“Keto dich glücklich”

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“Keto dich glücklich”

Dr. Mirjam Eiswirth lebt seit über 25 Jahren mit Typ-1-Diabetes und seit 15 Jahren mit Zöliakie. Im Gespräch mit dem Diabetes-Journal stellt die Autorin ihr neues Koch- und Ratgeberbuch “Keto dich glücklich” vor.

Diabetes-Journal: Frau Dr. Eiswirth, warum haben Sie dieses Buch geschrieben?
Dr. Mirjam Eiswirth:
Als ich im Sommer 2016 versuchsweise auf eine ketogene Ernährung umgestiegen bin, habe ich wenige Informationen gefunden, die speziell auf Menschen mit Diabetes zugeschnitten waren. Ich hatte ganz viele Fragen: Was esse ich denn jetzt? Wie berechne ich das Insulin dafür? Was gibt es noch zu beachten? Die Antworten habe ich mir aus verschiedenen Schulungsprogrammen und wissenschaftlichen Studien zusammengesucht und nicht zuletzt meine eigenen Diabetes-Daten ausführlich analysiert. Rezept-Inspiration habe ich in den verschiedensten Blogs und Kochbüchern gefunden und die Rezepte dann für mich angepasst und weiterentwickelt. Dieses Wissen, das ich mir mühsam erarbeiten musste, wollte ich weitergeben, damit andere es leichter haben, wenn sie eine kohlenhydratarme Ernährung ausprobieren wollen.

DJ: Und, was müssen sie beachten?
Eiswirth:
Ganz wichtig ist: Wer Typ-1-Diabetes hat, braucht natürlich weiterhin Insulin! Nur müssen die Mahlzeiten anders berechnet werden, Fett-Protein-Einheiten sind hier das Stichwort. Dazu gibt es übrigens ein gutes Schulungsprogramm, “ProFet”. Die Grundlagen erkläre ich natürlich auch im Info-Teil des Kochbuchs. Außerdem war für mich überraschend, dass ich “süßes Gemüse” wie Möhren, Paprika oder Tomaten plötzlich berechnen musste. Wenn man die stärkehaltigen Beilagen weglässt, dann fallen diese Gemüse durchaus ins Gewicht. Hier gilt es, seinen eigenen Körper kennenzulernen, denn es gibt zwar Faustregeln, aber jeder reagiert anders auf Nahrung und auf Bewegung.

DJ: Wieso haben Sie überhaupt angefangen, die Kohlenhydrate zu reduzieren? Wie kam Ihr Experiment zustande?
Eiswirth:
Ich habe mich damals durch meine Zuckerschwankungen eingeschränkt gefühlt, daraufhin meine Zuckerwerte und Aktivitäten statistisch analysiert – und die Kohlenhydrate waren der einzige Faktor, der einen enormen Einfluss auf die Stabilität hatte. Also habe ich eine Interventionsstudie gestartet: Ich habe den Faktor Kohlenhydrate verändert und geschaut, ob dann Ruhe ins System kommt. Die Antwort ist: Ja!

DJ: Was ist Ihr persönliches Fazit zum Thema ketogene Ernährung und natürlich zum Kochbuch?
Eiswirth:
“Keto dich glücklich” ist völlig ernst gemeint – ich fühle mich auf ganzer Linie wohler in meinem Körper, wenn ich sehr wenige Kohlenhydrate esse. Ich bin freier in meiner Alltagsgestaltung, kann spontaner und ausdauernder Sport machen, bin leistungsfähiger und nicht mehr “hangry”. Früher haben mich Hypoglykämien oft für längere Zeit einfach schrecklich müde gemacht. Das kommt heute so gut wie nicht mehr vor.”Keto dich glücklich” bietet einerseits Menschen mit einem insulinpflichtigen Diabetes wichtige Informationen, um selbst ein Low-Carb- oder Keto-Experiment zu starten. Andererseits steckt es aber auch voller Rezepte, die einfach gut schmecken, auch wenn man sich Kartoffeln oder ein Brötchen dazu macht. Und für Menschen mit Zöliakie enthält das Kochbuch tolle, saftige Alternativen zu den gängigen glutenfreien Produkten.

DJ: Kann eine ketogene Ernährung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Ketoazidose verursachen?
Eiswirth:
Nein, die kommt durch Insulinmangel. Eine ketogene Ernährung bringt mich in eine ernährungsbedingte Ketose, das ist ein völlig normaler Stoffwechselzustand. Insulin spritzen muss ich aber unbedingt weiterhin – nur eben angepasst. Diese Anpassung kann und sollte jeder Mensch mit Diabetes dann mit seinem Team besprechen. Grundlegende Informationen habe ich in “Keto dich glücklich” zusammengefasst.

DJ: Gab es zwischenzeitlich schon Rückmeldungen von Leserinnen, von Lesern, von Menschen mit Typ-1-Diabetes, vielleicht auch von medizinischem Fachpersonal?
Eiswirth:
Ja, und darüber freue ich mich sehr. Ich bekomme immer wieder Fotos von nachgekochten Gerichten mit positivem Feedback (“war viel zu schnell weg”, “habe ich schon zum dritten Mal gemacht”, “meiner Familie hat’s auch total gut geschmeckt …”). Auch der Info-Teil kommt sehr gut an. Ich freue mich riesig, dass sowohl die Informationen als auch die Rezepte für so viele Menschen eine Hilfe sind.

Kirchheim, Mainz, 2022
ISBN 978-3-87409-753-6
Print: 29,90 €,
E-Book: 24,99 €

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 10-11

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  • loredana postete ein Update vor 1 Tag, 15 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 2 Tagen, 12 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

    • Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena

      Virtuelles Diabetes-Anker Community-MeetUp im Dezember

    • Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute

    • @lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.

    • @moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.

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