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Wie gelingt das Abnehmen bei Typ-2-Diabetes? Diät-Drinks können beim Einstieg helfen – sinnvoll ist jedoch, sich zusätzlich professionelle Unterstützung zu holen, empfiehlt Ingeborg Fischer-Ghavami in der Blickwinkel-Kolumne.
Seit Jahren werden sie immer beliebter und versprechen eine leichte Gewichtsabnahme: Diätdrinks. Fachleute nennen sie Formuladiät. Verlockend erscheint vielen sicher, dass die Werbung für diese Produkte verspricht, einfach anstelle der gewohnten Ernährungsweise drei Trink-Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen und damit schnellen Erfolg zu erzielen.
Doch was können die Diät-Drinks wirklich? Und sind sie für Menschen mit Diabetes geeignet? Fakt ist: Wenn eine Insulinresistenz vorliegt, erschweren hohe Insulinspiegel im Blut das Abnehmen. Insulin blockt die für das Abnehmen erforderliche „Fettverbrennung“.
Um effektiv Fettgewebe abzubauen, braucht es niedrige Insulinspiegel. Und die lassen sich durch eine Ernährungsweise mit wenigen Kohlenhydraten erreichen. Das funktioniert mit einer Low-Carb-Ernährung, für die es seit Oktober des vergangenen Jahres endlich auch einen Konsens der Fachgesellschaften gibt – und mit Diät-Drinks!
Deshalb werden Formuladiäten auch in der Leitlinie zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ genannt, die Experten erarbeitet haben und die eine Richtschnur für die Therapieempfehlung der Ärzte darstellt. Dort heißt es: „In Abhängigkeit von der Situation des Patienten kann der zeitlich begrenzte Einsatz von Formulaprodukten mit einer Energiezufuhr von 800 bis 1.200 kcal/Tag erwogen werden.“
Dass Formuladiäten wirksam sind, belegen Studien. An anderer Stelle der Leitlinie steht auch: „(…) Damit sind Formuladiäten die wirksamste diätetische Methode zur initialen Gewichtsreduktion.“ Das bedeutet: Zu Beginn funktioniert das Abnehmen mit Hilfe dieser Produkte gut, und der Motivationsschub kann bei sehr hohem Körpergewicht wirklich hilfreich sein. Doch die entscheidende Frage aus meinem Blickwinkel ist doch: Was kommt danach?
An dieser Stelle ist es sinnvoll, nach den Ursachen für das Übergewicht zu suchen. Diese liegen zu einem Teil in unseren Lebensbedingungen begründet: Hochkalorische Lebensmittel gibt es reichlich, Bewegung nicht automatisch. Dazu kommen individuelle, z. B. genetische Faktoren. Deshalb ist es wichtig, auch hier anzusetzen und die eigenen Lebensbedingungen anzuschauen.
Was trägt dazu bei, dass das Körpergewicht ist, wie es ist? Viel Macht, wenn es ums Essen und Trinken geht, haben vor allem unsere Gewohnheiten. Wenn es gelingt, ungünstige Ess- und Trinkgewohnheiten zu identifizieren und an deren Stelle neue Gewohnheiten zu entwickeln, ist viel gewonnen auf dem Weg zu einem dauerhaft schlankeren Leben. Zudem braucht man viel Wissen über Lebensmittel und die Zusammenhänge, die oft ganz unbemerkt Einfluss auf das Körpergewicht ausüben.
„Zudem sollte die Einbindung eines Arztes gewährleistet sein“, empfiehlt die Leitlinie eindrücklich. Und das gilt in Verbindung mit Diabetes in jedem Fall, ganz besonders, wenn blutzuckersenkende Medikamente im Spiel sind. Denn sobald weniger Kohlenhydrate verzehrt werden, sinkt der Blutzucker, und eine Anpassung der Medikamente kann rasch erforderlich werden.
Aus meiner Sicht sollte daher eine Gewichtsabnahme bei Diabetes immer in Begleitung eines professionellen Ernährungsteams erfolgen, ganz gleich ob man für die „Initialzündung“ einen Diät-Drink verwendet oder ob man gleich mit der neuen Ernährungsweise beginnt.
von Ingeborg Fischer-Ghavami
Redaktion Diabetes-Jjournal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (2) Seite 38
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