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Vitamine, Mineralien und Spurenelemente sind entscheidend für eine gute Blutzuckereinstellung – was aber oft nicht genügend beachtet wird, wie unser Autor Hans Lauber in seiner Kolumne zu berichten weiß.
Seltsames Paradox: Ohne eine ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen sind keine vernünftigen Diabetes-Werte möglich, es drohen sogar Schäden – und dennoch wird die orthomolekulare Medizin von vielen Ärzten skeptisch betrachtet. Wie wichtig diese Stoffe aber sind, wurde anlässlich des Diabetes-Kongresses 2017 in Hamburg bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ und WÖRWAG Pharma deutlich.
So belegen aktuelle Studien, dass ein Vitamin B1-Mangel Neuropathien fördert. Was dazu führt, dass die Füße schmerzen, kribbeln und brennen. Dabei steigert der gestörte Zuckerstoffwechsel sogar noch den Bedarf an dem Vitamin. Gleichzeitig wird es häufig vermehrt über die Nieren ausgeschieden, was den Mangel verstärkt – ein Teufelskreis, der wiederum Neuropathien begünstigt. Abhilfe kann hier die Einnahme einer fettlöslichen Vorstufe von B1 schaffen, das Benfotiamin, etwa als milgamma protekt, was rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist. Klinische Studien zeigen, dass das Benfotiamin die Neuropathie-Symptome deutlich lindert.
Mich überraschen diese Ergebnisse nicht. Habe ich doch zusammen mit dem Apotheker und Arzt Dr. med. Siegfried Schlett für das Buch ZUCKER ZÄHMEN eine komplette Übersicht aller beim Diabetes wichtigen Vitamine, Mineralien und Spurenelemente erstellt. Die wichtigsten Ergebnisse fasse ich hier noch einmal zusammen.
Als das „Zuckervitamin“ bezeichnet Dr. Schlett, der im Privatärztlichen Naturheilkundezentrum Aschaffenburg praktiziert B1 – was belegt, welche Schlüsselrolle das Thiamin spielt. Es lindert nämlich nicht nur Nervenschäden, sondern es schützt auch vor Herzschwäche. Denn der chronisch erhöhte Blutzucker lässt die Herzzellen schneller altern und absterben. Benfotiam scheint diese negativen Einflüsse zu neutralisieren und die Widerstandsfähigkeit der Herzzellen gegenüber diabetesbedingten Schäden zu verbessern.
Natürliches Vitamin B1 findet sich vor allem in Sardinen, Lachs, Thunfisch und Vollkornprodukten.
Das „Kraftpaket“ des Körpers ist dieses Vitamin – unterstützt es doch die Energiegewinnung unserer Körperzellen. Erhöhte Blutzuckerspiegel führen aber zu sinkenden B3-Spiegeln, was die Reparaturtätigkeit der Zellen schwächt, den Energiehaushalt lahmen lässt. Die Folge sind Arteriosklerose und Durchblutungsstörungen, was sich in Augenverschlechterungen und Nierenstörungen äußern kann. Auch erhöht sich die Neigung für chronische Entzündungen, etwa der Zehen, der Blutgefäße. Gerade solche Entzündungen stehen aber immer stärker im Verdacht, eine wesentliche Diabetes-Ursache zu sein.
Natürliches Vitamin B3 findet sich in magerem Fleisch, in Thunfischen, Wild und Bierhefe.
Wenn´s um Nervenstörungen geht, spielen die B-Vitamine eine entscheidende Rolle. So ist für eine Nervenregeneration eine gute Versorgung mit den Vitaminen B1, B6 und B12 erforderlich. Vitamin B12 revitalisiert Nervenleitungen und beugt Nervenschmerzen oder gar den gefürchteten Nervenausfallsformen wie Kribbelgefühle und Taubheit vor. Übrigens: Wer das wichtige Diabetes-Präparat Metformin nimmt, hat oft einen B12-Mangel.
Bausteine zur B12-Synthese stecken vor allem in rotem Fleisch, Leber, Makrele, Hering, in Algen und Austern. Aber auch das gute deutsche Sauerkraut ist eine wichtige natürliche Quelle.
Glänzt mit natürlichem Vitamin B12: Sauerkraut
Ein starker Jäger der die Gefäße attackierenden Freien Radikale ist das Supervitamin C, was besonders für Diabetiker wichtig ist. Denn bei ihnen sorgt der durch den oxidativen Stress ausgelöste Schub an Freien Radikale besonders dafür, dass sich in den Gefäßen gefährliche Plaques ablagern, die einen Infarkt begünstigen können. Nur: Untersuchungen der Vitamin-C-Versorgung bei Diabetikern zeigen oft erschreckende Mangelzustände.
Natürliches Vitamin C findet sich in allen FRISCHEN Gemüsen und Salaten. Ganz stark auch in schwarzen Johannisbeeren, Hagebutten, Sanddorn, Äpfeln. Sowie in nicht verkochtem Kohl, der Petersilie und im frisch geriebenen Meerrettich.
Fast schon hormonelle Wirkungen hat dieses basische Universal-Vitamin, das dem Grippe-, Knochen- und Hautschutz dient. Auch lässt ein Vitamin D-Mangel die Gefahr einer Insulinresistenz steigen, und es verringert sich die Insulinausschüttung. Empfehlenswert ist eine gute Versorgung gerade auch für Diabetiker, die Glitazone nehmen, weil dadurch das Osteoporose-Risiko gedämpft wird. Ganz wichtig ist Vitamin D3 für Neugeborene: Denn es ist bekannt, dass je besser die Versorgung ist, desto geringer ist das Risiko, einen juvenilen Typ-1-Diabetes zu bekommen.
Natürliches Vitamin D ist in so wenig prickelnden Produkten wie Dorschleber und Lebertran. Aber auch Hering, Lachs, Sardinen und Kalbfleisch enthalten es. In Pflanzen kommt es nur als Provitamin vor, woraus sich der Körper das Vitamin synthetisiert, was um so besser gelingt, je mehr Sonnenlicht die Haut empfängt.
Sind die Chrom-Speicher gut gefüllt, kann das Insulin seine primäre Aufgabe perfekt lösen: Glukose aus dem Blut als Brennstoff in die Zelle schleusen. Schwächelt die Chrom-Versorgung, zirkulieren die Zuckermoleküle weiter durch die Blutbahnen, es wird mehr dick machendes Insulin ausgeschüttet, Übergewicht droht – und zu viele Pfunde sind eine Hauptursache für den Lifestyle-Diabetes. Auch steht der Chrom-Mangel im Verdacht, die Anlagerung schlechter LDL-Fette an die Gefäßwände zu begünstigen.
Natürliches Chrom schlummert im Vollkornbrot, in Weizenkeimlingen, Bierhefe, Austern, Leber und Hühnerfleisch.
Sportler kennen die segensreiche Wirkung des Mineralstoffs: Leeren sich die Speicher, lässt die Leistungsfähigkeit dramatisch nach, Krämpfe drohen. Auch für Diabetiker ist Magnesium eminent wichtig, denn es ist basisch, dämpft so die Übersäuerung des Körpers, was hilft Entzündungen einzudämmen, die wiederum Stoffwechselstörungen fördern. So wird die Diabetes-Therapie unterstützt.
Natürliches Magnesium enthält: Vollkorngerste, Naturreis, Weizenkleie, Walnüsse, Mandeln, Bananen, stark Kakao-haltige Schokolade und das Kochwasser von Gemüse und Kartoffeln.
Ähnlich wie Vitamin D wirkt auch dieses Spurenelement multifunktionell: Es schützt die Haut, schönt das Haar, entlastet die Leber, stärkt das Immunsystem. Auch für Zink gilt wie für Vitamin B1 ein Paradox: Diabetiker brauchen das Spurenelement besonders dringend, aber der erhöhte Blutzucker führt auch geradewegs in den Zinkmangel – und das hat Folgen: Wunden heilen schlechter, die Infekt-Anfälligkeit und das Entzündungsrisiko steigen – und der Blutzucker gerät außer Balance.
Natürliches Zink kommt besonders stark in Austern und Kalbsleber vor. Auch im Getreide verbirgt es sich, aber der Körper kann es erst richtig aufnehmen, wenn die Körner gekeimt sind, etwa als Weizengras.
Wie messen Sie Ihren Vitalstatus – und wie supplementieren Sie die fehlenden Stoffe optimal? Auf diese Schlüsselfragen weiß Dr. Siegried Schlett die richtigen Antworten. Eine Übersicht, die Sie so umfangreich nur finden in meinem Buch ZUCKER ZÄHMEN – Die fünf besten Therapien bei Typ-2-Diabetes, erschienen im Kirchheim-Verlag.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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