICH die Entscheidung getroffen und somit eine Lösung gefunden habe. Ja, ich habe mir Meinungen eingeholt und, ja, ich habe mit meinen Liebsten darüber gesprochen, aber wie sagt man so schön: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!
Nach dem Telefonat mit meiner damaligen Therapeutin habe ich dann durch sie Kontakt zu einer Therapeutin aufgenommen und nur vier Wochen später meinen ersten Gesprächstermin gehabt. Ein Schritt, der nicht einfach ist, natürlich. Und definitiv auch ein Schritt, den man gut überlegt gehen sollte, ja. Aber ich bin froh und stolz, dass ich die Kraft hatte, darüber nachzudenken und abzuwägen, und den Mut fassen konnte, diesen Schritt zu gehen.
Ein Schritt zurück bedeutet nicht immer gleich, versagt zu haben, oft ist es nur ein Ausholen zu einem noch größeren Sprung nach vorne.
Gastautorin Dr. Lara Gomille hat ihre Sicht zum Thema psychische Gesundheit und Diabetes für die #BSLounge aufgeschrieben: Die Psyche bei Diabetes – sprich mit anderen!
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