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Wer übergewichtig ist, kann trotzdem mangelernährt sein. Es fehlen dann keine Kalorien, sondern z. B. Vitamine und Mineralstoffe. Diplom-Oecotrophologin Dr. Astrid Tombek vom Diabetes Zentrum Mergentheim erklärt, was in der Beratung dieser Patienten wichtig ist.
Obwohl es sich widersprüchlich anhört, sind sie im Beratungsalltag keine Seltenheit: mangelernährte Übergewichtige. Trotz zu vieler Kilos ist bei ihnen die Versorgung mit essentiellen Nährstoffen schlecht. Gründe sind fehlendes Wissen über eine adäquat gesunde Lebensweise und der Griff nach minderwertigen Lebensmitteln. Und das so gut wie täglich.
Mangelernährung verbinden viele Menschen mit ausgemergelten Kindern und ihrem Hungerbauch, bekannt aus Entwicklungsländern. Sie leiden meist an einer Protein-Energie-Mangelernährung wie Kwashiorkor oder Marasmus. Auch viele multimorbide Senioren hierzulande leiden an Kachexie, verbunden mit Protein-Energie-Mangel.
Und dann gibt es noch die nicht zu unterschätzende Gruppe adipöser Betroffener. Sie essen zwar regelmäßig weit über ihren Energiebedarf, trotzdem fehlt es ihnen an wertvollen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
Vorerkrankungen, bestimmte Medikamente, schlechte Kauleistung, Verdauungsprobleme oder herabgesetzte Mobilität können Ursachen der schleichenden Entwicklung sein. Jedoch ist der Zustand “mangelernährt” nicht gleich offensichtlich. Ein Patient, der über einen längeren Zeitraum überwiegend leicht kaubare, weiche und ausgekochte Lebensmittel isst, versorgt den Körper nicht ausreichend mit Vital- und Ballaststoffen.
Wer also nur leicht verdaubare, schnell resorbierbare raffinierte Kohlenhydrate – z. B. Weißmehlprodukte, am besten in Kombination mit Fett – als leere Kalorien konsumiert, ist oft betroffen. Das Gewicht steigt stetig, der gesunde Ernährungsstatus sinkt. Schuld sind beispielsweise Süßes, Fettiges und die komplette Bandbreite an Fertigprodukten.
Und hier liegt der Knackpunkt von Essgewohnheiten in westlichen Industrienationen: hohe Energiedichte, gekoppelt mit zu geringer Nährstoffdichte. Daher leiden viele Menschen sowohl dort als auch in modernen Schwellenländern an Übergewicht und Mangelernährung.
Von einer Mangelernährung wird dann gesprochen, wenn bestimmte Nährstoffe fehlen oder in zu geringer Menge vorhanden sind. Zu diesen Nährstoffen zählen neben adäquater Energie auch Proteine, essentielle Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Die Energiedichte ist definiert als Energiegehalt (in kcal oder kJ) pro Gewichtseinheit (wie g oder 100 g) Lebensmittel. Bei der Nährstoffdichte geht es um das Verhältnis von essentiellen Nährstoffen und Energie in der Nahrung. Sie ist definiert als Menge eines Nährstoffs (z. B. in mg) pro Energieeinheit (als kJ oder MJ).
Lebensmittel mit hoher Energie- und geringer Nährstoffdichte:
Lebensmittel mit hoher Nährstoff- und geringer Energiedichte:
Lebensmittel mit hoher Nährstoff- und Energiedichte:
Trotz zu vieler Kilos ist Mangelernährung keine Seltenheit. Insbesondere, wenn Patienten über Wundheilungsstörungen klagen, sollte auch der womöglich schlechte Ernährungszustand berücksichtigt werden. Mit den unten aufgelisteten gezielten und einfachen Fragen lassen sich Ursachen ermitteln, um schnell Abhilfe zu schaffen.
Für den Arbeitskreis Diabetes im VDOE, E-Mail: tombek@diabetes-zentrum.de
Erschienen in: Diabetes-Forum, 2014; 26 (4) Seite 10-12
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