Inwiefern sich meine Betrachtung auf Lebensmittel verändert hat

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Community-Beitrag
Inwiefern sich meine Betrachtung auf Lebensmittel verändert hat

Ich habe vor einiger Zeit festgestellt, dass meine Diabetes-Erkrankung mich mal wieder verändert hat. Klar, dass sich da grundlegend etwas im Leben desjenigen nach der Diagnose verändert, ist mehr als normal, schließlich ist es uns ja vorerst nicht mehr möglich, so weiterzumachen wie bisher.
Doch ist möchte jetzt gar keinen Aufsatz darüber schreiben, inwiefern mich diese Krankheit in meinem Allgemeinzustand verändert hat. Nein, nein, dazu gibt es ja schon einige spannende Beiträge hier in der Blood-Sugar-Lounge.

Bei mir geht es viel eher um ein ganz großes, geliebtes Thema in meinem Leben und zwar: Essen und Trinken. Oh, was müsst ihr jetzt denken, wenn ihr diese Zeilen lest! Ich kann euch beruhigen, ich habe ein gesundes Verhalten zu Essen und Trinken, nur finde ich diese Thematik äußerst interessant.

Food-Trends, Analysen und Nährwertangaben

Vor meiner Erkrankung war das eher weniger der Fall, na gut, da war ich tatsächlich auch erst 11 Jahre alt, ich möchte ja wohl meinen, dass es einer 11-Jährigen vollkommen verziehen ist, sich in dem Alter eher für coole Outdoor-Spielsachen als für Nährwerte und angesagte Food-Trends zu interessieren.

Wie dem auch sei, meine Sichtweise auf Lebensmittel hat sich grundlegend geändert und das schiebe ich gerne auf meinen Diabetes. Damit meine ich aber nicht mein Interesse an internationalen und kulturellen Spezialitäten (für welche ich absolut bereit wäre, die weite Welt zu bereisen), nein, viel eher die Nährwert-Angaben und eben dieses gesamte „Nachgedenke“ über Nährwerte, Kohlenhydrate, Fette etc.

Kurze Frage an euch: Wisst ihr, was ich meine, worauf ich hinaus will?

Ich habe das mal ein wenig dokumentiert, mein Verhalten, mich beobachtet und das Ganze analysiert. Natürlich nicht akribisch mit experimentellen Tabellen, Grafiken, Auswertungsmethoden und Protokollen, haha – das passt ja mal so gar nicht zu mir.

Nein, ich meine viel eher, dass ich darauf geachtet habe, inwiefern sich denn meine Einstellung zu gesunden als auch zu ungesunden Lebensmittel geändert hat.

Von Naschkatzen und „guten“ und „schlechten“ Kohlenhydraten

Früher zum Beispiel war ich eine absolute Naschkatze, das größte „Süßigkeiten-Kind“ überhaupt. Wenn es bei einem Kindergeburtstag ein „Süßigkeiten-Buffet“ gab, dann war ich die Erste, die es eröffnet hat. Glücklicherweise habe ich das ganze Zeug aber immer hervorragend verstoffwechselt, weshalb man das bei meiner kindlichen Figur niemals auch nur ansatzweise vermutet hätte.

Auch in der Pubertät konnten die ungesunden Sachen und ich uns noch gut leiden. Ich war nie so der Fastfood-Fan, dafür aber immer die Erste, die das Dessert probieren wollte.

Auch hier war mein Stoffwechsel = 1A und meine Blutzuckerwerte haben mir das auch nie krummgenommen. Ich habe ja für alles ausreichend gebolt/gespritzt.

Dennoch war mir einfach nicht bewusst, was ich da aß. Klar kannte ich die horrenden BE-Angaben, aber das hat damals in meinem Kopf nicht alarmierend geklungen. Heutzutage sieht das anders aus.

Manchmal fällt es mir schwer zu genießen. Ich bin weiterhin dieselbe Olli, mit denselben Vorlieben, also eher den Nachtisch zu bevorzugen anstatt das Hauptgericht zu verspeisen, aber meine Proportionen haben sich verändert. Heute mache ich mir Gedanken darüber, was ich esse. Ich sehe nicht nur die Tafel Schokolade, die ich gerne essen würde, sondern betrachte eher die Kohlenhydrate auf 100g des Produkts bezogen. Mir wird im Hinblick dieser meist bewusst, wie gesund oder eher ungesund ein Produkt ist. Denn es gibt ja, wie man so schön sagt, „gute“, aber auch „schlechte“ Kohlenhydrate.

Bleiben wir doch gleich einmal bei den sogenannten „guten“ Kohlenhydraten, diese setzen sich i.d.R. zu großen Teilen aus einer längeren Zucker-Molekülkette zusammen und werden dadurch dann auch komplexe Kohlenhydrate genannt, da der Körper länger braucht, sie aufzuspalten und zu verstoffwechseln. So hat unser Organismus also auch länger etwas zu tun.

Das heißt dennoch nicht, dass die Kilokalorien ebenfalls in einem niedrigen Bereich liegen müssen. Es ist alles so ein heikles Spiel mit der exakten Betrachtung des Produkts. So glänzen Nüsse mit wenigen Kohlenhydraten auf 100g Produkt und natürlich setzen sich diese Kohlenhydrate auch aus wenig Zucker zusammen.

Schaut man aber bei dem glorreichen Beispiel von Nüssen auf die Kilokalorien, kann einem schon einmal der Mund für einen kurzen Moment offen stehen bleiben. Nüsse sind und bleiben aber dennoch in der richtigen Menge gesunde Energielieferanten. Man muss sich eben nur ein wenig mit der Materie auseinandersetzen, um dies unterscheiden zu können, aber wie ich die Leser der Blood Sugar Lounge kenne, sind wir das ja alle. 😉

Ein kleines Beispiel zur einfacheren Verdeutlichung:

100g Produkt, davon 87g Kohlenhydrate

– davon Zucker 70g

– eher uncoolere Kohlenhydrate, da die Kohlenhydrate sich viel aus Zucker zusammensetzen, also eine kurze Molekülkette

100g Produkt, davon 87g Kohlenhydrate

– davon Zucker 12g

– eher coolere Kohlenhydrate, da sie nicht ausschließlich aus Zucker bestehen

Angaben der Nährwert-Tabellen und die kleinen Sünden

Wisst ihr, zu dieser Rechnerei und dazu meinen Blickwinkel überhaupt erst auf die Nährwerttabelle zu werfen, dazu hat mich mein Diabetes gebracht. Es ist ja auch grundlegend gut so, denn es bringt mir viel und ich bin froh darüber, dass 2017 fast alle Produkte diese Nährwert-Tabellen besitzen, weil so die Produkte einfacher zu berechnen sind.

Dennoch hat es mich verändert. Es lässt mich Produkte in einem anderen Licht sehen, trübt so ein wenig meine Lust bzw. macht mir ein wenig mehr klar: „Ey, Olli, das ist zwar super lecker, aber so der ‚Ernährungs-technische Hit‘ ist das dann auch nicht.“ Natürlich darf man mal schlemmen, sündigen oder cheaten (bedeutet so viel wie schummeln), wie auch immer ihr und man das heutzutage ausdrückt. Trotzdem wäre ich mit Sicherheit entspannter, wüsste ich diese ganzen qualifizierten „Diabetes-Berechnungs-Informationen“ nicht.

Denn Kalorien zählen und auf Fette oder sonst was achten, hat mich noch nie interessiert. Nur blöd, dass man eben auch an der Berechnungs-Grundlage meiner BE-Gesamtanzahl erkennen kann, was man da eigentlich so isst, tagein, tagaus.

So sei gesagt, dass es wichtig ist, sich durch das ganze Hin- und Hergerechne nicht verwirren zu lassen. Esst Smarties und zählt auch gerne Kohlenhydrate, aber dann doch auch hin und wieder nur zum Bolen/Spritzen der richtigen Menge an Insulin, und lasst euch den Spaß nicht von guten oder blöd zusammengesetzten Kohlenhydraten versauen. Denn was wir ohne Diabetes früher einfach tun konnten (Smarties essen), können wir auch mit Kohlenhydrat-Angabe mindestens noch genauso gut.

Ist dir das auch schon einmal aufgefallen, dass sich deine Betrachtungsweise auf Nährwerte, Lebensmittel und Produkte durch deine Diabetes-Erkrankung verändert hat? Inwiefern hast du denn einen anderen Blickwinkel darauf bekommen? Falls du deine Geschichte mit der Community und mir teilen möchtest, dann tu das doch sehr gerne in einem Kommentar hier unter diesem Beitrag.

Ich freue mich auf jeden Fall, von dir zu Lesen! 😉

 

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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