Gut gewappnet durch die fünfte Jahreszeit

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Gut gewappnet durch die fünfte Jahreszeit

Die Jecken und Narren sind los und es heißt wieder Helau und Alaaf. Zum Feiern gehören für viele auch alkoholische Getränke und süße Leckereien dazu. Was Menschen mit Diabetes diesbezüglich beachten sollten, um eine unbeschwerte Karnevalszeit genießen zu können, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Die Hochzeit des närrischen Treibens zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch rückt näher mit dem Höhepunkt am Rosenmontag, der dieses Jahr auf den 12. Februar fällt. Millionen Menschen zieht es dann wieder zu den Sitzungen, Kostümbällen und Umzügen in den Fastnachtshochburgen – und es wird ausgiebig feucht-fröhlich gefeiert und geschlemmt.

Menschen mit Diabetes – insbesondere mit Insulintherapie – sollten dabei ihre Stoffwechsellage nicht aus den Augen verlieren. Denn wenn Alkoholkonsum, süße Leckereien und Tanzeinlagen zusammenkommen, kann das den Blutzuckerspiegel mitunter ganz schön ins Schwanken bringen.

Vorsicht: Alkohol kann schwere Unterzuckerungen auslösen

Gerade beim Alkohol ist Vorsicht geboten: Er kann Unterzuckerungen auslösen, auch noch Stunden, nachdem er konsumiert wurde. Insulin oder blutzuckersenkende Medikamente verstärken diesen Effekt noch. Doch wieso können alkoholische Getränke, die ja auch Kohlenhydrate beinhalten, Unterzuckerungen verursachen?

Die Antwort findet sich in der Leber: Sie produziert kontinuierlich Glukose, um in Zeiten des Fastens einen stabilen Blutzuckerwert aufrechtzuerhalten. Beim Konsum von Alkohol werden die Enzyme der Leber jedoch zum Abbau des Alkohols verwendet und stehen nicht mehr bzw. nur eingeschränkt zur Produktion von Glukose zur Verfügung.

„Bereits ab einem Blutalkoholspiegel von 0,45 Promille ist die Zuckerfreisetzung aus der Leber gestört“, erklärt Prof. Thomas Haak, Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim und Chefredakteur des Diabetes-Journals. Dies bedeutet, dass z. B. die Aufnahme von Alkohol am Abend zu nächtlichen Unterzuckerungen führen kann.

Formel zur Berechnung der Alkoholgehalts

Der Alkoholgehalt in einem Getränk lässt sich nach folgender Formel ausrechnen (in etwa):

Menge in Millilitern x (Volumenprozent / 100) x 0,8 = g reiner Alkohol

Beispiele:
1 Bier (200 ml) mit 4,8 Volumenprozent = 7,7g Alkohol
1 Glas Sekt (100 ml) mit 11 Volumenprozent = 8,8g Alkohol
1 Glas Wein (100 l) mit 14 Volumenprozent = 11,2g Alkohol

Zur eingeschränkten Glukoseproduktion der Leber kommt hinzu, dass Alkoholkonsum zu einer schlechteren Wahrnehmung von Unterzuckerungssymptomen führt – Warnzeichen, wie zitternde Hände, Hunger, Unwohlsein und andere Hypoglykämiesymptome werden erst sehr spät oder gar nicht registriert. Somit kann es durch einen weiter abfallenden Blutzucker zu einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstseinsverlust kommen. Daher ist es ratsam, mit einer Person zusammen feiern zu gehen, die über den Diabetes informiert ist und in einer solchen Situation adäquat handeln kann.

Bei Bier, Wein und Schnaps besser folgende Regeln beachten

Mediziner empfehlen, dass die tägliche Menge an alkoholischen Getränken generell möglichst ein Standardglas (ca. ein achtel Liter Wein oder ein kleines Bier) bei Frauen und zwei Standardgläser (ca. ein viertel Liter Wein oder ein halber Liter Bier) bei Männern nicht überschreiten sollte. Und grundsätzlich sollten Menschen mit Diabetes immer etwas essen, wenn sie Alkohol zu sich nehmen. Wird Alkohol nämlich auf nüchternen Magen getrunken, setzt die blutzuckersenkende Wirkung noch schneller ein, außerdem hemmt Alkohol die Magenentleerung.

Ratsam ist es, dafür Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die langwirkende Kohlenhydrate enthalten (bspw. Brot, Schokolade oder Müsli), um eine Hypoglykämie zu vermeiden. Als Faustregel eignet sich hier: ein bis zwei langwirkende Kohlenhydrateinheiten pro Glas Alkohol. Zudem sollte der Genuss von Mixgetränken möglichst vermieden werden, da diese viel Zucker enthalten und den Blutzucker zunächst stark anheben, es aber im weiteren Verlauf durch den Alkohol zu Unterzuckerungen kommen kann.

Alkohol und Diabetes: Was es bei der Insulingabe zu beachten gilt

Außerdem sollte für die im Alkohol enthaltenen Kohlenhydrate niemals Insulin gespritzt werden. Auch das birgt eine große Unterzuckerungsgefahr. Und ist ein Mensch mit Diabetes nach Alkoholgenuss in einer Unterzuckerung nicht mehr ansprechbar, sollte sofort der Notarzt gerufen werden, denn selbst Glukagonspritzen wirken bei stärkerem Alkoholgenuss nicht mehr.

Um Unterzuckerungen vorzubeugen, kann z. B. die abendliche Insulindosis beim Konsum von Alkohol um zwei bis vier Einheiten reduziert werden und ein Zielblutzucker von 180 mg/dl bis 200 mg/dl (10 bis 11,1 mmol/l) vor dem Schlafen angestrebt werden. Außerdem sollte nicht zu lange geschlafen werden, so dass man sich am besten einen Wecker stellt und am nächsten Tag ein reichhaltiges Frühstück einnimmt.

Alkohol und Diabetes: Was ist wichtig?
  • Alkohol kann zu Unterzuckerungen führen.
  • Niemals bis zur Bewusstlosigkeit trinken.
  • Nicht alleine trinken.
  • Alkohol nicht auf nüchternen Magen trinken.
  • Ein bis zwei langwirksame KE zusätzlich aufnehmen, wenn Alkohol getrunken wird.
  • Die konsumierte Menge sollte ein bis zwei Standardgläser nicht überschreiten.
  • Umgebung über den Diabetes informieren.
  • Zur Nacht einen Blutzuckerwert zwischen 180 bis 200 mg/dl (10 bis 11,1 mmol/l) anstreben.
  • Bei Insulintherapie, das abendliche Basalinsulin um zwei bis vier Einheiten reduzieren.
  • Morgens nicht endlos lange schlafen, sondern den Wecker stellen und den Blutzucker messen
  • Gut frühstücken, wenn am Abend vorher Alkohol getrunken wurde.

Karnevalstypische Bonbons und Gebäck: viel Zucker und Fett

Auch Bonbons (Kamelle/Guutsje), Krapfen (Berliner/Kreppel/Pfannkuchen) und andere Leckereien, die zur Karnevalszeit gehören wie die Kostümierung, sollten Menschen mit Diabetes nicht achtlos verzehren. Denn karnevalstypische Bonbons und Gebäck enthalten sehr viel Zucker und Fett und beeinflussen somit ebenfalls den Blutzuckerspiegel. Die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hat hierzu eine Checkliste mit Nährwertangaben für einige karnevalstypische Spezialitäten zusammengestellt.

Beispiel Krapfen: Diese sind in der Regel wahre Kalorienbomben mit durchschnittlich 300 bis 500 Kilokalorien. Sie werden nicht gebacken, sondern in heißem Fett frittiert, wodurch sich der Fettgehalt der Rohmasse nahezu verdoppelt. Außerdem sind sie oftmals gefüllt mit Marmelade, Pudding oder anderen süßen Versuchungen und/oder werden von außen mit Puderzucker, Zuckerguss oder Schokostreuseln versehen.

Durch den hohen Fettgehalt steigt der Blutzuckerspiegel häufig verzögert an, was bei einer Blousgabe berücksichtigt werden sollte. Außerdem kann es durch den hohen Fettanteil individuell ratsam sein, auch die Fett-Protein-Einheit miteinzuberechnen.


von Redaktion Diabetes-Journal | Dr. Nicolin Datz | diabetesDE
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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