„Schmecken Sie grünes oder gelbes Obst?“ – eine Weinprobe mit Diabetes

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„Schmecken Sie grünes oder gelbes Obst?“ – eine Weinprobe mit Diabetes

„Schmecken Sie eher grünes oder gelbes Obst?“ Gute Frage. Während ich ein weiteres Mal an dem Chardonnay nippe und noch überlege, welches Obst eigentlich grün und welches gelb ist, antwortet schon einer der anderen 13 Teilnehmer – „Ganz klar: grün!“ – und der Sommelier sinniert weiter über das Burgund als Geburtsstätte des Chardonnay, über die Reifung im Holzfass und den „schmalen“ Charakter des eben getesteten Weißweins. Die Auflösung: Es handelt sich um den „Montagny Vieilles Vignes“ – und damit um einen europäischen Wein!

Susanne (Mitte) mit ihren Freundinnen Ulli (links) und Anke (rechts).

Gemeinsam mit meinen Freundinnen Ulli und Anke verkoste ich bei einer „Blindprobe“ in Jacques’ Wein-Depot im Hamburger Schanzenviertel heute Abend insgesamt zehn Weine – jeweils eine europäische und eine Variante aus Übersee von fünf verschiedenen Rebsorten: Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Carbernet Sauvignon und Syrah. Die Aufgabe während der Weinprobe besteht darin zu „erschmecken“, welcher Wein woher kommt: Europa oder Übersee?

Ein Wein links, ein Vergleichswein rechts und dazwischen Wasser. Welcher Traubensaft kommt aus Europa – und welcher aus Übersee?

Gibt es einen diabetikerfreundlichen Wein?

Knifflig. Auch für den Blutzucker. Denn zehn Weine auf nüchternen Magen, dazwischen etwas Weißbrot und ein Buffet nach den ersten sechs Gläsern (die man natürlich nicht austrinken muss, aber darf und gerne will) – das erfordert mehr Eingriffe als bei einem einfachen Abendessen, für das man einmalig die BEs schätzt und dann entsprechend Insulin spritzt. Gibt es eigentlich einen diabetikerfreundlichen Wein? Ich lerne: Ja, je trockener, desto besser. Denn je trockener, desto weniger Zucker – und umso weniger Alkohol.

Stärkung und Kohlenhydrat-Nachschub gab es in der Pause am Buffet.

Neugierde am FreeStyle Libre

Ich bin bewusst mit einem etwas höheren Wert in den Abend gestartet und spritze für das Weißbrot nur sehr moderat, da ich um die blutzuckersenkende Wirkung von Alkohol weiß. 238 mg/dl (13,2 mmol/l) ist mein Ausgangswert.

Als ich mit meinem Smartphone via Libre-Link-App meinen Zuckerwert teste, spricht mich eine andere Teilnehmerin der Weinprobe an, die sich mit ihrer Freundin und uns einen Stehtisch teilt: „Oh, was ist das denn?“ Ich erkläre den FreeStyle Libre, und sie ist ganz begeistert: „Toll! Eine Freundin von mir hat auch Diabetes, aber die pikst sich immer in den Finger zum Blutzuckermessen. Das muss ich ihr unbedingt erzählen!“

Einmal scannen – mit dem FreeStyle Libre konnte Susanne während der Weinprobe den Zucker komfortabel im Blick behalten.

Aber zurück zum Wein. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier! Oder doch? Ich muss gestehen: Ich mag Wein, kann erkennen, ob ein Wein trocken ist oder süß, habe Favoriten, schmecke einen holzigen oder vollmundigen Charakter und errate auch mal zufällig, ob der Test-Wein aus Frankreich oder Chile stammt. Aber von einer Weinexpertin bin ich weit entfernt, und die gezielten Fragen des Sommeliers schüchtern mich eher ein.

Honignoten und expressive Nasen

Folglich habe ich mit meinen Freundinnen großen Spaß an der Kommunikation und an den Sätzen, die im Laufe der dreistündigen Weinprobe fallen: Der Sommelier attestiert dem Cabernet Sauvignon eine „stärkere Austoastung“ und erkennt beim Sauvignon Blanc eine „expressive Nase“, während Anke schlichtweg urteilt: „Der riecht nach Schweiß!“ Unser Nachbartisch antwortet auf die Frage „Aus welchem Material ist Korken?“ eher vorsichtig-fragend: „Kork?“ Und als Ulli beim Pinot Noir eine Honignote erkennt, ermuntern wir sie alle: „Ja, das ist gut, sag das laut – dann kann unser Tisch auch mal etwas beitragen!“ Kurz und gut: Wir amüsieren uns köstlich und lernen dabei auch noch das eine oder andere aus der spannenden Welt des Weins.

Trotz reduziertem Bolus für das Weißbrot und das Buffet in der Pause – Couscous, Pasta und noch mehr Brot fallen als Kohlenhydrate an – sinkt mein Zucker wie erwartet ab. Am Ende der Veranstaltung schrammt er mit 60 mg/dl (3,3 mmol/l) knapp an einer Unterzuckerung vorbei, bis er um Mitternacht bei 116 mg/dl (6,4 mmol/l) landet.

Zehn Weine, Weißbrot und ein Buffet brachten den Zucker von 238 auf 116 mg/dl (von 13,2 auf 6,4 mmol/l).

Vorsichtshalber esse ich noch eine Extra-BE vor dem Schlafengehen. Eine gute Entscheidung, wie sich am nächsten Morgen herausstellt: Der Zucker ging damit nachts erst ein wenig nach oben, doch bis zum Morgen zeigte der Rest-Alkohol seine Rest-Wirkung. So konnte ich mit einem Traum-Wert von 99 mg/dl (5,5 mmol/l) am nächsten Tag zufrieden aufstehen. Und das Beste: ganz ohne Kater!

Die Nacht danach: Der Alkohol wirkte nach und drückte die Zuckerkurve nach unten …

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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