Erste Discounter wollen WHO-Empfehlungen umsetzen

2 Minuten

© kwanchaichaiudom - stock.adobe.com
Erste Discounter wollen WHO-Empfehlungen umsetzen

Die meisten Kinder in Deutschland konsumieren deutlich mehr Zucker, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Das erhöht ihr Risiko, zum Beispiel an Typ-2-Diabetes und Adipositas zu erkranken. Nun kündigen erste Lebensmittel-Discounter an, Empfehlungen der WHO bei Werbung und Rezepturen umzusetzen, und werden dafür von Experten gelobt.

Die Ankündigung des Lebensmittel-Discounters Lidl, sein Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel zu beenden, wertet der AOK-Bundesverband als wichtiges Signal und einen Schritt, dem andere folgen sollten. “Die Menschen brauchen mehr Unterstützung, damit sie sich gesünder ernähren können. Das machen die Ergebnisse unserer AOK-Familienstudie deutlich, die wir Ende vergangenen Jahres vorgestellt haben”, heißt es in einer Stellungnahme der Vorstandsvorsitzenden des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. “Demnach fühlen sich viele Eltern mit einer gesunden und umweltfreundlichen Ernährung überfordert und wissen auch nicht, wie sie an entsprechende Informationen gelangen können.”

Etwa 83 Prozent der befragten Eltern sagen laut AOK, dass es ihnen helfen würde, wenn auf jeder Lebensmittelpackung einfach und schnell erkennbar wäre, ob ein Lebensmittel gesund sowie klima- und umweltfreundlich ist. 80 Prozent wünschen sich demnach klare Vorgaben der Bundesregierung an die Lebensmittelindustrie. Der Discounter Lidl hat unlängst angekündigt, ab März freiwillig auf Werbung für ungesunde Lebensmittel zu verzichten, die auf Kinder als Zielgruppe ausgelegt sind. Ausnahmen sollen bei Aktionsartikeln vor Weihnachten oder auch Ostern gemacht werden. Fast zeitgleich kündigte der Discounter Aldi Süd an, bis Ende 2025 die Rezepturen seiner Kinderprodukte wie Joghurts, Getränke und Cerealien an die WHO-Richtlinien anzupassen, wie mehrere Medien meldeten.

Der AOK-Bundesverband lobt diese Selbstbeschränkungen zwar, sie gehen Dr. Carola Reimann aber noch nicht weit genug. “Wir fordern die verpflichtende Werbebeschränkung für ungesunde Kinder-Lebensmittel in TV, Radio und Streaming-Diensten”, so die AOK-Bundesvorsitzende. “Die Bundesregierung sollte damit nicht warten, bis Bundesernährungsminister Cem Özdemir die Ernährungsstrategie vorgelegt hat. Werbung beeinflusst nachweislich das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und muss deshalb beschränkt werden.”

Ein Werbeverbot ohne gleichzeitige Verringerung des Zuckergehaltes in Fertigprodukten wäre nach Ansicht der Krankenkasse jedoch nur die halbe Miete. “Wir haben bereits 2020 in einer Studie nachgewiesen, dass Kindercerealien Zuckerbomben sind”, führt Reimann weiter aus. 99 Prozent der verkauften Produkte haben demnach einen höheren Zuckergehalt als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Menge von 15 Gramm je 100 Gramm. “Das ist ein echtes Problem. Besonders vor dem Hintergrund, dass aktuell bereits etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent sogar von Adipositas betroffen sind”, kritisiert Reimann.

Kindern mit Übergewicht drohen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland ist laut Daten der OECD auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. Diese dramatische Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in Deutschland müsse endlich einen breiten Ansatz wirksamer und effektiver Maßnahmen nach sich ziehen, fordert der AOK-Bundesverband. “Deshalb ist es an der Zeit, dass die Bundesregierung im Rahmen der Ernährungsstrategie verbindliche Ziele festlegt, um den Zuckergehalt in Fertigprodukten zu reduzieren”, so Reimann abschließend.


Quelle: AOK Bundesverband | Redaktion

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert