- Ernährung
Typ-2-Diabetes: Was sollte auf den Teller?
4 Minuten
Ernährungsempfehlungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Glaubenssätze, die früher unantastbar waren, gelten nicht mehr. Gibt es also neue Regeln, die die alten ersetzen und an die sich jeder halten kann, der sich gut und gesund ernähren möchte? So einfach ist es leider nicht. Helmut Nussbaumer, Diabetesberater und Gesundheitspädagoge, klärt auf und gibt Hinweise, wie eine gesunde Ernährung bei Diabetes heute aussehen kann. Außerdem mit dabei: Tipps, die sich im Alltag leicht umsetzen lassen.
Ein gutes Beispiel für eine Ernährungsregel, die nicht mehr gilt, betrifft das Cholesterin, das über die Nahrung aufgenommen wird: Cholesterin wird nicht mehr als bedenklicher Stoff gewertet. Dies wäre früher undenkbar gewesen, da eine höhere Aufnahme von Cholesterin doch mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko gleichgesetzt wurde.
Aber Zeiten ändern sich, und so ist auch zum Beispiel in der neuen Leitlinie der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (American Diabetes Association, ADA) zu lesen: „Durch Low Carb lassen sich nicht nur hohe Blutzuckerwerte vermeiden, sondern auch blutzuckersenkende Medikamente einsparen.“ Dies wäre ein Weg, allerdings gilt auch hier: Universelle Ernährungstipps, die also für jeden gelten und allgemein von Erfolg gekrönt sind, gibt es aktuell nicht. Dennoch ist es sinnvoll, zu wissen, wie bestimmte Lebensmittel im Hinblick auf den Diabetes und die Auswirkungen auf den Blutzucker einzustufen sind.
Linsen, Bohnen und Co
Noch vor wenigen Jahren mussten bei Hülsenfrüchten alle Kohlenhydrate angerechnet werden (Anrechnungspflicht). Da aber ein großer Teil der Stärke aus Hülsenfrüchten unverdaut in tiefere Darmabschnitte wandert, können diese Kohlenhydrate nicht mehr vollständig zu Glukose abgebaut werden, sondern dienen den Darmbakterien als Nährboden und sind gesundes Futter für die Darmflora (Darm-Mikrobiom). Wie sich der Verzehr von Hülsenfrüchten auf den Blutzucker auswirkt, sollte individuell überprüft werden (Blutzuckermessung, Beobachtung der CGM-Werte).
Gut zu wissen: Weicht man Hülsenfrüchte für ein paar Stunden in 80 °C warmem Wasser ein, wird der Gehalt blähender Stoffe um bis zu 80 Prozent reduziert. Damit die unverdaulichen Substanzen nicht mitgegessen werden, empfiehlt es sich, das Wasser vor dem Kochen zu wechseln – dies gilt auch für Konserven. Um den blähenden Effekt von Hülsenfrüchten weiter zu reduzieren, kann man etwas Pottasche ins Kochwasser geben oder mit Kreuzkümmel würzen.
Rotes Fleisch und Wurstwaren
Eines der hartnäckigsten Argumente gegen den Konsum von Fleisch ist sein Cholesteringehalt. Wie Sie eingangs bereits lesen konnten, ist dieses Argument vom Tisch, weil Cholesterin nicht mehr als bedenklicher Stoff gewertet wird. Dennoch ist es sinnvoll, den Fleischverzehr zu begrenzen, dies gilt vor allem für rotes Fleisch und verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren. In Untersuchungen zeigte sich, dass ein hoher Konsum dieser Produkte das Risiko für das Entstehen eines Typ-2-Diabetes erhöht.
Lesetipps
- „Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes“, Helmut Nussbaumer, Springer-Verlag, ISBN: 9783662578070, 39,99 €
- „Heimatküche für Diabetiker und alle Genießer“, zusammen mit dem Koch Klaus Neidhart hat der Bestsellerautor und gebürtige Badener Hans Lauber 44 Traditionsrezepte verfeinert und verschlankt: www.kirchheim-shop.de
Wenn es um den Verzehr von Fleisch/Fleischprodukten geht, spielen neben nachteiligen gesundheitlichen Gründen, beispielsweise verursacht durch Nitritpökelsalz, auch ökologische sowie tierethische Positionen eine Rolle. Es ist deshalb in mehrfacher Hinsicht sinnvoll, seinen persönlichen Fleisch- und Wurstkonsum zu überdenken.
Natürlich kann auch mal ein Schweinebraten auf den Tisch kommen. Greifen Sie aber statt zu Aufschnittwurst besser zu kaltem Braten, Puten- und Geflügelwurst, bevorzugen Sie dazu echtes Vollkornbrot, Gemüse und Salat.
Ein Ei – was ist schon dabei?
Eier sind reich an Cholesterin und somit ein Risikofaktor für Herzinfarkt – das stimmt so heute nicht mehr; der Forschungsstand hat sich gewandelt, Empfehlungen haben sich geändert. Heute heißt es: Täglich ein Ei zu essen, schadet nicht. Ein Omelett mit Pilzen, Kräutern, Gemüse oder Räucherlachs, das den Blutzuckerspiegel nicht erhöht, ist schnell zubereitet. Ergänzt mit einem knackigem Salat sollte es häufiger auf den Speiseplan kommen.
Tipp: Ersetzen Sie bei hohen Zuckerwerten nach dem Frühstück doch ein Stück Brot einmal durch ein Frühstücksei. Sie werden eine vergleichbar gute Sättigung spüren, aber deutlich niedrigere Werte messen.
Lust auf Schokolade?
Schokolade ist gar nicht so übel wie ihr Ruf: Der Kakao liefert dem Körper sekundäre Planzenstoffe wie Polyphenole und Flavonoide. Sie haben positive Wirkungen auf die Blutgefäße. Schokolade mit einem Kakaoanteil ab 80 Prozent, in moderater Menge genossen, könnte sich außerdem günstig auf das Diabetesrisiko auswirken, heißt es in verschiedenen Studien. Vor allem die Bitterstoffe bieten eine Schutzfunktion gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Zudem wirken die sekundären Pflanzenstoffe oxidativem Stress und Entzündungsprozessen entgegen.
Süßungsmittel: Ja zu Erythrit und Stevia
In Europa gibt es 19 zugelassene Süßungsmittel. Auf der Zutatenliste steht meist die Bezeichnung „Süßungsmittel“ oder es stehen dort die entsprechenden E-Nummern (meist 900er-Nummern). Ob und wie sich Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe auf die Gesundheit und den Glukosestoffwechsel auswirken, wird aktuell wissenschaftlich diskutiert.
Günstige Zuckerersatzstoffe scheinen insbesondere der Süßstoff Stevia (Steviolglykoside) sowie der Zuckeraustauschstoff Erythrit zu sein. Beide gelten derzeit, angemessen dosiert, als geeigneter Ersatz und werden zunehmend von den Fachgesellschaften akzeptiert. Um sich nicht noch stärker an den süßen Geschmack zu gewöhnen, lohnt es sich, sowohl den Zuckerkonsum als auch den Konsum von Süßungsmitteln zu reduzieren. Das lässt sich am besten realisieren, indem man die Menge Woche für Woche weiter reduziert.
Was sonst noch wichtig ist
Je mehr Kohlenhydrate Menschen mit Typ-2-Diabetes essen und trinken, umso mehr blutzuckersenkende Medikamente brauchen sie möglicherweise. Wer sich an die hier beschriebenen Empfehlungen hält, reduziert sein Risiko für erhöhte Blutzuckerwerte. Um die geeignete Kohlenhydratmenge zu ermitteln, hat es sich bewährt, nach der Mahlzeit zu messen.
Ergeben sich anderthalb bis zwei Stunden nach dem Essen häufiger Blutzuckerspitzen über ca. 140 mg/dl (7,8 mmol/l), ist es sinnvoll, die Menge stärke- und zuckerhaltiger Lebensmittel zu reduzieren und durch kohlenhydratarme oder -freie Alternativen wie Gemüse, Salat, Nüsse, Hülsenfrüchte, Naturjoghurt, Quark, Ei, Geflügel oder Fisch zu ersetzen.
Schwerpunkt „Typ-2-Diabetes – Was ist das Gelbe vom Ei?“
- Interview: Typgerecht essen bei Typ-2-Diabetes
- Typ-2-Diabetes: Was sollte auf den Teller?
- Nein zu Eiern, Fleisch, Milch und Co – geht das?
- Ernährungstipps: Wahrheit oder Mythos?
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (4) Seite 20-22
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
Keine Kommentare
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 3 Tagen, 12 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-
-
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-

