Frühstücksduft liegt in der Luft

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Frühstücksduft liegt in der Luft

Hmmm, riecht das lecker nach Schoko-Müsli! Oder liegt heute doch eher eine Sorte mit Krokant in der Luft? Wer durch das schleswig-holsteinische Elmshorn flaniert, dem steigt fast jeden Tag der unwiderstehliche Duft nach Hafer, Cerealien oder Müsli in die Nase.

Dass es in der gut 30 Kilometer nordwestlich von Hamburg gelegenen Stadt so oft nach Frühstück riecht, liegt an der Peter Kölln GmbH & Co. KGaA: Sie produziert mitten in Elms­horn ihre berühmten Köllnflocken und weitere Haferprodukte.

Vom Marktplatz aus sind die 28 Meter hohen blauen Hafersilos gut zu sehen. Die insgesamt 58 Zellen haben eine Lagerkapazität von rund 13 000 Tonnen. Bis vor 18 Jahren kam der Hafer über Elbe und Krückau per Schiff zu Peter Kölln. Das Unternehmen besaß vier eigene Binnenschiffe für seine Getreidetransporte. Heute bringen Lastwagen die überwiegend aus Finnland stammende Ware vom Hamburger Hafen nach Elmshorn.

Traditionsunternehmen Peter Kölln: 200 im Jahr 2020


Die Peter Kölln GmbH & Co. KGaA mit Sitz in Elmshorn (Schleswig-Holstein) erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von rund 124,8 Mio. Euro. Sie gehört zu den größten Hafermühlen Europas und verarbeitet pro Jahr rund 55.000 Tonnen Hafer. Das Unternehmen beschäftigt 363 Menschen, darunter Industriekaufleute, Müller, Mechatroniker und Fachkräfte für Lebensmitteltechnik.

Das Unternehmen stellt seit 1820 Lebensmittel her und ist vor allem für seine Haferflocken bekannt. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts kamen erstmals Haferflocken in kleinen Haushaltspackungen auf den Markt. Mit den 1938 als Warenzeichen eingetragenen Blütenzarten Köllnflocken in der hellblau-dunkelblauen Packung schuf Peter Kölln eine der bekanntesten deutschen Lebensmittelmarken.

Zum Unternehmen gehören außer Hafer- und Müsliprodukten der Marke Kölln auch Öle und Fette der Marken Mazola, Biskin, Livio, Palmin und Becht’s sowie Milchzucker der Marke Edelweiß und der Kindergrieß Pomps. Im Jahr 2020 feiert das Unternehmen sein 200-jähriges Firmenjubiläum.

Jeden Tag rollen ab dem frühen Morgen 15 Lastwagen mit Hafer auf das Werksgelände. Doch bevor eine Lieferung eingelagert wird, durchläuft der Hafer eine Reihe von Kontrollen. Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft – so werden Müller heutzutage genannt – entnehmen Proben, schnuppern am Hafer und prüfen, ob das Getreide trocken genug ist.

Ab dann übernehmen Maschinen die weitere Verarbeitung. Zunächst wird der Rohhafer grob gereinigt. Anschließend wird er mehrere Stunden lang erst mit Dampf und dann bei 120 Grad Celsius mit trockener Hitze behandelt. Diesen Vorgang nennt man Darren. Dabei bildet sich das typische nussartige Aroma der Haferflocken, außerdem macht das Darren den Hafer bekömmlicher.

Beim Trocknen lösen sich auch die Schalen und werden anschließend in einem Fliehkraftschäler vom Haferkern abgetrennt. Nach dem Schälvorgang sortiert ein Farbausleser die dunklen Haferkerne aus.

Getrennte Wege: blütenzart oder kernig?

Ab hier trennen sich die Wege der Haferkerne: Manche werden zu Blütenzarten Köllnflocken, andere zu Kernigen Köllnflocken verarbeitet. Ihre endgültige Form erhalten die Haferflocken auf Flockierwalzstühlen. Früher musste der Müller den Abstand der Walzen per Hand und nach Augenmaß einstellen. Heute kann er ihn am Computerbildschirm auf einen Zehntel Millimeter genau digital steuern.

Auch in den Produktionshallen bei Köllnflocken kommt hochspezialisierte Technik zum Einsatz. Manche Maschinen sind mehrere Meter hoch und so lang wie ein Schwimmbecken. Sie backen riesige Teigplatten, lassen sie über Förderbänder gemächlich weiterwandern und zerhacken sie erst grob und dann noch einmal feiner: Fertig ist das beliebte Knuspermüsli.

Abfüllstraße für die klassischen Köllnflocken.

Rasanter geht es an der Abfüllstraße für die klassischen Haferflocken zu: In atemberaubendem Tempo werden hier maschinell Tüten gefaltet, geklebt, mit Haferflocken befüllt und verschlossen. Alle Packungen durchlaufen eine strenge, automatisierte Qualitätskontrolle: Eine Kontrollwaage checkt das Gewicht des fertigen Produkts; ein Metalldetektor prüft, ob sich bei der Produktion unbemerkt Metallteile von den Maschinen gelöst und in die Verpackung gemogelt haben.

Wenn die Einzelpackungen die Qualitäts­kon­trolle durchlaufen haben, werden sie in Umkartons auf Paletten verpackt, in Elastikfolie eingeschweißt und ins Lager gebracht. Von dort erfolgt der Versand an Kunden im In- und Ausland. Mittlerweile sind die Produkte der Marke Kölln in 36 Ländern erhältlich – und verströmen überall ihren unwiderstehlichen Elmshorner Frühstücksduft … hmmm, lecker!

Hafer – ein moderner Klassiker


Jennifer Marx, Ökotrophologin und Ernährungsexpertin im Hause Kölln, ­beschreibt den Stellenwert des Hafers in der modernen Ernährung und bei Diabetes.

Diabetes-Journal (DJ): Passt ein klassisches Lebensmittel wie Haferflocken in die heutige Zeit mit ihren vielen kurzlebigen Ernährungstrends?
Jennifer Marx:
Haferflocken sind aktueller denn je – immer mehr Menschen legen Wert auf eine Ernährung mit unverarbeiteten Lebensmitteln. Außerdem wird wieder mehr gefrühstückt. Haferflocken sind zum Beispiel die Basis für die beliebten Overnight Oats. Und alle, die morgens noch nicht gern kauen mögen, kann man mit einem Drink aus Schmelzflocken oder Haferkleie begeistern. In diesem Jahr haben wir außerdem Haferdrinks auf den Markt gebracht, die besonders gut bei der wachsenden Zahl der Verbraucher ankommen, die mehr pflanzliche Lebensmittel verzehren möchten oder sich komplett vegan ernähren.

DJ: Eignen sich Haferflocken auch für Menschen, die sich Low Carb ernähren?
Marx:
Natürlich enthalten Hafer und Haferprodukte Kohlenhydrate. Allerdings können sie eine kohlenhydratarme Ernährung gut ergänzen. Denn Hafer und insbesondere auch Haferkleie enthalten viele Ballaststoffe, die für eine ausgewogene Ernährung unverzichtbar sind. Da Menschen, die sich kohlenhydratarm ernähren, manchmal zu wenige Ballaststoffe zu sich nehmen, kann auf diese Weise ein guter Ausgleich geschaffen werden.

DJ: Früher hat man Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Insulinresistenz Hafertage empfohlen …
Marx:
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Tatsächlich wenden sich viele Diabetiker an uns, denen ihr Arzt oder ihre Ernährungsberaterin Hafer empfohlen hat. Wir haben für sie eine eigene Verbraucherberatung und einen Rezeptservice eingerichtet. Wir versorgen aber auch viele Arztpraxen und Diabetesberaterinnen mit entsprechendem Informationsmaterial.

DJ: Welche Kölln-Haferprodukte eignen sich besonders für Menschen mit Diabetes?
Marx:
Wer Blutzuckerspitzen vermeiden möchte, sollte lieber zu den klassischen Haferflocken oder Haferkleie als zu gesüßten Müslis greifen. Doch bei einer Unterzuckerung kann ein Müsliriegel natürlich gute Dienste leisten.


von Antje Thiel
E-Mail: info@antje-thiel.de

Website: www.antje-thiel.de
Blog: suesshappyfit.blog

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (1) Seite 48-49

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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